Kaiserslautern Für die Ohren und die Beine

Ganz in der Hand kerniger Schotten war übers Wochenende die Burg Nanstein über Landstuhl. Zum vierten Mal fand das Open-Air-Festival der Sickingen Highlander statt und lockte insgesamt über 1300 Besucher an. Bei der Musik des irisch-schottischen Festivals mit insgesamt acht Formationen herrschte eine fantastische Atmosphäre.

Den Anfang machte die Hamburger U2-Tribute-Band 2U. Der Auftritt des Quartetts war zugleich einer der Höhepunkte des Festivals. Mit atmosphärisch dichten Klängen und viel Leidenschaft nahmen die Hamburger am Freitagabend 500 Gäste für sich ein. Traumhaft schönen Rocktiteln wie „I still haven’t found what I’m looking for“, „Where the Streets have no Name“ oder „With or without You“ kann sich eben niemand entziehen. Die Cover-Band kam dem Original dabei so nahe, dass viele Titel fast authentisch klangen. Für Euphorie im Publikum sorgten auch Lieder wie „Pride“, eine Ode an den ermordeten Martin Luther King, und die Hymne „Sunday bloody Sunday“. Stephan Renusch im schwarzen Anzug und mit schwarzer Sonnenbrille imitierte Bono mit zärtlicher Intimität schraubte seine Drei-Oktaven-Stimme oft zu schwindelerregend hoher Bruststimme mit Tönen ekstatischer Reinheit hoch. Dabei hielt er ständig Kontakt zum Publikum und hüpfte wie ein Gummiball. Kein Wunder, dass er am Schluss patschnass geschwitzt war. Seine Begleiter faszinierten durch ein Zusammenspiel detailverliebter Akkordstrukturen. Rhythmusüberlagerungen und Schwebesounds lieferten Gänsehaut pur. Die sirenenartige Gitarre von Christian Henschel, die in schrille, gläsern klingende Sounds hineinwuchsen, der gewitterhexenhafte Bass von Philipp Kraus und die Drum-Attacken von Sascha Heske ergänzten sich perfekt mit Renuschs Gesang. Der Clou aber war, dass die Band zu jedem Titel passende Sounds von den U2-Alben kopiert hatte und sie mitlieferte. Das verfeinerte den Sound ungeheuer. Die anschließend spielende Partyband Murphy’s Law animierte die Besucher mit ihrem Disco-Sound zum Tanzen. Der Sound dieses Septetts aus Schleswig im äußersten Norden ging durch Mark und Bein. Hauke Schulz ließ seine Gitarre bis an die Schmerzgrenze schreien, dazu kam die perfekte Untermalung von Arne Maltzans Bass, Mathias Schwarz’ Schlagzeug und Gunnar Wallings Keyboard, ergänzt um den Gesang von Oliver Meurer. Eine heiße Kanne blies dazu Jonny Möller am Saxofon. Star aber war Nadja Kläschen mit ihrer kehligen Stimme. Im Programm hatten die gar nicht kühlen Nordlichter Titel aus Rock, Pop, Reggae und deutsche Lieder von den 70er Jahren bis heute. Mit 800 Besuchern war das Festival am Samstagabend ausverkauft. Da herrschte ein Gedränge wie auf dem Dürkheimer Wurstmarkt. Mit Shanty-Songs begeisterte der Sängerbund Kindsbach unter Dirigent Markus Kreibiel. Für authentisches schottisches Flair sorgten die Odenwälder Pipes and Drums mit Dudelsack. Aus dem Ruhrpott kamen Scotch 4, die sogar einen Titel in den schottischen Top Ten haben. Sie bestachen mit kraftvollem, frischem Sound, aber auch mit lyrischen Songs. Die junge, aufsteigende Gruppe Skerryvore aus Glasgow, die schon etliche Nachwuchspreise eingeheimst hat, bestach mit Stücken der weltberühmten Gruppe Runrig und heizte dem Publikum noch mal richtig ein. Dabei verstanden es die Jungs vortrefflich, ihre keltischen Wurzeln mit dem Zeitgeist von heute zu düngen. Die Irish Bastards aus Hamburg gaben bis nach Mitternacht noch mal Volldampf und versetzten das Publikum in Begeisterung – unter anderem, weil sie es verstanden, in ihrer Musik die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde einmalig zu mischen.

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