Blickpunkt Feuertaufe für den Kletterturm und die Kletterschüler des HHG

Norbert Lau (Mitte im Regiestuhl) verfolgt den Speedwettkampf der Jugend C, seine Frau Christa (rechts mit Klemmbrett) ist Wettk
Norbert Lau (Mitte im Regiestuhl) verfolgt den Speedwettkampf der Jugend C, seine Frau Christa (rechts mit Klemmbrett) ist Wettkampfrichterin, Sohn Johannes (hinten Mitte) ist der Lehrertrainer der HHG-Kids und Tochter Katrin (zweite Sicherin von rechts) ist Helferin am Turm.

Kletterdeutschland zu Gast in Kaiserslautern. Der erste Wettkampf am neuen Turm an der RPTU Kaiserslautern. Können die Kletterer aus der Region ihren Heimvorteil nutzen und mit der Spitze mithalten? Und klappt alles bei der Premiere?

Norbert Lau ist Mädchen für alles und ständig gefragt. Der Frankenthaler, der beim Landesverband des Deutschen Alpenvereins für den Leistungssport zuständig ist, steht mit Helfershirt am Kletterturm und wird schon wieder angesprochen. „Ich habe gehört, bei Ihnen gibt es Essensmarken“, will eine Betreuerin wissen. Und eine Helferin hofft bei ihm Antwort auf die Frage zu bekommen, wo es die Helfershirts gibt. Lau hat alles im Griff und antwortet ruhig. Er hat Erfahrung in solchen Dingen, auch wenn es der Deutsche Jugendcup der erste Wettkampf am Turm ist. Seit 25 Jahren ist er im Amt. Und der erste Wettkampf an „Peak17“ ist wie die meisten der Kletterwettkämpfe Familiensache.

Seine Frau Christa ist Wettkampfrichterin, sein Sohn Johannes Bundestrainer und Lehrertrainer am Heinrich-Heine-Gymnasium. „Er hat auch alles organisiert“, erklärt der Vater, um davon abzulenken, dass auch er viel mitgeholfen hat.

Hilferuf per Telefon

Dass sich daheim am Familientisch fast alles ums Klettern dreht, ist für ihn normal. Und auch von Vorteil. Kürzer könnten die Wege kaum sein als bei Familie Lau. „Beispielsweise hat mich Johannes angerufen und gefragt, weil sich Rosalie verletzt hat, ob sie Physiotherapie bekommen kann“, erzählt er vom Hilferuf kurz vor dem Wettkampf. Der Vater bewilligte die Mittel sofort, und so konnte die HHG-lerin getaped und ganz gut wiederhergestellt an den Start gehen.

Wie es für sie und ihre Kollegen laufen wird, ist schwer vorherzusagen. Vor allem bei der ersten Disziplin Speed, Klettern an einer genormten Wand auf Zeit und im Duell mit einem direkten Gegner, die es bei der C-Jugend bisher nicht gab. Haben die Kletterschüler der Eliteschule des Sports und die Kletterer des Landesstützpunktes dafür genug und richtig trainiert? Norbert Lau sieht seinen Einsatz auch als Möglichkeit zu überprüfen, wie gut „seine Mitarbeiter“ gearbeitet haben.

Es ist Wettkampfpause. Landestrainerin Monika Retschy, deren Vertrag vor kurzem um vier weitere Jahre, den nächsten Olympiazyklus, verlängert wurde, sitzt auf einer Bierbank, holt kurz Luft im Schatten und strahlt. Für sie hätte die Premiere am Turm nicht besser laufen können. Filipa Knoll ist im Lead-Finale. „Sie ist mega gut geklettert in der Quali. Ich bin mit jedem zufrieden, der hier gestartet ist. Sie haben alle gezeigt, was sie können“, sagt sie.

Rosalie Gieser und Emilia Reuter haben es im Speed ins Viertelfinale geschafft. Ausgerechnet in der Konkurrenz, die aus Sicht von Retschy „eine Wundertüte ist. Die Konkurrenz ist sehr stark aufgestellt. Aber unsere Starter haben sich angestrengt und mitgehalten“, erzählt sie. Die Kletterer aus ihrem Kader konnten erst im Mai am Turm trainieren. Vorher konnte die neue Disziplin nur in Darmstadt oder Saarlouis geübt werden. Dass die Neulinge aus Rheinland-Pfalz trotzdem so weit gekommen sind, „ist schon supergut“, findet Retschy. Dass es Filipa Knoll, Schülerin des HHG, in die Top Ten geschafft hat und am Ende Vierte der weiblichen Jugend B wurde, ist für sie „das i-Tüpfelchen“.

Familie, Freunde, Trainer und die anderen Athleten feuern die Starter am Turm an so laut sie können.
Familie, Freunde, Trainer und die anderen Athleten feuern die Starter am Turm an so laut sie können.

