Kaiserslautern Zum Auftakt in Hochform

Zum Auftakt der neuen Konzertsaison präsentierte sich die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern (DRP) unter der Leitung des aufstrebenden Gastdirigenten Jamie Philips bereits in spielerischer Hochform. Die thematische Klammer bildete die ungarische Volksseele, da die ausgewählten Komponisten Béla Bartok und Zoltán Kodály als Mitbegründer der Musikethnologie musikalische Volksschätze – auch mündlich überlieferte – aus Slowenien, Rumänien und bis Arabien für ihre Konzertzyklen verwendeten.

So Bartóks „Rumänische Volkstänze“, die er erst für Klavier einrichtete, dann orchestrierte: Ständige Takt- und Rhythmuswechsel bei Solo- und Gruppentänzen sowie stampfende Schreit- und ekstatische Schnelltänze bringen im Wechsel immense Schwierigkeiten mit sich. Das Orchester löste diese Aufgaben in blendender Musizierlaune, hochkonzentriert und motiviert. Jeder Tanz erfuhr eine stringente Charakterisierung, wurde genau in Idiom und Tonfall getroffen. Dabei zeigte sich, dass der erst 2013 bei den Salzburger Festspielen debütierende Nachwuchsdirigent Jamie Philips die Zügel straff in der Hand hielt, eindeutige Einsätze gab und so für präzise Abläufe in genauer Koordination einstand. Zudem balancierte er aber auch dynamisch geschickt, was vor allem beim Dialog zwischen Solisten und dem Tuttiklang auffiel. Dagegen schöpfen die „Tänze aus Galánta“ von Kodály aus der ungarischen Volksmusik, wobei Galánta heute allerdings auf slowakischem Gebiet liegt. Die Sammlung bringt verschiedene Bläser-Solisten ins Spiel, vor allem der Part der Solo-Klarinette (Rainer Müller-van Recum) hat ausgesprochen konzertanten Charakter mit kadenzartigen Läufen und virtuosen Umspielungen der Orchesterstellen. Er gab so diesem Klarinettisten reichlich Gelegenheit zu spielerischer Brillanz „all ungarese“; wobei schon Haydn bei Satzbezeichnungen dieses Kolorit einfordert. Wenn man Erich Korngolds Violinkonzert hört, so die Quintessenz der informativen Moderation von Sabine Fallenstein, sollte man seine biographischen „Probleme“ wie Flucht vor den Nationalsozialisten und sein Image als Lieferant von Hollywood-Soundtracks ausblenden. Auch sollte man ignorieren, dass er kompositorisch eine Art Patchwork-Technik mit spätromantischen Anklängen (erinnert etwas an Sibelius’ Violinkonzert), Zitaten aus eigenen Filmmusiken sowie Musikstilen seiner Zeit entwickelt. Denn er war mehr als ein „Paganini aus Hollywood“. Der ungarische Solist Kristóf Baráti nahm sich dieses Konzerts mit Akribie und Esprit an. Er spielte auf einer Stradivari der Stradivari Society Chicago und entlockte ihr mit Akribie und Esprit strahlende Töne in lupenreiner Intonation. Dabei war der Orchesterpart subtil auf diese solistischen Episoden abgestimmt, wobei Dirigent Philips die manchmal übertreibenden Stimmungsbilder des Komponisten nur in dezenter Andeutung entwickelte und nicht überreizte. Dies galt besonders für den furiosen Finalsatz, als Korngold dazu die Musik zur Romanverfilmung von „The Prince and the Pauper“ als Gag – oder Bereicherung ? – einbaute und seine Kritiker irritierte.

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