Karlsruher Fächer Wird Karlsruhe von der Bahn abgehängt?

Der Weihnachtsmarkt in Karlsruhe.
Der Weihnachtsmarkt in Karlsruhe.

Und der Verlierer ist: Karlsruhe. Zum Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn gibt es wieder viele Änderungen, von denen „auch Baden-Württemberg profitiert“, wie es in der entsprechenden Meldung der Deutschen Bahn heißt.

Bei genauerem Blick fällt aber auf, dass in diesem Zusammenhang sehr, sehr häufig von Stuttgart die Rede ist. Samstags schneller ab Stuttgart an die ostfriesische Küste. Einige ICE fahren von Hamburg künftig nach Stuttgart und nicht mehr nach Karlsruhe, wie bisher. Es entfallen Fernverkehrszüge auf den Pendlerstrecken nach Stuttgart und nach Heidelberg/Frankfurt und auch der einzige ICE von Offenburg über Karlsruhe nach Stuttgart ist Geschichte. Und dann steht da auch noch die Sanierung der Riedbahn an. Drei Wochen lang wird im Januar „geübt“, was im Sommer der Normalfall wird. Züge müssen dann spätestens ab Mannheim eine Umleitung fahren und der Flughafen Frankfurt kann dann von Karlsruhe aus nicht mehr direkt erreicht werden. Ein Bus ab Mannheim oder die S-Bahn ab Frankfurt Hauptbahnhof stehen als Alternativen zur Auswahl. Die „Übung“ ist Vorbereitung, die eigentlichen Arbeiten folgen ab Mitte Juli bis Mitte Dezember. Fahrten ab Karlsruhe beispielsweise nach Hamburg, dauern dann – auch ohne Verspätungen - mindestens sechseinhalb Stunden. Es gab Zeiten, da ging das deutlich unter fünf Stunden. Immerhin: Richtung Basel soll es keine weiteren Verschlechterungen geben. Von Verbesserungen ist aber auch keine Rede.

Christkindlesmarkt

Es gab mal eine Zeit, bevor in Karlsruhe eine - wenn auch kleine – U-Bahn gebaut wurde. Damals war es so, dass sich auf dem Marktplatz in den Wochen vor Weihnachten die Menschenmassen ganz enorm drängten. Der Christkindlesmarkt lockte und die Stadtbahnen fuhren mitten durch. Ein Wahnsinn, dem sich Fahrerinnen und Fahrer der Bahnen damals aussetzten. Dann begann die große Baustellenzeit und der Christkindlesmarkt musste auf den Friedrichsplatz umziehen. Sehr zum Verdruss der Marktbeschicker, die ihr Geschäft bedroht sahen. Doch es sollte nur für wenige Jahre so bleiben und dann gehe es zurück auf den Marktplatz, wurde von der Politik versprochen. Aus wenigen Jahren ist ein rundes Jahrzehnt geworden und es sieht danach aus, als gäbe es noch eine Verlängerung. Denn längst haben nicht nur die Budenbetreiber, sondern auch die vielen Besucherinnen und Besucher den Christkindlesmarkt auf dem Friedrichsplatz schätzen und lieben gelernt. Inzwischen gibt es massive Widerstände gegen eine komplette Rückkehr auf den Marktplatz.

Besser sei gar, alles auf dem Friedrichsplatz zu konzentrieren, heißt es heute aus Schaustellerkreisen. Die „Betonwüste“ Marktplatz habe nun mal keinen Charme. Das ist nichts Geringeres, als eine 180-Gradwendung, die da binnen eines Jahrzehnts hingelegt wurde. Aber vielleicht sollte man dem neuen Marktplatz doch erst mal eine Chance geben, wieder zum Wohnzimmer der Stadt zu werden. Zumal gegen eine Komplettverlagerung auf den Friedrichsplatz spricht, dass es in der „Fahrradstadt“ Karlsruhe nicht gerade wenige Radler gibt, die es nun mal nicht mögen, wenn „ihre“ zentrale Fahrradstraße durch die Innenstadt – die Erbprinzenstraße – über Monate hinweg nicht nutzbar ist. Es wird wohl auf einen Kompromiss hinaus laufen. Ein bisschen Friedrichsplatz und viel Marktplatz mit Verbindung zur Eiszeit vor dem Schloss. Eine Zeit, in der Händler und Händlerinnen nicht ihr hartes Los beklagen, werden wir wohl nie erleben.

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