Kaiserslautern Vom Wandel in der Kirchenmusik

Die Kirchenregierung der evangelischen Kirche der Pfalz hat eine für die Kirchenmusik der protestantischen Landeskirche wichtige Umstrukturierung beraten und eine Beschlussvorlage verfasst. Der Vorschlag des Landeskirchenrates sieht vor, dass Finanzmittel für weitere zwei volle und hauptamtliche Kirchenmusikerstellen in die mittelfristige (fünf Jahre) währende Finanzplanung aufgenommen werden. Dies teilte der Speyrer Kirchenrat Wolfgang Schumacher im RHEINPFALZ-Gespräch mit.

Mit der Erhöhung der 13 Bezirkskantorenstellen auf 15 setzt der Landeskirchenrat ein Zeichen: Das zeige, so Schumacher, den hohen Stellenwert der Kirchenmusik in der pfälzischen Landeskirche, einer von 20 in Deutschland. Somit trägt die Planung der hohen Zahl von Ehrenamtlichen im Kirchenmusiksektor Rechnung, der dem rückläufigen demografischen Trend trotze. Fürs Jahr 2012 nennt Schumacher 12.660 ehrenamtliche Kräfte, die in der evangelischen Kirchenmusik engagiert sind (10.800 vokal, die anderen in Spielkreisen und Posaunenchören). 33 Gospelchöre und die 51 Kirchenchöre zeigen trotz landesweiter Überalterung im Laienmusizierwesen eine stabile, ja teilweise steigende Tendenz. Überschattet wird dies aber von einem kontinuierlicher Rückgang von Kirchenmitgliedern: Den 3000 Austritten stehen jährlich etwa 900 Eintritte gegenüber. Auch die Relation zwischen Sterbe- (7800) und Taufrate (4500) zeige ein Missverhältnis, so Schumacher. Die Kirchensteuer-Einnahmen seien zwar dennoch annähernd konstant, doch verfolge die Landeskirche zwangsläufig einen Spar- und Konsolidierungskurs, um das Problem gleichbleibender Einnahmen bei steigenden Sach- und Personalkosten in den Griff zu kriegen. Daher würden in der Planung 40 Gemeindepfarrstellen abgebaut – ohne Kündigungen, sondern bei auslaufenden Arbeitsverhältnissen. Die geplante Umstrukturierung der Bezirkskantorenstellen basiert auf der Erkenntnis, dass diese bislang trotz gleicher tariflicher Vergütung ungerecht verteilt seien. Schumacher nennt große Bezirke wie Speyer und Germersheim mit 78.000 Gemeindemitgliedern und kleinere wie das Dekanat Lauterecken und Rockenhausen mit nur 28.000 Gemeindemitgliedern. Daher werden die Kirchenbezirke Donnersberg (ehemals Obermoschel und Kirchheimbolanden) zusammen einen Bezirkskantor erhalten. Das beinhaltet, dass der Kantor von Obermoschel, Markus Henz, Otterbach übernimmt, was bislang von der Lauterer Bezirkskantorin Beate Stinski-Bergmann mitbetreut wurde (wir berichteten). Sie konzentriert sich nun ganz auf Kaiserslautern. Konkret bedeutet die Umstrukturierung, dass Choristen in ihrem Ort möglicherweise einen anderen Kantor bekommen können (so soll der Konzertchor von Obermoschel nach einer Übergangszeit vom Kirchheimbolandener Kantor Martin Reitzig übernommen werden). Allerdings relativiert Schumacher die landläufige Befürchtung von sich auflösenden Chören: Einmal gehe das Berufsbild der Kirchenmusiker von Regionalkantoren aus, das beinhalte, dass größere Fahrten (etwa zwischen Pirmasens und Bad Bergzabern) ohnehin schon immer notwendig waren. Und: Jeder Chorist könne bei seinem bisherigen Kantor bleiben, die Bezirksgrenzen seien fließend. Die Konzeption des Landeskirchenrates sieht zehn Kantorenstellen vor, die für 39.000 und mehr Gemeindemitglieder zuständig sind. Liege die Zahl darunter, müssen die Kantoren weitere Zusatzaufträge für die ganze Landeskirche erfüllen wie etwa Kinderchorarbeit oder andere Akzente setzen wie Popularmusik oder in der Ausbildung. (Archivfoto: view)

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