Kaiserslautern Gewaltfrei gegen Gewalt

91-79161673.jpg

„Die internationale Solidarität ist der Schlüssel, um Erfolg zu haben.“ Davon sind Yuichi Kamoshita und Sarasa Aihara aus Okinawa sowie die Britin Maya Evans überzeugt. Auf Einladung der Initiative „Stopp Ramstein Region Kaiserslautern“ besuchte das Trio die Westpfalz. Gäste wie Gastgeber eint das Bedürfnis, sich zu vernetzen, um gewaltfrei den Kreislauf der militärischen Gewalt weltweit zu durchbrechen.

„Ramstein ist ein zentraler Ort für alle möglichen Kriegsaktivitäten. Die Relaisstation für den Drohnenkrieg befindet sich hier bei uns. Die Steuerer am Joystick sitzen in den USA, aber die entscheidende Verknüpfung von Kabel zu Satellit und die Auswertung der Überwachungsdaten passieren in Ramstein“, sagt Konny Schmidt. Der 67-jährige Kaiserslauterer ist bekannt als Organisator und Leiter von Friedensradtouren durch halb Europa. Als Mitstreiter der Initiative „Stopp Ramstein“ – sie trat im September vergangenen Jahres mit einer Demonstration gegen den Stützpunkt erstmals in Erscheinung und ruft für Juni erneut zu einer Großveranstaltung auf – ist Schmidt wie Wolfgang Jung und Fee Strieffler aus Kaiserslautern, Connie Burkert-Schmitz aus Sulzbachtal und der in Bad Dürkheim lebende Mitbegründer der Partei Die Grünen, Roland Vogt, zwei Tage lang Gastgeber der drei Friedensaktivisten Yuichi Kamoshita, Sarasa Aihara und Maya Evans. Die wirken sonst viele Kilometer entfernt: auf der japanischen Insel Okinawa, in Afghanistan und in Großbritannien. Nun tauschen die Friedensaktivisten Ideen aus, lernen voneinander, motivieren sich. Yuichi, ein 32 Jahre alter buddhistischer Mönch, und Sarasa, 29 Jahre alte Leiterin einer lokalen Umweltkampagne, leisten seit zwei Jahren mit Sitzblockaden, Friedensmärschen, internationalen Camps, Plakataktionen, Petitionen, Vorträgen und Diskussionen Widerstand gegen den Aus- und Neubau der US-Militärbasis Camp Schwab/Henoko auf ihrer Heimatinsel. Das Projekt sieht vor, 120 Hektar der malerischen Oura Bay zu verfüllen, in der nach Untersuchungen von Meeresbiologen rund 2500 Tier- und Pflanzenarten leben, darunter 262 gefährdete. „Okinawa ist überall“, betont Sarasa. „Militärische Interessen dominieren die Welt. Es wird Zeit zu zeigen, dass das Militär mit seinem Weg voller Gewalt gegen die Menschen wie gegen die Umwelt nicht immer gewinnen kann.“ „Güte ist sehr wichtig, weil die Welt stark von Gewalt geprägt wird, auch in Japan“, sagt Yuichi. „Auf Okinawa mit seiner schlimmen Geschichte hat man die Wirkung gewaltfreier Aktionen entdeckt und die Bewohner machen zunehmend davon Gebrauch. Im Schnitt kommen jeden Tag 200 Menschen zu den Sitzblockaden, alte und junge.“ Wie der Protest aussieht, zeigen ein Film und zwei Präsentationen, die die beiden Japaner mitgebracht haben. „Bitte verlasst Okinawa. Kommt zurück als Touristen“, steht auf einem Transparent. „Wenn die Demonstranten gegen den Stützpunkt Heneko siegen, könnte das zum Präzedenzfall dafür werden, was sich durch den vereinten Widerstand der Bevölkerung erreichen lässt. Dazu brauchen die Menschen auf Okinawa die Unterstützung der internationalen Friedensbewegung“, betont Yuichi. Eine, die den Demonstranten auf Okinawa zeigen will, dass sie nicht allein sind, ist Maya Evans. Die 35 Jahre alte Britin gehört der Gruppe „Voices for Creative Non-Violence UK“ (Stimmen für kreativen gewaltlosen Widerstand, Großbritannien) an und setzt sich, in Großbritannien wie am Hindukusch, für Frieden in Afghanistan ein. Das hat ihr mehrere Prozesse und Strafbefehle aber ebenso Auszeichnungen eingebracht. „Der US-Drohnen-Krieg muss aufhören“, sagt Evans. „Wenn Kinder in Afghanistan Angst vor blauem Himmel haben, weil das ideales Flugwetter ist, wenn sie die Panik der Eltern erleben, dann befeuert das nur die Spirale der Gewalt. Kinder wollen Drachen steigen lassen, keine Drohnen.“ Die Drohnen, so Evans Überzeugung, könnten ohne Ramstein nicht fliegen und die Kampfflugzeuge nicht, wenn sie nicht in Okinawa aufgetankt würden. „So hängt alles zusammen. Und wir müssen uns ebenso international strategisch aufstellen, wie die Militärs das tun – nur eben gewaltfrei.“ „Wenn es mal losgeht, sitzen wir hier in der Westpfalz auf einem Pulverfass. Das muss uns klar sein“, betont auch Konny Schmidt. Gerade auch deshalb wolle die Initiative nicht nur Informationen über das Geschehen in Okinawa in die Öffentlichkeit tragen, sondern auch das Thema Ramstein aus friedenspolitischer und völkerrechtlicher Sicht stärker als bisher ins Gespräch bringen. Das Thema „ziviler Umbau der Westpfalz“ soll ein weiterer Informationsschwerpunkt sein.

x