Kaiserslautern Petry aus der Partei gesungen

Jonas Meyer (links) und Max Kennel von Das Lumpenpack schießen Gags aus der Konfetti-Kanone.
Jonas Meyer (links) und Max Kennel von Das Lumpenpack schießen Gags aus der Konfetti-Kanone.

Die Rückkehr der Konfetti-Ritter ist eingeläutet. Am Freitag kam das deutsche Musik-Comedy-Duo Das Lumpenpack, bestehend aus Max Kennel und Jonas Meyer, mit ihrem dritten Studioalbum „Die Zukunft wird groß“ und gleichnamiger Tour im Gepäck ins Kammgarn-Kasino. Ein Abend voll Klamauk im Doppelpack – mit Verstand, neuen Liedern, „alten Fressen“ und einer Wagenladung Konfetti.

Konfetti! Konfetti überall! Dabei war die Karnevalsaison noch gar nicht angebrochen. Aber wenn die selbst ernannten „Konfettiritter“ eines en masse haben – neben massenhaft Humor –, dann sind es bis zum Rand gefüllte Konfetti-Tüten, -Päckchen und -Shooter. Aber bevor es buntes Papier regnete, regnete es wortwitzige und hin und wieder Rap-lastige Pop-Poesie von Jason Bartsch – Lyriker, Musiker und Slam-Poet aus Solingen. Die genetische Mischung aus einem Hobbit und einem Geschichtslehrer – so hat ihn mal eine Ex-Freundin beschrieben – sinnierte unter anderem über sein ökologisches Fortbewegungsmittel, das „Puky-Fahrrad“, mit dem er im „Jan-Ullrich-Style“, mit „nicer Retro-Look-Visage“ und Fähnchen am Heck durch die Straßen „cruised“. Oder über die coolste Stadt der Bundesrepublik, „4478 Bochum“. Ein bisschen „Twerken“ hier, ein wenig Ideologiekritik und Slapstick-Humor da – die Menge tobte, die Stimmung kochte. Da konnte sich das Lumpenpack im Prinzip entspannt zurücklehnen; die Vorarbeit war getan. Aber das Pack hatte noch ein paar Stimmungsschnipsel im Ärmel – oder eher in der Hosentasche. Wenn zwei Poetry-Slam-Meister – Kennel zweifacher bayerischer Meister (2012 und 2013), Meyer rheinland-pfälzischer Landesmeister 2013 – sich zusammentun, ist lyrischer Schabernack sicher. Drei Jahre nach ihrem „Steil II“-Manöver sind sie mit „Die Zukunft wird groß“ endlich zu einer richtigen Band geworden – heißt: Eine Gitarre, zwei Stimmen, viel Konfetti, Clubs ohne Stühle. Konzert-Comedy nennen sie das. Der eine spielt Klampfe, der andere tanzt und beide singen witzige Lieder über die ulkigen Begebenheiten auf dem Weg von den Mittzwanzigern ins Erwachsenenalter. So ein bisschen ,,wie Modern Talking, nur mit besseren Liedern“, wie „Baader Meinhof, nur ohne Komplexe“, wie Hanni und Nanni, nur ohne Zöpfe. Zusammen gaben sie eine Art Ping-Pong-Match, bauten kecke Wortkaskaden, teilten Peinlichkeiten aus ihrem Leben und verulkten das Publikum nach Strich und Faden. Der erste abendfüllende Gig in Kaiserslautern und kaum Lautrer im Saal! Der eine kam aus Kassel, der andere aus Koblenz, ein gutes Viertel aus Saarbrücken und einer aus Ulm. „Das ist so dumm! Ihr solltet euer Leben einfach besser in den Griff kriegen. Zwischen Ulm und Kaiserslautern liegen zirka sieben Städte, in denen wir dieses Jahr noch spielen“, machten sich das Duo lustig. Nicht nur bei ihren Fans, auch bei ihren Freunden und Verwandten machten sie sich derart beliebt. Batik-Fan Meyer trällerte eine traurige Ballade über seine unglückliche Kleiderwahl. Ja, als männlicher Gast ein Brautkleid zu einer Hochzeit tragen, ist schon ein hartes Stück. Es ging weiter über schlechte Partys und älter werdende intellektuelle Freunde, die Rotschweinschorle, Salat und Panna Cotta servieren statt Bier aus Senfgläsern, und dazu das „Wiegenlied“ von Brahms hören („Guacamole“). Über das kleine wütende Mädchen in uns allen namens „Miriam“. Ach, und natürlich die AfD mit „Eva P.“ – einer musikalischen Hommage an die Tochter von Ex-AfD-Politikerin Frauke Petry. Ja, das „Pack“ liebt es, das politisch rechte Lager zu ärgern. Und scheinbar mit Erfolg! „Wir haben den Song vergangenes Jahr geschrieben und kurz nachdem die Nummer fertig war, ist Frauke Petry aus der AfD ausgetreten – was uns aus dem Stand und ohne jegliche Absicht zu den erfolgreichsten politischen Liedermachern des 21. Jahrhunderts macht“, verkündete Kennel stolz. Die Agenda der „Lumpen“ steht also fest: „Wir schreiben so lange Lieder über die Kinder von AfD-Politikern, bis sie alle ausgetreten sind.“ Natürlich immer mit einer Ladung Konfetti zur Beweihräucherung. Auch an diesem Abend schoss Meyer die bunten Papierschnipsel nach fast jedem zweiten Song. Zum Grande Finale warf er ein Kilo Konfetti ins Publikum zum brüderlichen und schwesterlichen Teilen und gemeinsam-in-die-Luft-Schmeißen. Ein herrliches Abschlussbild; eine lustig-bissige Zugabe obendrauf. Danach fuhr das Duo vermutlich über Berlin zurück nach Stuttgart – einfach weil es schneller ist, als von Kassel, Koblenz und Ulm nach „K`Town“ anzureisen.

x