Kaiserslautern Himmelmanns Tosca-Inszenierung in Baden-Baden

Szene aus dem zweiten Akt der „Tosca“ mit Kristine Opolais als Tosca und Scarpias Schergen.

Den Opernbesuchern in der Region ist Philipp Himmelmann durch seine Inszenierungen in Mannheim und Saarbrücken schon seit knapp 20 Jahren ein fester Begriff. Auch im Festspielhaus Baden-Baden hat er seit 2002 schon mehrfach gearbeitet. Nun wird mit Spannung seine „Tosca“ zur Eröffnung der Osterfestspiele am 7. April erwartet.

Vor zehn Jahren hatte Himmelmann just diese Oper von Puccini bei den Bregenzer Festspielen in einer spektakulären Weise auf die Bühne gebracht. Klar, dass er bei den ganz anderen Verhältnissen in Baden-Baden sein Riesenauge von damals, das am Bodensee das Bühnenbild bestimmte, nicht mehr aufbauen wird. Doch seine Sicht auf das Stück sei, so sagt der 55-jährige Theatermacher im Gespräch mit der RHEINPFALZ, grundsätzlich ähnlich. Ja, er empfindet vor dem Hintergrund der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Zustände rund um den Globus den Stoff als aktueller denn je. Es gehe um das Leben in einem Überwachungsstaat, in dem eine Willkürherrschaft am Werk sei. Das Individuum werde negiert in einem solchen Staatswesen. Und auch Tosca und Cavaradossi scheiterten am System, das sie nicht überwinden können. Sie glaubten sich – so Himmelmann – stark, auch durch ihre Kunst, überschätzten sich aber in ihrer individuellen Position und gingen unter. Das System bleibe erhalten. Auch Scarpia schätze sich selbst falsch ein. Er sei stark als Vertreter des Regimes und „perfekt“ in der Ausübung von Gewalt. In seiner sexuellen Begierde nach Tosca aber sei auch er schwach und verwundbar. Philipp Himmelmann ist bei seiner Arbeit, so erzählt er uns in der Pause einer mehrstündigen Beleuchtungsprobe, auf eine realistische Erzählweise bedacht. Er möchte einen „guten Thriller“ zeigen und das Stück spannend auf die Bühne bringen. Zudem lege er auf eine klare Personenführung Wert. Er möchte unter anderem die Figur des Cavaradossi, die häufig im Schatten der Titelpartie stehe, aufwerten und differenzierter als üblich zeigen. In Baden-Baden hat Himmelmann nach einem „Orfeo“ von Monteverdi zwei Mozart-Opern („Cosí fan tutte“ und „Don Giovanni“) und im vergangenen Jahr Boitos „Mefistofele“ in Szene gesetzt. Ein sehr unterschiedliches Repertoire also. Er sei froh über seine breit gestreuten Aufgaben sagt der Regisseur, der auch Professor für Musiktheater in Hamburg ist. Er vertrete verschiedene Erzählweisen und sei nicht an einen Stil gebunden. Vielmehr suche er für jede von ihm in Szene gesetzte Oper nach einer anderen, dem betreffenden Stück angemessenen Bühnensprache. Aparterweise gab es auch vor zehn Jahren im Festspielhaus eine „Tosca“ (inszeniert von Nikolaus Lehnhoff), die nicht zuletzt durch die Bühnenbilder von Raimund Bauer auf andere Weise auch höchst spektakulär war. Bauer ist auch jetzt wieder für die Bühne verantwortlich. Doch, so sagt Philipp Himmelmann, es wird jetzt alles ganz anders aussehen. Auf die Frage, wie denn die Arbeit an der „Tosca“ im Festspielhaus sei, antwortet der Regisseur nur mit einem Wort: „Wunderbar“. Dirigent der „Tosca“ ist Sir Simon Rattle, der bei den fünften Osterfestspielen der Berliner Philharmoniker in Baden-Baden nach „Manon Lescaut“ seine zweite Puccini-Oper einstudiert. Die Titelpartie singt Kristine Opolais, Marcelo Álvarez ist Cavaradossi und Evgeny Nikitin der Polizeichef Scarpia. Info Für alle Vorstellungen der „Tosca“ am 7., 10., 13. und 17. April gibt es noch Karten unter Telefon 07221 3013-101 oder www.festspielhaus.de. Dort gibt es auch Infos zum weiteren Programm der Osterfestspiele mit vielen groß und klein besetzten Konzerten und der Kammeroper „La tragédie de Carmen“.

x