Kaiserslautern „Klingt das wie Mickey Mouse?“

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Die Initiatoren sprechen von einem „fulminanten Erfolg“. Das erste CI-Café in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) war im Februar auf große Resonanz gestoßen. Jetzt steht im Westpfalz-Klinikum das zweite Treffen zum Thema Cochlea Implantate (CI) an. Am Mittwoch, 12. April, sind erneut Betroffene, Angehörige , Fachleute zum Informationsaustausch geladen. Was es mit CI und mit dem Café auf sich hat, erklären HNO-Fachärztin Sabine Bader, Chefarzt Norbert Stasche und die mit Implantat lebende Mit-Initiatorin Patricia Koster-Crumb im Gespräch mit Marktplatz-Mitarbeitern Claudia Groß.

Frau Bader, Frau Koster-Crumb, Sie haben das CI-Café initiiert, Herr Stasche unterstützt als Klinik-Chef das Treffen. Was müssen wir uns unter CI-Café vorstellen? Sabine Bader:

CI steht für Cochlea-Implantat, und das ist der Fachbegriff für das Innenohr-Implantat, das Frau Koster-Crumb trägt. Norbert Stasche: Wichtig ist, dass wir darüber informieren können, welche Möglichkeiten es gibt, hören zu können. Die Indikation für CI ist nicht so weit verbreitet. Was damit gemeint ist, schon; aber nicht, welche Patienten davon profitieren könnten. Jene wissen das oft gar nicht. Man kann das auch bei Restgehör machen. Das war früher ein „No go“. Aber mit anderen Elektroden geht das. Das ist dann eine Kombination aus Hörgerät und CI. Wichtig ist auch: Das Alter spielt bei den neuen Entwicklungen keine Rolle mehr, ebenso wenig, ob die Ertaubung schon länger zurückliegt. Patienten, die einseitig taub sind, können extrem profitieren. Patricia Koster-Crumb: Ich bin seit 16 Jahren auf dem rechten Ohr taub. Die HNO-Ärzte haben immer gesagt, dass man nichts machen kann. Das Richtungshören etwa in Verkehrssituationen – kommt das Auto jetzt von rechts oder von links? – fehlt einem. Man ist nie sicher unterwegs. Und wenn mehrere Leute zugleich sprechen, wird das Verständnis schwierig und man muss von den Lippen lesen. Das ist anstrengend. Jetzt aber ist alles wunderbar. Ich sage immer, die rechte Seite lebt bei mir wieder. Das Gehirn muss das neu lernen. Man zieht nicht das Teil an und dann geht das. Man muss das lernen. Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte. Und wofür ist das CI-Café notwendig? Koster-Crumb: Es ist so, dass man vor der Operation schon Fragen hat, man überlegt hin und her. Bei meiner Reha in der Bosenberg-Klinik in St. Wendel gab es solch ein CI-Café für den Erfahrungsaustausch. Viele Fragen, die die Betroffenen bewegen, können einem nur Implantierte beantworten. Etwa: Hört sich das an wie Mickey Mouse oder ein Roboter? Wie kommt man mit dem Sprachprozessor zurecht? Die nächstgelegenen CI-Cafés sind in Heidelberg und St. Wendel. Hier an der Klinik, wo nun auch implantiert wird, sollte es ebenfalls einen Betroffenenaustausch geben. Da geht es um ganz simple Fragen: Wie komme ich am Flughafen durch die Sicherheitsschleuse? Kann man ein MRT machen lassen? Kann man Sport machen und schwimmen?. Und wie hat sich die Sache angelassen? Bader: Es ist wichtig, Patienten dies als Plattform für den Austausch anzubieten. Und für medizinische Fragen ist immer jemand vom Fachpersonal mit dabei. Es hat tatsächlich hervorragend geklappt beim ersten Café. Das Ganze soll aber nicht wie eine Selbsthilfegruppe sein. Stasche: Es haben sich beim CI-Café auch tatsächlich die gefunden, die zusammen passen. Bader: Wir hatten nicht um Anmeldung geben beim ersten Mal. Und dann waren weit über 20 Personen da. Es war genau so, wie wir uns das gewünscht hatten: Patienten mit und ohne Implantat, solche mit verschiedenen Implantaten, in verschiedenen Kliniken operiert. Auch zwei Hörgeräte-Akustiker sind gekommen. Was steht jetzt an? Bader: Frau Koster-Crumb und ich, haben 2016 bereits Termine für dieses Jahr abgesprochen. Für das nächste Treffen sind Vorträge zweier Therapeuten aus St. Wendel geplant. Das hat Frau Koster-Crumb organisiert. Und auch ein Ingenieur einer Herstellerfirma will kommen. Für Kaffee und Kuchen sorgt übrigens das Haus. Info CI-Café am Mittwoch, 12. April, 16.30 bis 17.30 Uhr, im Wartezimmer der Ambulanz der HNO-Klinik (Gebäude 14) am Westpfalzklinikum.

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