Kaiserslautern Vielfältige Landschaft zu bestaunen

«Obernheim-Kirchenarnbach.» Einen Rundumblick soweit das Auge reicht hat man am höchsten Punkt der Gemeinde Obernheim-Kirchenarnbach. 439 Meter über Normalhöhennull, exakt an der Stelle, an der auch eine der vielen auf der Sickinger Höhe zu sehenden Windkraftanlagen steht, konnte „Auf der Gleichstellung“ dieser höchste Punkt gemessen werden.

Der Flurname „Gleichstellung“ stammt noch aus der Zeit um 1800, als große Teile des Allmendlandes (Wald- oder Weideland, das einer Gemeinde gehört und von allen genutzt werden kann) in Lose aufgeteilt und den Einwohnern mit Gemeinderecht zugesprochen worden waren. Das lässt sich in der von Erich Ohliger verfassten Ortsgeschichte von Obernheim-Kirchenarnbach nachlesen. Die Sickinger Höhe, der nördliche Teil der Westricher Hochfläche, wirkt von hier aus wie eine große, zusammenhängende Hochebene. Man übersieht die von zahlreichen Bächen stark zerschnittene und dadurch in etliche Höhenrücken aufgelöste Landschaftscharakteristik. Dabei sind die Höhenunterschiede auf engem Raum mitunter recht groß. So ist auch zu erklären, dass beim Blick in westliche Richtung der rund 150 Meter tiefer liegende Ort Obernheim-Kirchenarnbach nicht zu sehen ist, sehr gut aber die in sechs bis neun Kilometer Luftlinie entfernten Orte Gerhardsbrunn und Martinshöhe. Sogar die Türme des Kraftwerkes Bexbach sind schemenhaft im Hintergrund noch auszumachen. Der Weg zu der knapp drei Kilometer Luftlinie entfernten Gasverdichterstation Mittelbrunn mutet von hier aus wie ein Spaziergang an. In Wirklichkeit aber müsste zunächst einmal ins Arnbachtal hinab- und dann auf der anderen Seite wieder hinaufgestiegen werden, was den Spaziergang doch ein gutes Stück länger und merklich anstrengender machen würde. Anders ist es bei Weselberg, das von hier aus in südlicher Richtung nur etwa zwei Kilometer entfernt liegt. Spaziergänger müssten der nahe vorbeiführenden A62 folgen und könnten so ebenerdig den Nachbarort erreichen. An manchen Stellen sind beim Blick über die Sickinger Höhe die Taleinschnitte durch Baumbewuchs leicht auszumachen, denn auch das ist charakteristisch für das dortige Landschaftsbild. Der namhafte Autor und Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl beschrieb diese Landschaft schon 1857 in seinem rheinischen Volksbild „Die Pfälzer“ mit dem Begriff „invers“, also als umgekehrte Landschaft: kahle, nahezu ausschließlich für den Ackerbau benutze Höhen und vorwiegend bewaldete oder vereinzelt auch grasbewachsene Hänge zu den schmalen Tälern hin. „Das rührt von den Bodenarten her“, erklärt Erich Ohliger, der als Verfasser der Ortsgeschichte und etlicher anderer Veröffentlichungen nicht nur Land und Leute bestens kennt, sondern als Landwirtschaftsmeister im früheren elterlichen Betrieb auch praktische Erfahrungen mit der Bodenbeschaffenheit sammeln konnte. „Auf der Höhe haben wir eine fruchtbare Schicht des Muschelkalkes, während an den Hängen der mittlere und obere Sandstein hervortritt, der nicht so fruchtbar ist.“ Ein ganz anderes Landschaftsbild zeigt sich an dieser Stelle in Richtung Queidersbach, also in östlicher, nordöstlicher Blickrichtung: Im Vordergrund liegen noch einige Ackerflächen der Sickinger Höhe und direkt anschließend beginnen schon die bewaldeten Bergkuppen des angrenzenden Pfälzerwaldes. Zurzeit sind einige Felder schon abgeerntet. Mais, vereinzelt Raps, Triticale (Kreuzung von Korn und Weizen) und Erbsen warten noch auf ihre Weiterverwendung. „Vor 40, 50 Jahren sind hier auf jedem dritten Acker Kartoffeln angepflanzt worden“, weiß Ohliger zu berichten. „Aber das lohnt sich heute nicht mehr. Auf der Sickinger Höhe gibt es nur noch ganz wenige Landwirte, die Kartoffeln anpflanzen“, erzählt er. Die Serie „Hoch hinauf“ geht es in den Sommerferienwochen im „Marktplatz regional“: zu höchsten Punkten, himmelnahen Orten und auf Dächer.

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