Kaiserslautern Kabarett: Was Die Untiere gerade umtreibt

Blickt auf seine Kindheit zurück: Chef-Untier Wolfgang Marschall (das Foto zeigt ihn 2017 im Edith-Stein-Haus) gibt in seinem ne
Blickt auf seine Kindheit zurück: Chef-Untier Wolfgang Marschall (das Foto zeigt ihn 2017 im Edith-Stein-Haus) gibt in seinem neuen Programm auch Privates preis.

Kann es für Kabarettisten überhaupt Normalität geben? Nun, für Die Untiere stellt sich zumindest organisatorisch am bewährten Veranstaltungsort für die nächsten Programme wieder Normalbetrieb ein.

Nach verschiedenen corona-bedingten Ausweichdomizilen wie Fruchthalle und Veranstaltungshalle des Fritz-Walter-Stadions kehren Wolfgang Marschall und Co. am Mittwoch, 25. Mai, um 20 Uhr wieder ins SWR-Studio zurück. Dennoch ist das Soloprogramm mit musikalischer Umrahmung von Partnerin Marina Tamássy und Allrounder Willi Haselbek an den Tasten ein ganz Besonderes.

Als Barde nimmt Wolfgang Marschall die Rolle einer Spottdrossel in seinem nicht nur nostalgisch verklärten Soloprogramm ein. Er fühlt dieses Mal nicht nur wie üblich dem Zeitgeist den Puls, sondern übt sich auch in nostalgischer Selbstironie, wenn er humoristische Anekdoten aus seinem eigenen Leben und persönlichen Umfeld zum Besten gibt. Marschall schwebt ein skurriles, schräges und schrilles Sittengemälde seiner bisherigen Lebenszeit vor, das seit der Adenauer-Ära Pleiten, Pech, Pannen und Peinlichkeiten zuhauf auftischt, aber nicht nur die aufkommende kulinarische und bacchantische Leutseligkeit aufzeigt.

Pfaffenberg als „Beamten-Ghetto“

Marschall gewährt private Einblicke ins trügerische Familienidyll, das von gesellschaftspolitischen Irrungen und Wirrungen erschüttert wird. Nostalgiker werden bei den aufpolierten Kultsongs vergangener Zeiten auf ihre Kosten kommen und in Erinnerungen an Titel wie „The Sound Of Silence“ oder Welthits von oder mit damals Frank Sinatra schwelgen – auch wenn diese zum Anlass passend umgetextet wurden.

Gleichwohl ergeben die in der Art einer Familienchronik geschilderten Begebenheiten der Familie und ihrer Vorfahren ein interessantes Kapitel der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte an diesen Fallbeispielen. Dabei führt Marschall nach eigenem Bekunden ins Wohnviertel am Pfaffenberg, das damals als „Beamten-Ghetto“ belächelt wurde.

Zwischen Verherrlichung und Wirtschaftsfaktor

Gänzlich anders angelegt ist das nächste Untiere-Programm am Freitag, 10. Juni. Es will mitten hinein in die brandaktuelle ökologische Problematik der Zeit führen. Auf der Bühne steht dann das wieder vollzählige und sogar erweiterte kabarettistische Quartett. Thema ist der deutsche Wald, zwischen romantischer Verklärung und realistischer ernüchternder Bestandsaufnahme. „Titania und die Holzwirtschaft“ nennt sich der Abend, der einerseits von der gepriesenen wie gefährdeten grünen Lunge als auch dem Wirtschaftsfaktor Holz handeln soll. Woid Woife aus Bayern wird als Gaststar erwartet.

Nach einer Sommerpause geht es am 16. September dann mit der Reihe „Ein Untier kommt selten allein“ weiter. Als Gaststar wird dann der Liedermacher Manfred Maurenbrecher erwartet.

Info

„Memoiren einer Spottdrossel“ am Mittwoch, 25. Mai, 20 Uhr, und „Titania und die Holzwirtschaft“ am Freitag, 10. Juni, 20 Uhr, im Emmerich-Smola-Saal des SWR-Studios; Karten sind nur über die E-Mail-Adresse die-untiere@gmx.de zu haben.

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