Kaiserslautern Gelungene Premiere

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Klappe, die erste: Der Hamburger Franzose Alfons, alias Kabarettist Emmanuel Peterfalvi, lieferte am Donnerstag einen erfolgreichen Auftakt seiner neuen Kammgarn-Reihe „Alfons und Freunde“. Zwischen pointierten Alltagsbeobachtungen, politischen Spitzen, herrlich komischen Umfragen und schwungvoller Musette herrschte beste Stimmung im voll besetzten Cotton Club.

„Heute mein Themaaaaaa“ – zu dieser Ankündigung noch die heiser-zerkratzte Stimme und den nasal-französischen Akzent vorstellen und schon ist klar, von wem die Rede ist: Alfons, der unbeholfen durch die Straßen watschelnde Reporter mit dem „Püschelmiiikro“, seiner orangefarbenen Trainingsjacke und dem zerfledderten Klemmbrett unterm Arm. Das berühmt-berüchtigte „Püschelmikro“ gab es an diesem Abend zwar nur auf der Leinwand zu sehen, dafür fledderte das Klemmbrett live und lustig vor sich hin, während Alfons auf die Bühne watschelte. Es war der erste Besuch des französelnden Reporters im Haus von „Monsieur Kammgarn“ – gemeint war natürlich Kammgarn-Chef Richard Müller. Der Letzte war es aber ganz sicher nicht. Denn obwohl „Monsieur Kammgarn“ warnte: „Attention, Alfons! Wir probieren es ein Mal aus und wenn es leer ist, dann war’s das“, so zitierte der humorige Reporter zumindest, war die knackevolle Hütte mit Sicherheit Bestätigung genug, dass die neue Reihe jede Menge Erfolgspotenzial hat. Nachdem die drei Kammgarn-Stammgäste Guido Allgeier (Gitarre), Vincenzo Carduccio (Piano-Akkordeon) und Pauline Ngoc (Gesang) mit flott-romantischen Musette-Nummern das Programm einleiteten, ging es auch schon los mit den neusten Beobachtungen zur deutsch-französischen und europäischen Freundschaft. „Bevor ich anfange: Gibt es Franzosen hier“, fragte er harmlos in die Runde, woraufhin aus der rechten Ecke ein lautes „Jaaa“ von einer Gruppe Nordfranzosen ertönte. „Das sind die richtigen Faschisten in Frankreich“, bemerkte der Reporter mit schelmischem Grinsen und leitete damit fließend zu den brandaktuellen Präsidentschaftswahlen in Frankreich über. Es hagelte gewitzte Spitzen über die beiden Hauptkandidaten Marine Le Pen, für deren Vater „sogar Hitler zu links war“, und Emmanuel Macron, der als ehemaliger Finanzminister zwar keine Ahnung von Finanzen hat („gut, dass wir in Frankreich auch keine haben“, so Alfons ironisch) aber immerhin seine 24 Jahre ältere Französisch-Lehrerin rumgekriegt hat. „Da sagt der Franzose: Wow, der wird ein großartiger Präsident für Frankreich.“ Eine wahre Freude, dem scheinbar naiv-trotteligen Alfons dabei zuzuhören, wie er mit hintersinnigem Witz und politischem Ernst, mit Vorurteilen und Wahrheiten und vor allem mit französischer Nonchalance und den Fallen der deutschen Sprache jonglierte, ohne je den Ball fallen zu lassen. Seine Geschichten amüsieren und regen gleichzeitig zum Nachdenken an. Genauso wie die unmöglichen Fragen, die er den Menschen auf der Straße stellt und auf die er noch viel unmöglichere Antworten erhält. Zwei exklusive Umfrage-Filmchen, die das TV-Publikum erst demnächst zu sehen bekommt, hatte er mitgebracht. Ein schönes Bild, wie der Reporter selbst im Dunkel neben der Leinwand stand und grinsend die Reaktionen des Publikums mitverfolgte, während die Zuschauer vor Lachen glucksten und brüllten. Es gab aber auch stille Momente. Etwa als der Komiker den rührend-poetischen Brief eines Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg rezitierte. Die Stille im Raum wurde von Alfons mit einer wichtigen Erkenntnis aufgelöst: „Europa wurde als Experiment für den Frieden gegründet, das bereits seit 70 Jahren funktioniert. Also ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber von mir aus können wir sehr gerne das Experiment noch viel weiter laufen lassen.“ Für diesen Kommentar gab es den längsten Applaus an diesem Abend. Die fabelhafte Stimmung zum Schluss machte es amtlich: Einer Fortsetzung der Reihe mit Alfons, voraussichtlich am 21. September, dürfte nichts im Wege stehen.

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