Kaiserslautern Frühlingserwachen in den Kleingärten auf dem Kaiserberg

Elfriede Urschel ist die Vorsitzende des Kleingartenvereins Kaiserberg. Seit 1999 gärtnert sie dort.
Elfriede Urschel ist die Vorsitzende des Kleingartenvereins Kaiserberg. Seit 1999 gärtnert sie dort.

Die Obstgehölze blühen, der Salat sprießt. Es ist unübersehbar: In der Kleingartenanlage auf dem Kaiserberg pulst Leben. Mit dem Regen wär’s aber jetzt mal gut, ist bei einem Rundgang zu hören.

Wer gibt eigentlich den Startschuss in die neue Gartensaison? Sind es die Blumen, die sich nach dem Winter zurückmelden? Sind es die Obstbäume, die gerade überall ihre filigranen, verletzlichen Blüten geöffnet haben? Oder ist es der Rasen, der frisch grün des ersten Schnitts des Jahres bedarf?

Für Elfriede Urschel, Vorsitzende des Kleingartenvereins Kaiserberg, ist ein Kleingarten ein ganzjähriges Urlaubsparadies, das zu jeder Jahreszeit seine Reize hat. Ihr Gärtchen trumpft Anfang April mit allem in perfekter Harmonie auf, was die Seele des Kleingärtners jubeln lässt.

Vorfreude auf die erste Ernte des Jahres

Überall zeigen sich bunte Frühblüher. In den Hochbeeten lässt sich der im Herbst gesäte Feldsalat noch immer ernten. Ein Teil ist allerdings „geschossen“ und nicht mehr wirklich schmackhaft. „Das ist jetzt halt Gründüngung“, hat für Elfriede Urschel alles noch einen Wert. Dank eines Vlieses, das von oben schützt, und warmen Füßen von unten, für die das Hochbeet sorgt, ist der erste Frühjahrssalat schon auf dem Weg. „Lollo wächst schon“, freut sich die Kleingärtnerin auf die erste Ernte des Jahres 2024. Die Radieschen sind auch bereits gesät, schieben noch ein bisschen scheu, aber unübersehbar ihr erstes Grün durch die Erdoberfläche. „Da säe ich immer wieder nach und kann so ganz lange frische Radieschen essen.“ Der Rhabarber sieht bereits zum Anbeißen gut aus und wird wohl bald im Kompott und auf dem Kuchen landen.

74 an Privatleute vergebene Gärtchen gibt es in der Kleingartenanlage auf dem Kaiserberg. Ein weiterer, direkt am Rande der Gartenschau gelegen, wird von den Gärtner-Azubis der Lebenshilfe versorgt. Die sogenannten oberen Gärten gehen laut Urschel auf die aktive Zeit der Kammgarn-Spinnerei zurück. Den Arbeitern wurden damals Parzellen zur Verfügung gestellt, die 1989 den Grundstein der Kleingartenanlage Kaiserberg bildeten. Die unteren Gärten sind im Zuge der Landesgartenschau im Jahr 2000 entstanden.

Bei Regelverstößen greift die Vorsitzende ein

Für jede Parzelle gilt das Bundeskleingartengesetz mit seiner sogenannten Drittelnutzung: Auf einem Drittel des Gärtchens muss Gemüse oder Obst angepflanzt werden. So eine Kleingartenanlage gilt laut Gesetz zudem als öffentlicher Grün-Raum. Durch niedrige Hecken soll sichergestellt werden, dass Spaziergänger in die Gärten hineinsehen können.

„Es ist alles nicht mehr ganz so streng wie noch vor ein paar Jahren“, stellt Urschel klar, dass schon ein bisschen mehr Lockerheit eingezogen ist. Was aber nicht heißt, dass unschöne Ecken, zu hohe Hecken oder völlige Verwahrlosung akzeptiert werden könne. „Da muss man schon auch Worte machen“, formuliert die Vorsitzende, die seit 1999 Kleingärtnerin auf dem Kaiserberg ist. Schließlich stehe sie gegenüber dem Grünflächenamt der Stadt und damit dem Besitzer der Anlage, in der Verantwortung.

Täglicher Besuch gehört für viele dazu

Das „Paradies“ auf dem Kaiserberg gibt es je nach Größe des Gartens von 280 bis 400 Quadratmetern für bis zu rund 50 Euro Pacht im Jahr. Dazu kommen noch 30 Euro Vereinsbeitrag und je nach Verbrauch etwa 60 Euro Wassergeld. Die Warteliste für Garten-Interessenten ist lang. Täglich ist Urschel auf dem Kaiserberg, genau wie viele andere auch. Das Gärtnern sei schließlich keine Arbeit, sondern pure Freude, Austausch und Miteinander – wie Urlaub eben.

Nur mit dem Regen, der seit Anfang des Jahres mehr als ausgiebig fällt, der Wasserzisternen sowie die Bodenschichten gut gefüllt hat, mit dem hadert die Vereinsvorsitzende gerade ein bisschen. „Da ist vieles einfach abgefault“, sagt sie, blickt auf ihre tadellos hochgewachsenen Pfingstrosen und hofft, dass der Regen ein Einsehen hat und die anstehende Blüte verschont.

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