Kaiserslautern Wenn die Lupe digital wird

Unter die Lupe genommen: Kita-Leiterin Jelena Wagner zeigt Emma und ihren Freunden, wie sie das Bild, das eine digitale Lupe auf
Unter die Lupe genommen: Kita-Leiterin Jelena Wagner zeigt Emma und ihren Freunden, wie sie das Bild, das eine digitale Lupe aufgenommen und auf ein Tablet projiziert hat, elektronisch verschönern können.

In jedem der vier Gruppenräume der Kindertagesstätte Kinderplanet (Kita) in Miesenbach liegt ein Laptop griffbereit – aber zumindest in einem davon bleibt er im Moment unbeachtet. Dort, im Multifunktionsraum, sind die Kleinen in Experimente vertieft. Sie programmieren einen Roboter, malen mit einem elektronischen Pinsel oder forschen mit einem WLAN-Mikroskop. All diese Materialien sind Bestandteil des digitalen Labors und damit des pädagogischen Kita-Konzeptes mit Schwerpunkt auf digitalen Medien. Auf den ersten Blick sieht die quadratische Holzbox auf Rädern nicht wie ein Roboter aus. Sie steht auf einem auf dem Boden ausgebreiteten Tuch, auf das Felder gezeichnet sind. Der sechs Jahre alte Tristan hat farbige Pfeilsticker in der Hand, die er in die Löcher des hölzernen Kastens vor sich steckt. Sein Ziel: Er will die Sticker so platzieren, dass der Roboter den von ihm vorgegebenen Weg über das Tuch nimmt. Diese Lernstation gehört zum digitalen Kita-Labor, das im November durch eine Spende der Stiftung Pfalzmetall in Höhe von 1000 Euro finanziert wurde. Eine weitere Anschaffung aus den Fördergeldern ist ein sogenannter „AnyBook Reader“, ein Stift, mit dem Gesprochenes aufgezeichnet und abgespeichert werden kann. Dieser Stift kam schon mehrfach zum Einsatz, wie Kita-Leiterin Jelena Wagner berichtet. Exkursionen und Ähnliches werden auf diese Weise mit Stickern, den Stimmen der Kinder und Fotografien in Alben dokumentiert und können immer wieder abgerufen werden. Ein Vorgehen, das den Kindern viel Freude bereitet und auch in der Elternarbeit eingesetzt wird. Tablets sind im Kinderplanet nichts Neues. Seit 2014, als die Kita beim Wettbewerb „konzept m+b“ der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für Medien und Kommunikation den ersten Platz in ihrer Kategorie errang und mit dem Preisgeld von 1500 Euro die ersten Geräte anschaffte, liegen sie in jedem Gruppenraum zusammen mit einer Sanduhr bereit, die eine drei- oder fünfminütige Nutzungszeit vorgibt. Schon Einjährige lernen angeleitet von einer Erzieherin spielerisch den Umgang mit altersgerechten Apps. Doch das neue Tablet mit dazugehörigem Stift und einer Kamera-App, die als digitale Lupe mit 1000-facher Vergrößerung verwendet werden kann, ist eine Besonderheit. „Oh!“, staunt die fünf Jahre alte Emma, als sie damit ihren Pulli und ihre Strumpfhose im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe nimmt. „Schau mal, da sieht man die einzelnen Fäden“, deutet Wagner auf das Display und zeigt Emma, wie sie die Abbildung mit dem dazugehörigen Stift mit bunten Mustern verschönern und ausmalen kann. Genau darum geht es in der Kita: digitale Meiden nutzen, anstatt mit ihnen nur zu konsumieren. „Der Einsatz von Tablets in unserer Einrichtung bietet ein Umfeld, in dem Kinder die Nutzungsmöglichkeiten als vielfältig kennenlernen und die Geräte als Werkzeuge und Hilfsmittel nutzen, um eigene Ideen umsetzen zu können“, erläutert Wagner. Dabei sollen sie die neuen Medien lesen lernen, sich aber auch kritisch mit Inhalten auseinandersetzen. Sie lernten etwa, dass durchaus auch getrickst werden könne, beispielsweise, indem Filme oder Fotos verändert werden. „Wenn ich nicht weiß, wie die Medienwelt funktioniert, kann ich sie auch nicht verstehen“, unterstreicht Wagner. Mit dem Schwerpunkt auf digitale Medien legt die Kita den Grundstein für eine Medienkompetenz, die in Schule, Beruf und auch im Alltag immer wichtiger wird. „Wir möchten die Kinder an die neuen Medien heranführen und sie für die Zukunft fit machen“, sagt Wagner. Das bedeute jedoch nicht, dass dabei auf haptische Eindrücke und analoges Lern- und Lehrmaterial wie Bücher und Spielzeug verzichtet werde. Sie ist überzeugt: „Unser Konzept ist ganz nah am Kind. Neue Medien gehören so selbstverständlich zum Alltag, wie die Puppe oder das Auto.“

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