Kaiserslautern Sternstunden mit Sternen

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Der Musikverein Schneckenhausen, vertreten durch Leiter David Punstein, begann vor einem Jahr zusammen mit dem Landespolizeiorchester Rheinland-Pfalz (RLP), vertreten durch Schlagzeuger und Pianist Thomas Humm, ein Benefizkonzert zugunsten der Mehlinger Flüchtlingshilfe zu planen. Samstagabend war es soweit. Zwei komplette Orchester und Musikantenlandpreisträger Roland Vanecek füllten die dörfliche Festhalle mit Musik pur.

Die Stimmung im Saal war kurz und bündig prächtig: hochkarätige Musik in lockerer Atmosphäre neben vertrauten Platznachbarn. Genuss pur. Und manchmal gar zum Wegträumen mit ergreifend komponierter Musik und beseeltem Spiel. Doch Märsche, Medleys oder erfrischende Volksweisen holten die Gefühle ebenso gekonnt wieder zurück, machten munter und bewusst, was jeder Einzelne auf der Bühne vermochte. Euphorischer Applaus sagte alles. Beispielsweise wie wahr so ein Titel wie „Star“ gleich anschließend werden kann. Der Musikverein Schneckenhausen hatte diesen Earth-Wind-And-Fire-Song im ersten Konzertteilprogramm bravourös aufgeführt. Doch der Stern beziehungsweise Star des Abends war ein anderer, ein Schneckenhauser, ein (fast) weltbekannter: Roland Vanecek. Angekündigt als Solist zusammen mit dem Landespolizeiorchester, entpuppte sich der zweite Programmpunkt der zweiten Konzerthälfte als Höhepunkt des gesamten Abends. Ging es da doch um die Uraufführung des ersten von fünf geplanten „Schneckenhäusischen Konzerten“, komponiert von Roland von Schneckenhausen für Serpent und Blasorchester mit Solist Roland Vanecek und gewidmet sowohl seiner Mutter zum 40. Todestag als auch dem Dorf, in dem er und sein Zwillingsbruder Bernhard (geboren 1975 in Frankfurt) deswegen aufwachsen durften. Die Kraft, dieses uralte Serpent-Instrument zu spielen sowie der Klang tief erdiger Stimmlagen kennzeichneten die folkloristischen Ansätze, jazzigen Passagen sowie die sinfonisch-lebhafte Melancholie. Eine Fülle musikalischer Details also, die ebenso harmonisch wie kreativ und melodisch wie suggestiv beim Zuhörer ankamen. Vanecek erntete für sein atmosphärisches Werk begeisterten Applaus, den nur eine Zugabe beenden konnte. Eine gehörige Portion Lob gebührt auch dem Polizeiorchester und Stefan Grefig. Ihnen gelang auffallend leicht und spielfreudig die Vielzahl unterschiedlich akzentuierter Instrumentierungen. In der Programmfolge zeigten Solisten dieses 37-köpfigen Klangkörpers weitere Bestleistungen. Selten wirkte die Schneckenhausener Festhalle so klein bei gleichzeitig so großartig professioneller Musik- und Musizierfülle wie an diesem Abend. Dies ist das Fazit dank des Musikvereins samt jener kreativen Köpfe, ein solches Konzert zu organisieren und dabei ganz nebenbei Wohltat, Mitmenschlichkeit, Musikalität und Heimatgefühl zum Erlebnis zu machen.

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