Kaiserslautern Wind, Wetter und kalten Fingern getrotzt

Die programmatische Leitidee eines Frühlingskonzertes in dem in voller Blüte stehenden Japanischen Garten wurde durch das passende Repertoire und die angemessene künstlerische Realisierung am Samstag zwar umgesetzt. Die Rahmenbedingungen machten es den Künstlern jedoch schwer.

Für Open-Air-Konzerte dieser Art braucht es Idealisten, die sich über problematische Rahmenbedingungen souverän hinwegsetzen und die dem Wasserrauschen, dem Wind, den kühlen Temperaturen und klammen Fingern ihren schwärmerischen Enthusiasmus entgegensetzen. Die Konzertpianistin Jessica Riemer und ihr musikalischer Mitstreiter Jürgen Kölsch trotzten den widrigen Gegebenheiten vor dem pittoresken Hintergrund der Wasserkaskaden. Die Verlegung des Konzertes an die stark befahrene Ost-West-Achse wirkte sich dabei ebenso nachteilig aus wie die Wahl der Instrumente: Ein E-Piano konnte ohne zusätzliche Beschallung durch weitere Lautsprecher schwer wahrgenommen werden. Die von Jessica Riemer als Zweitinstrument gespielte Violine konnte sich noch weniger gegen den Wind und das zu dieser Stunde erhöhte Flugaufkommen behaupten. Dennoch kamen die lobenswerte Konzeption des Konzertes und die unbestritten hohen interpretatorischen Fähigkeiten der Pianistin voll zum Tragen: Romantische Charakterstücke von Peter Tschaikowski (aus dem Zyklus „Die Jahreszeiten“ – der „Mai“), Robert Schumann („Träumerei“) oder Gustav Lange (Blumenlied) zeigten ein hohes Maß an Sensibilität des hoch differenzierten Anschlags und Expressivität in der Ausformung aller Details. Zusammen mit dem zweiten Pianisten Jürgen Kölsch avancierte ein Walzer zu vier Händen von Johannes Brahms zum Idealfall des romantisch inspirierten und von melodischen Finessen geprägten Vortragsstils. Problematischer war das Geigenspiel Riemers, das vor allem daran litt, dass sich die Interpreten kaum gegenseitig hören konnten. Ihr Geigenton verwischte und das tragende Fundament von Kölschs Klavierpart war bei der „Meditation“ von Jules Massenet kaum als Stütze wahrnehmbar, so dass die beiden Instrumente klanglich nicht verschmelzen konnten. Bei dem Csardas von Vittorio Monti überzeugten die lyrische Einleitung und der erste Teil der bravourösen technischen Passagen; zunehmend war aber der hohe grifftechnische Schwierigkeitsgrad ein Hindernis. Dass Riemer eine Chopin-Interpretin von hohem Rang ist und ihr dessen melodische Finessen, Stimmungsbilder sowie Klangfarben am Herzen liegen, wurde mit einer Konzertetüde, betitelt „Die Bienen“, eindrucksvoll bestätigt. Da blieben hinsichtlich spielerischer Präzision und klanglicher Charakteristik keine Wünsche offen. Geschickt leitete Riemer zu einem weiteren Klassiker über: Rimski-Korsakows berühmter „Hummelflug“ stand Pate für den mit Blues-Elementen versetzten Boogie des amerikanischen Komponisten Jack Fina. Riemer setzte mit einer originellen eigenen Einleitung noch eins drauf und zeigte, dass sie auch improvisieren und variieren kann.

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