Kreis Bad Duerkheim Beton von oben

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Mindestens elf Fahrzeuge sind im Februar beschädigt worden, als von einer Brücke über der A 65 bei Deidesheim Flüssigbeton auf Autos und Fahrbahn lief. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankenthal sind noch nicht abgeschlossen.

Dass der Unterboden seines Fahrzeugs seit dem 18. Februar mit Beton überzogen ist, erfuhr ein RHEINPFALZ-Leser aus Ludwigshafen, der seinen Namen in der Zeitung nicht lesen möchte, erst drei Wochen später. Da wurde er in der Werkstatt danach gefragt. An jenem Tag im Februar hatte er nach einem Ausflug in die Südpfalz auf dem Nachhauseweg auf der A 65 in Höhe der Abfahrt Deidesheim einen heftigen Schlag gegen sein Fahrzeug gespürt. Im letzten Moment hatte er noch eine Aufschüttung auf der Fahrbahn bemerkt, die „wie ein Spargelhügel“ quer über die Straße verlaufen sei. Er hielt auf dem Seitenstreifen an, „wie viele andere Autofahrer auch“. Doch von außen war kein Schaden sichtbar, weder an seinem Fahrzeug noch an denen der anderen. Der Mann fuhr weiter – nicht ahnend, dass an der Unterseite seines Fahrzeugs gerade eine Schicht Beton eintrocknete. Nach Auskunft eines Sachverständigen sei an seinem Auto, das vor dem Vorfall noch einen Wert von rund 2800 Euro gehabt habe, wirtschaftlicher Totalschaden entstanden, sagt der Mann. Der Beton sei aggressiv und schädige auch die Leitungen. Der Ludwigshafener hat deshalb Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Nicht als Einziger. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal, die in der Sache wegen „Baugefährdung“ ermittelt, geht von elf Geschädigten aus. Der Ludwigshafener allerdings glaubt, dass die Anzahl der Betroffenen sehr viel höher ist. „Das müssen Tausende gewesen sein.“ Das Problem sei wohl, dass viele den Schaden noch gar nicht bemerkt hätten. Seiner Ansicht nach hätten „Polizei und/oder Baufirma“ einen Aufruf starten müssen, damit mögliche Betroffene auf den Schaden aufmerksam werden. Stattdessen habe er das Gefühl, dass „gemauert“ werde. Sein Anwalt habe bis heute nicht erfahren, welche Baufirma an der Brücke gearbeitet hat. Seinen Namen will der Mann nicht nennen, weil er fürchtet, bei der Schadensregulierung Nachteile zu erleiden. Der Flüssigbeton war ausgetreten, weil bei Sanierungsarbeiten am Nachmittag die Verschalung nachgegeben hatte. Die Polizei Edenkoben hatte darüber gegen 18 Uhr informiert, zu dem Zeitpunkt waren die Reinigungsarbeiten noch in Gang, die rechte Fahrspur war gesperrt. Der Pressemeldung zufolge wurden „kurz vor 16 Uhr mindestens vier Fahrzeuge“ beschädigt. Der Ludwigshafener allerdings gibt an, dass er die Stelle bereits gegen 14.30 Uhr passiert habe. An der Brücke bei Deidesheim ist am vergangenen Wochenende nochmals gearbeitet worden, dieses Mal war die Autobahn allerdings gesperrt – in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Laut Landesbetrieb Mobilität, der für die Autobahn zuständig ist, handelte es sich um andere Arbeiten als im Februar. Bei den aktuellen Arbeiten sei ein Gerüst nötig gewesen, das auf der Fahrbahn aufgebaut werden musste. Außerdem habe nicht ausgeschlossen werden können, dass Teile von der Brücke herabfallen. Im Februar dagegen sei auf der Oberseite des Brückenbauwerks betoniert worden, ein Vorgang, der „routinemäßig ohne Einschränkungen des darunterliegenden Verkehrs“ erfolge. Zu dem ausgetretenen Flüssigbeton will der Landesbetrieb Mobilität sich nicht äußern, weil die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft noch nicht abgeschlossen sind. (kkr)

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