Kaiserslautern Zu gut für eine Solokarriere

Jeff Beck, der heute 70 Jahre alt wird, ist ein rastloser Musiker, immer auf der Suche nach dem perfekten Ton. So lässt er sich auch nicht auf ein bestimmtes Genre festnageln, spielt lieber eine wilde Mischung aus Blues und Jazzrock, aus Funk, Balladen und Hardrock.

In seiner fast 50-jährigen Musikerlaufbahn hat der englische Gitarrist und mehrfache Grammy-Preisträger zwar nur unregelmäßig Alben aufgenommen, die zudem qualitativ sehr unterschiedlich sind, dennoch genießt er einen exzellenten Ruf. Der Ruhm gilt dem grandiosen Gitarristen, während der Musiker Beck nie eine eigene Identität gefunden hat. Jeff Beck ist das beste Beispiel für einen Musiker, dessen fast grenzenlosen Fähigkeiten auf seinem Instrument der Entwicklung eines individuellen musikalischen Ausdrucks im Wege gestanden haben. Darüber hinaus konnte er durch seine psychische Labilität nie kontinuierlich die Leistung zeigen, die in ihm steckt. Sein Kollege Ritchie Blackmore hat das einmal wie folgt beschrieben: „Jeff Beck lässt es jede Nacht darauf ankommen. Manchmal ist er absolut unbrauchbar, und du wunderst dich, warum er einen so guten Namen bekommen hat. Und ein anderes Mal drückt er mit seiner Gitarre Dinge aus, die du noch nie vorher gehört hast.“ Jeff Beck gehört zum legendären Gitarristen-Dreigestirn, das in den 1960er Jahren aus der britischen Rhythm’n’Blues-Band Yardbirds hervorgegangen ist. Doch während Eric Clapton sich ganz dem Blues verpflichtete und Jimmy Page sein Heil bei Led Zeppelin fand, versuchte sich Jeff Beck immer wieder an Neuem. Ende der 60er Jahre landete er den poppigen Single-Hit „Hi Ho Silver Lining“, gründete später die Jeff Beck Group, zu der als Sänger Rod Stewart und als Bassist der spätere Rolling-Stones-Gitarrist Ron Wood gehörten. Eigentlich sollte diese Band beim Woodstock-Festival spielen, was ihr sicher den Status einer „Supergroup“ beschert hätte – doch Beck löste die Band zwei Wochen vorher auf. Jeff Beck ist nicht der Typ, der sich lange an eine Gruppe binden will. So hatte auch das Trio mit den ehemaligen Vanilla-Fudge-Musikern Tim Bogert und Carmine Appice nur kurze Haltbarkeit, ebenso wie seine Jazzrock-Phase mit dem Keyboarder Jan Hammer. Becks Klasse fiel auch den Rolling Stones auf, die ihn 1974 ins Studio einluden, da sie ihn eventuell als Ersatz für Mick Taylor aufnehmen wollten. Doch Jeff Beck war nicht sehr beeindruckt von den Jams mit den Stones, fühlte sich gar unterfordert: „In drei Stunden hatte ich drei Akkorde zu spielen, und ich brauche etwas mehr Energie hinter mir als das“. Mit Krankheiten hatte Jeff Beck schon zu Zeiten der Yardbirds zu kämpfen. Nach einem Autounfall lag er sogar einmal mit einer Schädelfraktur ein Jahr lang im Krankenhaus. 2010 kappte sich Beck dann die Spitze seines linken Zeigefingers – gleich darauf versicherte er jeden einzelnen Finger mit einer Million Dollar. Die Fingerspitze konnte übrigens operativ wiederhergestellt werden. Trotzdem hat Beck immer wieder gesundheitliche Probleme. So musste er auch seine für dieses Jahr terminierte Europa-Tournee absagen – darunter war auch ein Beck-Konzert am 18. Juli in Stuttgart.

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