Kaiserslautern Großer Bahnhof für den Neuen

Die zehnte Ausgabe der Podiumsdiskussionen der Freunde des Pfalztheaters stieß am Montagabend in der Theaterlounge auf die erwartete, überaus große Resonanz: Eine illustre Schar aus Künstlern, Kunstanbietern sowie Kommunalpolitikern verfolgte gespannt die Ausführungen des neuen Kulturamtsleiters Christoph Dammann. Ein reger Gedankenaustausch in „kammermusikalischer Triobesetzung“, so RHEINPFALZ-Kulturredakteur und Moderator Fabian R. Lovisa, fand in entspannter Atmosphäre statt.

Als lockeren Einstieg baute Lovisa die verbindende Brücke zwischen dem seinerzeit wegen der Fußball-WM abgesagten ersten Anlauf zu dieser Runde und fragte nach den persönlichen Erlebnissen bei diesem Sportereignis. Weiter fragte er, ob auch im Kulturamt die „Mannschaft“ neu aufgestellt sei und was sich die Kulturbürgermeisterin von ihrem neuen „Trainer“ erwarte. Dr. Susanne Wimmer-Leonhardt betonte, dass das Team sich kongenial ergänze. Dennoch deutete sie bereits einen atmosphärischen Wandel an. Sie stellte einmal mehr das hochwertige Kulturprogramm der Stadt heraus und erläuterte dabei Leuchttürme wie das Pfalztheater. Bei diesem Stichwort erklärte Dammann zunächst, warum ihn nach Stationen wie Köln, Berlin und Lissabon (über die näheres berichtet wurde) sein Weg ausgerechnet an die Lauter verschlug: Er habe früher oft Vorstellungen des Pfalztheaters besucht. Auch fühle er sich, aus einem kleineren Dorf bei Travemünde kommend, in einer kleineren Stadt sehr wohl und sehe hier Perspektiven. Das bisherige Kulturangebot beurteilte er grundsätzlich positiv, bei der Nachfrage von Verbesserungsvorschlägen brachte er zunächst eine Schärfung der Profile der einzelnen Konzertreihen ins Spiel. So befürwortete Dammann eine deutlichere Abgrenzung von Kammerkonzerten, die er teilweise auch auf Sonntag verlegen möchte. Die von ihm optimistisch bewerteten Ergebnisse demografischer Untersuchungen verleiteten ihn zu der Annahme, dass sogar eine Steigerung der Besucherzahlen denkbar sei. Dabei brachte Dammann die sogenannten „Bestager“ in die Gedankenspiele um eine Zunahme der Abonnentenzahlen ein. Letztendlich zeichnete der Kulturamtsleiter also kein Krisenszenario, sondern versuchte Optimismus zu verbreiten. Auf die Frage nach den Inhalten von Konzertprogrammen stellte Dammann seine Vorstellung einer Synthese aus Kernrepertoire und zeitgenössischen Projekten vor, allerdings mit einer Verschiebung hin zu den „großen Repertoirewerken“ der klassisch-romantischen Ära. Dies wohl auch ein Reflex auf den eklatanten Besucherrückgang vor allem bei den Sinfonie- und Kammerkonzerten. Gleichzeitig signalisierte der neue Kulturamtschef Gesprächsoffenheit und versprach, bei jedem Konzert präsent zu sein, um auch den Dialog mit den Zielgruppen zu suchen. Auch sei er auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für interessante Kombinationen wie etwa „Musik und Lesung“ und erinnerte an den in Vergessenheit geratenen Gewölbekeller des Zinkmuseums. Für Attraktionen wie international renommierte Gastorchester, wie es sie in der Vergangenheit durchaus immer wieder gegeben hatte, sah Dammann dagegen keinen finanziellen Spielraum. Dafür müsse man eben nach Frankfurt oder Mannheim fahren. Lovisas Frage nach Publikumsentwicklung (Audience Development) beantwortete er vor allem mit dem Schlagwort der Musikvermittlung. Es reiche nicht ein attraktives Programm anzubieten, man müsse auch bei jedem einzelnen Konzert mit dem „Fähnchen winken“ und es nachhaltig bewerben. So solle mehr Publikum aus dem Umland angezogen werden. Daneben wolle er auch stärker auf Familien zugehen, unter anderem mit familienfreundlicheren Konzertterminen. Wimmer-Leonhardt erinnert in diesem Zusammenhang an die „Erfolgsgeschichte“ der Reihe TIM, Theater im Zink-Museum. Abschließend stellte Dammann das Gewinnen von Sponsoren als wichtigen Teil seiner Arbeit heraus. Mit Spannung wurde die öffentliche Diskussion eröffnet und zwar von Gerd Gaberdan, der den eklatanten Besucherschwund an der „beratungsresistenten letzten Kulturamtsleiterin“ festmachte. Er regte daneben Synergieeffekte im Zusammenspiel mit umliegenden Kommunen an. Eine weitere Stimme aus dem Publikum machte deutlich, dass Filmmusiken mit Projektion nicht von allen als Sinfoniekonzert akzeptiert werde. Hier sah Dammann zwar die Notwendigkeit von klaren Trennlinien, führte aber auch die hohen Besucherzahlen dieser Angebote ins Feld. Einmal mehr wurden Anregungen laut nach besserer Vernetzung von Musikschule, Universität und Schulen, um das Kulturangebot zu vermitteln. Hier zeigte Wimmer-Leonhardt die vielfältigen Bemühungen auf. Peter Tillmanns, ehemaliger Vorsitzender der Freunde der Pfalzgalerie, vermisste die Zielgruppe der 15- bis 30-Jährigen. Dammann bestätigte, dass diese Zielgruppe europaweit fehle, allerdings wachse mit zunehmendem Alter erfahrungsgemäß auch das Interesse an klassischen Konzerten. Auch hier also versprühte der neue Mann im Kulturamt durchaus Optimismus. (rhe)

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