Kaiserslautern Schwerenöter im Kinderhort

91-74127178.jpg

Das Deidesheimer Boulevard Theater erwies sich am Samstag für das Team des Lautrer Wirtshauses im Bahnheim zum zweiten Mal (nach der Premiere im Mai, wir berichteten) als Glücksgriff. Im Frühjahr machten die Besucher die Erfahrung, dass Liebe nicht nur beglücken, sondern auch bei Diäten helfen kann. Diesmal wurden dem Hauptdarsteller in einer weiteren Komödie mit dem Titel „Kein-OHRhasen“ die amourösen Abenteuer fast zum Verhängnis.

Und das kam so: In der Boulevardkomödie, frei nach dem Kinofilm von Til Schweiger, ist Reporter Ludo (treffend von Boris Stijelja verkörpert) auf der Jagd nach Stars und Sternchen. Privat „wildert“ er gerne in fremden Betten. Der Prolog mit der Eskalation seiner Verfehlungen und der gerichtlichen Verurteilung zu vielen Sozialstunden wurde in der sonst von Petra Mott turbulent und rasant inszenierten Aufführung nicht verständlich genug dargestellt. Da versuchte die Aufführung eine filmische Rekonstruktion und versäumte es, die Inszenierung zu straffen. Weniger Szenen sowie langatmige Dialoge und stattdessen intensivere Charakterisierung würde mehr bringen. Daher beginnt die eigentliche und dann gut inszenierte Aufführung mit der Ableistung der Sozialstunden in einem Kinderhort, wo der Schwerenöter Ludo allerdings auf eine alte Bekannte trifft: Anna, die Leiterin, führt hier ein strenges Regiment und den Neuankömmling wie einen Schuljungen vor und in seine zahlreichen Pflichten ein. Es stellt sich aber heraus, dass die Leiterin (von der Regisseurin selbst in allen Facetten gespielt) eine frühere Mitschülerin war, von Ludo oftmals drangsaliert wurde und sich jetzt rächen will. Dies führt allein schon zu theatralisch wirksamen Spannungen, um so mehr, als sich diese Anna Gozlovski auch noch zunehmend in Ludo verliebt. Bis es allerdings zum obligatorischen Happy End kommt, hat Ludo noch einige Irrungen und Wirrungen in fremden Betten – etwa mit den von Eva Berlejung gespielten Frauentypen – zu bestehen und muss sein Leben ordnen. Der durch variable Bühnendekorationsteile begünstigte, rasche Szenenwechsel bewirkt ein mitreißendes Bühnengeschehen. Die Sprache ist bisweilen provokant obszön, nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Aufführung bezieht durch die Sketche des ebenfalls in verschiedenen Rollen auftretenden Matthias Heckmann wiederholt geschickt das Publikum ein. Dabei verdient der kurzfristig eingesprungene Allrounder Heckmann für seine Verwandlungskünste und verschiedenen Sprachcharaktere ein Sonderlob. Der improvisiert wirkende Charakter einer Stegreifkomödie mit spontanen Reaktionen und szenischen Gags am Fließband sorgen für ein kurzweiliges Vergnügen. Dabei mischen sich die Darsteller auch mal unters Publikum, was die Wirkung noch erhöht. Die beiden Hauptdarsteller stehen für herzerfrischende Spontaneität und Kreativität ein und kurbeln die Handlung unermüdlich an.

x