Kreis Bad Duerkheim Ein Veteran verabschiedet sich

An einigen Stellen ist der Speierling schon ganz kahl.
An einigen Stellen ist der Speierling schon ganz kahl.

Abschied von einem Naturdenkmal nehmen heißt es jetzt wohl bald in Meckenheim: Der mächtige Speierling, der südlich in Richtung Haßloch in der Gemarkung des Dorfes noch steht, ist am Absterben.

Am Stamm treiben Baumpilze aus, die Krone ist zum großen Teil schon kahl, lediglich auf der Nordseite des Baumes noch frisches Grün vorhanden: Bei dem großen Speierling in Meckenheim geht es auf das Ende zu. Damit verschwindet der zweite von bis vor wenigen Jahren noch drei Altbäumen. Rückblende: Vor 90 Jahren war der stärkste Speierling in Meckenheim ein Baum mit 2,40 Meter Stammumfang, wie der Neustadter Pflanzenkundler Julius Wilde in seinem 1936 erschienenen Buch „Kulturgeschichte der rheinpfälzischen Baumwelt und ihrer Naturdenkmale“ berichtet. Der knorrige 110-jährige Veteran mit einer Baumhöhe von 15 bis 16 Metern stand an der Landstraße Mußbach-Meckenheim, kurz vor Meckenheim. Und weiter heißt es in dem Buch: „Es finden sich in Meckenheim nach amtlicher Zählung von 1929 noch weitere 60 Bäume von ein bis 2,20 Meter Umfang.“ Auch der jetzt sterbende Baum hat respektable Ausmaße: Drei Männer braucht es, um ihn zu umspannen. 1993 Baum des Jahres Der Speierling ist einer der wenigen „männlichen“ Bäume der deutschen Sprache. Wilde führt den Namen der Stadt Speyer (ursprünglich Speier) und des Speyerbachs auf die althochdeutsche Bezeichnung Spiraha für den Speierling zurück. 1993 war er „Baum des Jahres“, was seinem Bestand ersichtlich gut getan hat. Wurde doch eine breite Öffentlichkeit auf den schönen, inzwischen aber auch sehr selten gewordenen Speierling aufmerksam. 1988 gab es in ganz Deutschland nur noch gut 4000 Exemplare dieser heimischen Baumart. Dazu gesellten sich jedoch in den nächsten zehn Jahren allein schon 600.000 junge Speierlinge. Charakteristisch für die Art sind die auffälligen weißen Blüten, die eine gute Bienenweide sind und das sehr schwere, harte Holz, das früher unter anderem zur Herstellung von Kelterpressen, Wagenachsen und -speichen verwendet wurde. Aus den kleinen apfel- oder birnförmigen Früchten lässt sich ein etwas erdig schmeckender Edelbrand gewinnen. Die Meckenheimer Destillerie Rheinwald bietet ihn als Rarität an. Zusammen mit der nah verwandten Elsbeere wird der trockenheitsverträgliche Speierling in Zeiten des Klimawandels als Baum mit Zukunft angesehen. Von der Stadt Neustadt wurden deshalb in den vergangenen Jahren mehrere Exemplare an Straßenrändern gesetzt. „Wenn man ihn heute bei uns, vor allem in Meckenheim, so hegt und pflegt, dass man die Bäume in Zahl und Größe als die bedeutendsten in Deutschland bezeichnen kann, so geschieht es, weil man daselbst die alten Bäume als seltene Pflanzen erkannt, sie ob der Eigenart und Schönheit ihrer Blätter und ihres ganzen Baues und nicht zum wenigsten auch aus Stolz über den Besitz solch seltener Pflanzen liebgewonnen hat“, schreibt Wilde. Mit Baumpflanzungen an der Rödersheimer Straße und besonders auf der Streuobstwiese an der Schleit setzte die Gemeinde in den vergangenen Jahren die Anbautradition nahtlos fort. Zum Ausklang des Obstwiesenprojekts in zwei, drei Jahren können Baumpaten erneut Speierlinge setzen.

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