Kaiserslautern „Ich muss was tun“

„Ein bisschen müssen wir das Ganze ja auf die Schippe nehmen“, sagt Alexander Mühlmann und sägt in Hemd und Krawatte.
»Ein bisschen müssen wir das Ganze ja auf die Schippe nehmen«, sagt Alexander Mühlmann und sägt in Hemd und Krawatte.

„Ich will, dass die Leute mitdenken“, sagt Alexander Mühlmann. Sein Mittel der Wahl ist dabei die Satire. Das Wahlprogramm, mit dem Mühlmann am 24. September bei der Bundestagswahl als Direktkandidat der Partei Die Partei antritt, will zeigen, wie absurd die aktuelle Politik an vielen Stellen ist.

Sonst kommt ihm ja kein Holz in den Kofferraum. Aber heute macht Alexander Mühlmann eine Ausnahme. Der Mann aus Hauenstein, der für Die Partei antritt, hat sein Holz mit zum Termin in Kaiserslautern gebracht und sägt es fachgerecht entzwei – natürlich mit offizieller Genehmigung des Forstamtes. „Holzmachen entspannt mich“, sagt der Pädagoge. „Andere gehen in die Muckibude, ich mach’ Brennholz“, berichtet er. Vor etwa zweieinhalb Jahren hat Mühlmann mit seinen Partei-Kollegen einen Kreisverband in Kaiserslautern gegründet. Zur Partei kam der 46-Jährige einige Jahre zuvor bei der Europawahl. „Aus Notwehr, alles andere ist unwählbar“, sagt er. Früher habe er sich bei den Grünen engagiert, doch der fehlende Umgang mit den Pädophilie-Vorwürfen, das politische Ja zu bewaffneten Konflikten und die Waffenexporte unter der rot-grünen Regierung konnte er nicht mittragen. Die Linke, die sich nie von ihrer PDS-Vergangenheit distanziert habe, sei ebenfalls keine Option. Die übrigen Parteien sind es in seinen Augen ohnehin nicht. Politisch engagieren wollte er sich allerdings weiterhin und sich als elterliches Vorbild nicht komplett aus der Politik verabschieden. „Ich muss was tun“, ist er überzeugt. Es gibt viele Themen, zu denen Mühlmann und Die Partei etwas zu sagen haben. Verpackt in satirische Forderungen, doch immer mit einem Statement zur aktuellen Politik im Hintergrund. „Satire darf nicht peinlich sein“, zieht Mühlmann die Grenze. Satire ist für ihn die Gratwanderung zwischen dem Wunsch, etwas zuzuspitzen, und dem Wunsch, den Fokus auf ein bestimmtes Thema zu lenken. „Ich will, dass die Leute nachdenken“, sagt Mühlmann und packt sein Wahlprogramm aus. „Wir wollen den Saar-Pfalz-Kanal bauen, dann haben wir unser eigenes Korruptions-, äh, Innovationsprojekt“, sagt Mühlmann. Der Kanal – für den das Saarland geflutet werden soll – soll rund fünf Milliarden Euro kosten. „Damit würde er genau so viel kosten wie Stuttgart 21 und wäre genau so sinnlos“, sagt Mühlmann. Egal, ob Kinderarmut, Korruption, Innere Sicherheit, Ökologische Entwicklung oder Terrorismusbekämpfung – Die Partei zeigt mit ihrem Programm, wo ihrer Meinung nach die Schwachstellen der Politik liegen. Etwa im Beruf des Politikers an sich. „Schickt Schäuble in Rente!“, fordert Mühlmann. Ginge es nach seiner Partei, wäre für Politiker nach zwei Legislaturperioden Schluss. Damit diese den Weg zurück in die Gesellschaft finden, plant Die Partei ein Resozialisierungsprogramm, so Mühlmann. „Wir halten den Menschen den Spiegel vor, damit es Klick macht“, sagt der Pädagoge. Dabei darf ruhig gelacht werden. So erscheint Mühlmann zwar in Arbeitsschuhen, Schnittschutzhose, Handschuhen und Helm zum Termin, trägt dazu aber – extra zum Sägen – ein blaues Hemd und eine rote Krawatte. „Ein bisschen müssen wir das Ganze ja auf die Schippe nehmen“, schmunzelt er.

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