Kaiserslautern „Ich hatt’ einen Kameraden“

Wenn deutschlandweit am Volkstrauertag der Opfer beider Weltkriege gedacht wird, veranstaltet die Marinekameradschaft Kaiserslautern traditionell ihre eigene Gedenkfeier am Ehrenmal vor dem Vereinsheim am Blechhammer – so auch am vergangenen Sonntag.

11 Uhr Glasen (siehe Stichwort): Eine steife Brise, um es seemännisch auszudrücken, weht an diesem trüben Novembersonntag über das Gelände. Etwa 40 Zuhörer haben sich rund um die Gedenkstätte der Marinekameradschaft am Blechhammer versammelt. Zur Beginn der Trauerfeier werden die deutsche und französische Flagge auf Halbmast gehisst. Dazu salutieren Angehörige der Marinekameradschaft in Uniform, begleitet von Angehörigen der Reservistenkameradschaft Ramstein-Landstuhl. Es ertönt die Nationalhymne und das Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“. Der erste Vorsitzende Jörg Dillmann beginnt seine Ansprache mit einem Zitat aus einer Rundfunkansprache von Konrad Adenauer: „Frieden und Freiheit, das sind die Grundlagen jeder menschenwürdigen Existenz.“ Das Gedenken an diesem Tag gelte den gefallenen Soldaten und Zivilisten der beiden Weltkriege. Die Erinnerung gelte Menschen, die in Gefangenschaft, auf der Flucht oder im Widerstand gegen die Nazidiktatur ums Leben kamen, sowie jüdischen Mitbürgern, die verfolgt und ermordet wurden. Der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Diktatur lägen zwar lange zurück, aber ihre Schatten reichten noch bis heute, sagt er anschließend. Auch das Ehrenmal am Blechhammer, direkt am Vereinsheim der Marinekameradschaft, ist Zeugnis davon. Dillmann nimmt Bezug auf die unmittelbare Gegenwart und weist darauf hin, dass in Syrien oder Afrika Menschen um ihr Leben kämpfen und in ihrer Freiheit bedroht seien. Alle Konflikte dieser Welt würden uns jeden Abend frei Haus mit der Tagesschau ins Wohnzimmer geliefert. Flüchtlingsströme aus aller Welt seien unterwegs und machten deutlich, dass noch lange kein Frieden herrsche. Längst sei auch Deutschland an internationalen Militäreinsätzen beteiligt, beispielsweise in Afghanistan, dort bereits seit elf Jahren. Dies sei im öffentlichen Bewusstsein kaum präsent. Deshalb käme Gedenktagen, wie dem Volkstrauertag ein hoher Stellenwert zu, weil es gelte, die Opfer vor dem Vergessen zu bewahren und Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Auf die Terroranschläge in Paris eingehend betont er: „Aus ganzem Herzen trauern wir heute auch um die vielen unschuldigen Menschen, die in der Nacht zum Samstag in Paris durch die grausame Terrorserie der IS ihr Leben verloren haben.“ Der Ehrenvorsitzende der Marinekameradschaft Jürgen Ziegler bekräftigt in seiner Ansprache die Verbundenheit und das Mitgefühl mit der französischen Marinekameradschaft Saint Dizier, mit der eine langjährige Partnerschaft besteht. Er legt sodann am Ehrenmal ein Blumenbouquet nieder. Mit der Kranzniederlegung und dem Lied „Il Silenzio“ endet die Zeremonie. Da die Bläser des Vereins bei einer anderen Veranstaltung im Einsatz sind, kommen alle abgespielten Lieder ersatzweise vom Band. (niem)

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