Kaiserslautern Musik ohne Grenzen und ohne Kompromisse

Am Samstag (21 Uhr) schaffen es die sechs Wandermusikanten mit den Zwillingen Roland und Bernhard Vanecek aus Schneckenhausen „wider enuff uff die Musikantepritsch“ bei der Waldklassik am Felsenweiher im Ruhetal (wir berichteten am Dienstag). Und das mit Brezel (Trompete), Spritz (Posaune), Abknuppche (Tuba) und Schießbud. Die RHEINPFALZ hat in die aktuelle Musikwalze dieser fröhlichen Bardie (altertümlich pfälzisch für Kapelle) reingehört. Der Titel: „Wie Gott uns groove“. Typisch Vaneceks. Die alten Verballhorner.

Die Tuba muht wie eine Kuh, die Trompete wiehert wie ein Schimmel, die Posaune spielt eine Melodie, die den Hörer tief in den Wilden Westen der Pfalz versetzt, in die „Pfälzische Prärie“, so der Titel. Der Hörer fühlt sich direkt heimisch und geborgen unter grunzenden Ochsen und schnaufenden Kühen, während ihn das Schlagzeug über die hügelige Gegend auf und ab zu führen scheint. Dieser erste von 14 Titeln mit knapp 52 Minuten Spieldauer hat etwas Impressionistisches. Die Noten stehen nebeneinander wie Farbtupfer in einem Bild. Wer aus der Nähe schaut, weiß nicht, warum da Rot neben Blau oder Grün neben Orange steht, und doch ist, sobald man ein paar Schritte zurücktritt, alles ein stimmungsvolles Ganzes – ein wunderschönes Stück. Die Wandermusikanten-Kapelle platzt schier vor Spielfreude und der Groove, die körperliche Direktheit und motorische Kraft, ist allgegenwärtig. Beispiel „Da horcht der Bergkönig“. Auf dem Sousafon, normalerweise schwerfällig wie ein Auerochse, spielt Roland Vanecek geschmeidig perlende Linien und grunzt dabei wie der „Bergkönig“ in Edvard Griegs „Peer Gynt-Suite“, als wolle er die Trolle jagen und peinigen. Das Thema setzt nach und nach in den Instrumenten ein, erst im Sousafon, dann immer höher kletternd, lauter werdend, erst wackelnd, dann tanzend und drohend, schließlich peitschend. Doch sie wären die Wandermusikanten, wenn sie den „Bergkönig“ nicht verballhornen und vermischen würden mit dem Volkslied „Horch was kommt von draußen rein“. Voll ungewöhnlicher Dynamik und Vitalität spielen Florian Wehse und Igor Rudyskyy auf der Trompete in „Martin Mambo“, „Swingy Swan“ oder „Fungi Mama“, dass es eine wahre Lust ist. Dabei scheint ihre Kunst, den Trompetenton zu verändern, unerschöpflich, während ihr geschmeidiges Spiel auf Brillanz und Klarheit zielt. Unglaublich beweglich zeigen sich alle vier Bläser auch in „Immer wieder Jazz“, „Achmeds Tune“ oder „El Mariachi“. Nahezu über fließen sie da mit sattem Sound, glühender Emphase und mit einem beeindruckenden Reichtum an Expressionen und Klängen. Mit effektvollen, glissandoartig geblasenen Kadenzen voller extrovertierter erdiger Sounds brilliert immer wieder Bernhard Vanecek auf der Posaune. Zuständig für die Grooves „wie Gott sie schuf“, sind die beiden Perkussionisten Thomas Hammer auf der Surdo sowie Arne Moos auf der Snare Drum. Ihre afrikanische Polymetrie und Polyrhythmik lebt zu einem Gutteil von Auslassungen und Andeutungen, die den eintauchenden Hörer zum Mitspielen und Tanzen animieren. Musik ohne Grenzen und ohne Kompromisse. Das Klangbild ist außergewöhnlich, nein, es ist faszinierend. In keinem Plattenschrank darf diese „Musikwalze“ fehlen. |fk

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