Plötzlich wird es laut

Mit dem Heimspiel am Turm, der Aufregung, seien ihre Kids erstaunlich gut zurechtgekommen. „Es ist schön für sie, dass ihre Familie, ihre Freunde, die Lehrer da sind.“ Als die Lokalmatadore am Turm starten, wird es laut. Sehr laut. Die jungen Kletterer sind aufgeregt, die Eltern filmen und applaudieren stolz und strahlen. Die Kids holen beim Heimspiel alles aus sich heraus. Doch Rosalie Gieser stürzt im Speed-Viertelfinale der weiblichen Jugend C und auch für ihre Klassenkameradin vom HHG, Emilia Reuter, reicht es knapp nicht fürs Halbfinale. Tränen fließen und sofort sind die anderen Kletterschüler da, umringen ihre Viertelfinalisten und drücken sie ganz fest.

Es ist kurz Pause, bevor der Wettkampf weiterläuft. Monika Retschy, Felix Smarsly und Florence Grünewald haben jede Menge zu tun. Sie fangen die Athleten ein, schicken sie „in die richtige Richtung“, erinnern sie daran, dass sie aus der Sonne raus und sich eincremen müssen.

Max Sprenger vom Zentrum für Sport, Gesundheit und Wohlbefinden der RPTU, der ebenfalls seit Monaten ständig am Turm ist und dafür sorgt, dass alles läuft, hat sich mit einem Campingstuhl in den Schatten verzogen, blickt hoch an die Wettkampfwand und nickt zufrieden. Nach einem harten Endspurt läuft alles bis auf ein paar Kleinigkeiten. „Beim Unterstand für den Hubsteiger fehlt noch die Verkleidung und die Toiletten sind noch nicht da. Die kommen wahrscheinlich am Montag.“ Das mit der fehlenden Rückwand merkt keiner. Mit den Holzbalken sieht das Konstrukt urig aus. „Regiehütte“ steht auf einem Schild am Balken. Drin wird an Laptops organisiert und verwaltet. Alles läuft nach Plan.

Und gerade wird es wieder einmal laut. Lukas Ebner von der DAV-Sektion Stuttgart, der spätere Sieger der männlichen Jugend C, hat den Speedrekord geknackt. Im Finale setzt er noch einen drauf und fliegt die Zehn-Meter-Strecke in 4,893 Sekunden hoch. „Das erste Mal, dass ein C-Jugendlicher unter fünf Sekunden bleibt“, erklärt Kommentator Reini Redenyi beeindruckt.

Dass die Athleten der anderen Landesverbände die Nase vorn haben, muss Trainerin Retschy dann auch im Lead mit ansehen, dem Klettern am Seil so weit wie möglich. Ins Finale schafft es keiner ihrer Schützlinge. Julius Metz aus Frankenthal, der immer wieder mit dem Kader trainiert, schlittert in der Jugend C knapp am Finale vorbei, und auch die Mädels der Jugend C tun sich schwer. Was auch an der Routenführung liege. Sonst hätten die Routenbauer sehr gute Arbeit geleistet, aber gerade bei der Jugend C seien ein paar extrem schwere Längenzüge dabeigewesen, meint Retschy.

Hausaufgaben am Turm

Sie ist trotzdem glücklich. „Ich bin superzufrieden mit den Athleten. Sie haben alles rausgehauen. Wir wissen jetzt, woran wir arbeiten können. Die Routen bleiben erst mal drin, und wir werden die nächsten Wochen daran trainieren und noch viel rausholen.“ Sie selbst hat gesehen, was sie sehen wollte. „Es ist nicht viel, was zur Spitze fehlt. Und Potenzial ist bei allen da.“

Johannes Lau kann nach der erfolgreichen Premiere erst mal durchatmen. Er hat „sehr viele positive Rückmeldungen bekommen“ ist aber froh, dass das Wetter mitspielte. Die Kombination aus Eröffnung und zwei Disziplinen in drei Altersklassen sei „grenzwertig“ gewesen. Umso erleichterter ist er, dass alles geklappt hat. Er freut sich für Filipa, die „den besten Wettkampf ihrer bisherigen Karriere“ gezeigt hat, findet es schade, dass es im Lead nicht so gut lief. Er hat aber auch gesehen, wie eng die Leistungsdichte vor allem im Speed ist.

Im Hause Lau wird es jetzt erst einmal etwas ruhiger, aber nur kurz. In zwei Wochen steht für Johannes Lau das Landesfinale des Schulwettbewerbs Jugend trainiert für Olympia“ an. Er organisiert den Wettbewerb für die Kletterer aus der Schule, die im vergangen Jahr im Bundesfinale standen. Für Norbert Lau ist selbstverständlich, dass er dann wieder an Peak17 stehen und Mädchen für alles sein wird. „Natürlich helfen wir unserem Sohn dabei“, sagt er und blickt noch mal hoch zum Turm.

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