Kreis Bad Duerkheim DL4PW: Freinsheims Direktdraht zur Welt

Aus dem Erdbeben in Nepal musste sich Helmut Luckow noch heraushalten. Rein funktechnisch. Seine nagelneue Richtfunkantenne ist zwar montiert, aber noch nicht angeschlossen. Nächste Woche, so denkt der Freinsheimer, steht die Welt ihm wieder offen. Etwa zweimal die Woche durchstreift er sie regelmäßig. Per Kurzwelle, im Frequenzbereich von drei bis 25 Megahertz (MHz). Auf Zickzack quasi. Der 70-Jährige ist einer von rund 50.000 Amateurfunkern bundesweit.

Sein neuer „Beam“ – so heißt der Signalmast aus Alustreben, zu deutsch Strahl – fällt einem fast automatisch ins Auge, wenn man sich im Freinsheimer Westen dem Mandelgarten nähert. Nachbarn – zumindest in einem konkreten Fall – ist sie gar ein Dorn im Auge. Weil sie in ausgefahrenem Zustand knapp zehn Meter hoch ist. Keine Schönheit, klar, ein Gestänge eben. Aber bei weitem nicht so wuchtig und hässlich wie herkömmliche Mobilfunkantennen. Wie auch immer: Luckow weiß Recht und Gesetz auf seiner Seite. „Das Hobby des Amateurfunkers ist das einzige, das gesetzlich reglementiert ist“, sagt er. Denn das Sendemonopol in Deutschland hat der Staat. Davon gibt er Lizenzen an Amateurfunker ab. Von der Bundesnetzagentur gibt’s ein internationales Rufzeichen dazu. Jeder Funker rund um den Globus weiß: DL4PW, das ist Helmut Luckow. Und zwar seit fast 30 Jahren. Seine Frau Ingrid (66) hat die Prüfung vor gut zehn Jahren ebenfalls absolviert – „gefunkt“ zwischen den beiden hatte es zuvor allerdings auf allgemein bekannte Weise ... „Vor kurzem hatte ich mal einen Kollegen von den Falkland-Inseln dran, also etwa 14.000 Kilometer entfernt“, sagt Luckow – damit man einen Sinn für die Distanzen bekommt. Weltweit bewegen sich rund sechs Millionen Amateurfunker durch den Äther. Man muss sich das so vorstellen, dass die Funkwellen sich im ständigen Zickzack zwischen Erde und Hemisphäre voranbewegen, die sie jeweils reflektieren. Im Grunde unaufhaltsam. Wenn bei anderen Funkübertragungsarten längst nichts mehr geht, Amateurfunk funktioniert immer noch. Weshalb jeder Astronaut auf der Raumstation ISS eine Amateurfunkprüfung absolviert haben müsse. „Einen Draht und eine Batterie“, mehr brauche der Funker nicht, sagt der Bundeswehrreservist, beruflich früher im BASF-Marketing tätig. Gut, aus dem All bis zur Erde wird das kaum reichen. Die Wellen kämen zwar wohl an, die Verbindung wäre aber ziemlich „tot“. Jetzt also hat Luckow einen modernen Sendemast, und der entspricht den gesetzlichen Vorgaben. Bis zehn Meter hoch darf ein Mast ausgefahren werden, gemessen wird dies am Fuß. Hätte er ihn auf dem Dachfirst, zählten die zehn Meter ab dort. So steht er vor der Giebelwand des Einfamilienhauses im Mandelgarten. Der Hersteller bestätigt 3,70 Meter Grundhöhe, plus Ausfahrhöhe 6 Meter. Luckow hat sie nach eigenen Angaben auf 5,75 Meter reduziert, um durch Umbauten nicht über 9,95 Meter hinauszukommen. Unter anderem habe er bei Endmontage und Justage die oberen Antennen, ursprünglich drei Meter lang, gegen solche von 1,80 Meter ausgetauscht. So hat er es an die Kreisverwaltung als Genehmigungbehörde geschrieben und darum gebeten, dies gegebenenfalls nachzumessen. Denn ein Mitarbeiter des Kreises hatte vor Ort den Eindruck gewonnen, als sei der Mast höher. Der hat jetzt auch Richtwirkung, ist dementsprechend drehbar. Amateurfunker sind nämlich nicht nur in den Katastrophenschutz eingebunden, sondern ihre Anlagen haben auch allgemeine Notruffunktion. Und nach dem ersten schweren Erdbeben neulich in Nepal, um auf den Eingangssatz zurückzukommen, wurde das Medikamenten-Manegement großteils über Amateurfunker abgewickelt. In diesem Sinne hat Freinsheim mit DL4PW demnächst wieder einen direkten Draht zur weiten Welt. (psp)

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