Karlsruhe „Vielfalt ist etwas Positives“

Traditionell am „Tag der Deutschen Einheit“ öffnen die Moscheen der Bundesrepublik ihre Pforten für Interessierte – so auch in Karlsruhe. Dort hat der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe (DMK) Besucher eingeladen. Vorsitzender der Gemeinde ist Rüstu Aslandur, studierter Physiker und Sozialarbeiter.

„Wir unterscheiden uns von anderen Moscheen dadurch, dass die Predigten allesamt auf Deutsch stattfinden. Das ist uns sehr wichtig, denn wir leben in Deutschland und wollen Teil der Gesellschaft sein“, betont der 54-jährige Rüstu Aslandur. Dies sei aus seiner Sicht ein Zeichen von Transparenz und Weltoffenheit. Eine Auslegung, der offensichtlich nicht allzu viele Moscheen folgen. Zumeist wird auf Arabisch oder Türkisch gepredigt. Die Moschee in der Karlsruher Weststadt gehört keinem Verband an, beispielsweise DITIB, der unter der Kontrolle der trükischen Regierung stehen soll. Die Gläubigen sind vorwiegend junge Frauen und Männer, viele studieren am KIT. „Unsere Gemeindemitglieder sind wohl zu rund achtzig Prozent akademisch geprägt. Einige unserer Gemeindemitglieder leiten das Freitagsgebet an der Universität. Integration und interreligiöser Dialog sind für uns ganz wesentlich“, führt Aslandur fort. Er selbst ist im Migrationsbeirat der Stadt tätig und arbeitet mit zahlreichen Verbänden zusammen, unter anderem mit der christlich-islamischen Gesellschaft der Fächerstadt. Es geht natürlich auch anders. Der bekannte TV-Journalist und Tagesschau-Moderator Constantin Schreiber veröffentlichte erst kürzlich den Beststeller „Inside Islam“. Schreiber, einer der wenigen deutschen Journalisten, der des Arabischen mächtig ist, besuchte 13 Moscheen in ganz Deutschland und hörte sich dort die Freitagsgebete an. Eine davon war die Hagia-Sophia-Moschee in einem Hinterhof der Karlsruher Innenstadt. Die Predigt, die er dort hörte, beschrieb Schreiber als reaktionär, geradezu einem mittelalterlichen Menschen- und Frauenbild verhaftet. Deutschland und seine Werte seien dort negativ skizziert worden. Darauf angesprochen, erklärt Aslandur, dass die Imame, die in anderen Moscheen predigen, meist nicht in Deutschland kulturell sozialisiert worden seien und oft in einer Art Blase leben. „Davon grenzen wir uns ab. Wir pflegen viele Kontakte nach außen. Austausch ist einer pluralistischen Gesellschaft essentiell“, sagt der Karlsruher mit türkischen Wurzeln, der auf der Schwäbischen Alb aufwuchs. Das Problem mit jungen fanatisierten Islamisten sieht er weniger in den Moscheen, sondern eher in der Radikalisierung durch das Internet. Wie progressiv die Moschee des DMK ist, zeigt sich auch darin, dass im Gebetsraum Männer und Frauen gemeinsam beten – zwar nach Geschlechtern getrennt, aber im gleichen Raum. In anderen Moscheen undenkbar. Das sei Teil der Normalität, die beim DMK gelebt würde, sagt Aslandur. „Wenn wir unseren Glauben praktizieren, heißt das ja nicht, dass wir uns von anderen abwenden möchten“, sagt Aslandur und ergänzt: „Vielfalt ist ja etwas Positives.“ Im Netz dmk-karlsruhe.de

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