Karlsruhe „Zugspitze in Bruchsal“

Testreihen am neuen Klima- und Höhensimulationsprüfstand für Motoren und Geräte am Institut für Energieeffiziente Mobilität (IEE
Testreihen am neuen Klima- und Höhensimulationsprüfstand für Motoren und Geräte am Institut für Energieeffiziente Mobilität (IEEM) der Hochschule Karlsruhe am Standort Bruchsal.

Mit einer Höhe von 2962 Meter ist die Zugspitze der höchste Berg in Deutschland. Normalerweise herrscht auf dem Gipfel ein Luftdruck von 692,80 Hektopascal und die durchschnittliche Temperatur lag im vergangenen Jahr bei minus 3,9 Grad Celsius. In Bruchsal beträgt der Luftdruck knapp 1000 Hektopascal und dank der milden Temperaturen ist die Region um die Kreisstadt geradezu prädestiniert für den Spargelanbau. Trotzdem werden hier Extreme getestet.

Auf dem Bruchsaler Campus der Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft gibt es einen neuen Klima- und Höhensimulationsprüfstand des Instituts für Energieeffiziente Mobilität (IEEM). Dort kann der Luftdruck beim Testen von Motoren auf rund 650 Hektopascal abgesenkt werden, das entspricht dem Druck in 3500 Metern Höhe. „Wir haben die Zugspitze nach Bruchsal gebracht“, freut sich Maurice Kettner von der Institutsleitung über den in Eigenregie erbauten Prüfstand. Bei den Klimasimulationen haben die Wissenschaftler ebenfalls eine große Bandbreite, denn das Temperaturspektrum im Innern der zylindrischen Kammer reicht von arktischer Kälte bei minus 26 Grad Celsius bis zu tropischer Hitze bei plus 40 Grad Celsius. In den kommenden Wochen werden auf dem Prüfstand zunächst einmal die Motoren des schwäbischen Kettensägenbauers Andreas Stihl AG & Co. KG auf Herz und Nieren getestet. „Die Motorsägen müssen auch bei Waldarbeiten in Sibirien oder beim Einsatz in den Bergen störungsfrei funktionieren. Stotternde Motoren kann sich ein Weltmarktführer nämlich nicht leisten“, sagt Institutssprecher Peter Neugebauer. Bislang mussten die Motorenentwickler für Tests unter Extrembedingungen in die Alpen, die Wüste oder den hohen Norden fahren. Nun könne der Einsatz in Höhe, Kälte und Hitze auch in Bruchsal simuliert werden, freut sich Neugebauer über die Inbetriebnahme des ersten derartigen Motorenprüfstands in Deutschland. Vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden Entwicklung und Bau des Prüfstands mit 300.000 Euro gefördert. Um die Testreihen unter möglichst realistischen Bedingungen durchzuführen, wurde das Innere der Kammer mit jeder Menge Technik ausgestattet. Sensoren liefern die Klimadaten in Echtzeit auf dem Bildschirm, eine mechanische Einrichtung zieht auf Knopfdruck die Anreißleine der Gerätemotoren und über ein Belüftungssystem wird Frischluft in der gewünschten Temperatur zugeführt. „In einem Kühlhaus können solche Versuche nicht gemacht werden. Da würden die Tester nach wenigen Minuten an den Abgasen ersticken“, so Neugebauer. Der nächste Entwicklungsschritt ist die Anbindung der Prüfstandsteuerung ans Internet. Der Grund: Bei Kaltstarttestserien müssen die Prüfer zwischen den einzelnen Startvorgängen warten, bis der Motor komplett abgekühlt ist. „Das kann bis zu zwei Stunden dauern und mit einer Internetbedienung kann man diese Versuche auch von zuhause oder von unterwegs durchführen“, sagt Kettner. Doch auch bei Hochschulprojekten kommt der Klima- und Höhensimulationsprüfstand künftig zum Einsatz. Gemeinsam mit Stihl, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie der MOT Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft wurde am IEEM bereits das Projekt „Bio-Gerätebenzin für Kleinmotoren“ initiiert. Nun sollen Biokraftstoffe aus den Entwicklungsabteilungen des KIT im Bruchsaler Labor auch auf ihre Eignung unter Extrembedingungen getestet werden. Der aus regenerativen Rohstoffen wie Stroh oder Abfall hergestellte Öko-Sprit ist nach Neugebauers Ansicht nämlich nicht nur für den Einsatz in Kleingerätemotoren geeignet, sondern kann auch einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige Mobilität leisten. „Der Wirkungsgrad von Bio-Benzin ist teilweise deutlich höher als der von fossilen Energieträgern“, betont Neugebauer. Mit einem Liter biologischem Kraftstoff könne ein Kleinwagen nämlich bis zu 100 Kilometer weit fahren und damit ist ein solches Fahrzeug nach Neugebauers Einschätzung deutlich umweltfreundlicher als ein Elektroauto

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