Kaiserslautern Erinnerung an unvergessliche Konzertabende

Wie die Zeit vergeht! Am Freitag, 16. September, 2O Uhr, läuft bereits die zehnte Ausgabe der „Nuit de la Chanson“. Pauline Ngoc als Gastgeberin und die bewährte Stammbesetzung setzen diesmal in der Schreinerei der Kammgarn ihre Erfolgsgeschichte fort. Aus Anlass des kleinen Jubiläums hat Kammgarn-Chef Richard Müller eine CD herausgebracht, die einen Zusammenschnitt aus den schönsten Momenten dieser Jahre darstellt und an dem Konzertabend kostenlos verteilt wird. Die RHEINPFALZ hat schon mal in die Live-CD reingehört.

Natürlich setzen die Chansons auf den Mythos der 1960er Jahre: Jacques Brel und Charles Aznavour dürfen da nicht fehlen. Stimmen, die wie Honig aus dem Lautsprecher tropfen und zwischen Aufgewecktheit und Melancholie pendeln. Jeder Song vermittelt eine emotionale Ausdruckskraft ohne Exzentrik. Der Hörer fühlt sich nahezu authentisch in die „Bar de la Place Edith Piaf“ in Paris versetzt. Vor allem die aus Vietnam stammende Französin Pauline Ngoc macht die Kunstform des Chansons zur Herzensangelegenheit. Sie verkörpert ihre Kunst mit einer Natürlichkeit, die die gewohnten Klischees der Gattung sprengt. Vielleicht ist das das Geheimnis der Ausstrahlung und Kraft dieser Sängerin, jedes Lied mit ehrlicher Intensität zu füllen. Kostproben ihrer Kunst sind „La Boheme“ von Charles Aznavour, „Je l’aime a mourir“ von Francis Cabrel oder „Etrangere“ von Sylvie Vartan. Der Fado „Meu Fado“ von Mariza steht ihrer dunklen, tief melancholischen Stimme besonders zu Gesicht. Den Eingangstitel „Que sont devenues les fleurs“ von Dalida singt Pauline mit der Saarländerin Noemi Schröder zusammen, die als freie Künstlerin in Düsseldorf tätig ist und durch die frische Unbekümmertheit ihrer strahlenden Sopranstimme besticht. Fehlen in dem Album darf natürlich nicht der wunderbare Sänger Philippe Huguet aus Besancan, der die Chansons von Jacques Brel auf seine eigene, großartige Weise interpretiert. „Madeleine“ und „Amsterdam“ versetzen den Hörer in ein Teufelsrad, das sich immer schneller zu drehen scheint. Wie der belgische Star ist Huguet ein charismatischer Rattenfänger, der die unsichtbaren Ketten mit der unbändigen Ausdruckskraft seiner Stimme zu sprengen scheint. Damit weckt der Franzose Brel zu neuem Leben. Ein Trommelfeuer der Gefühle hält den Hörer auch gefangen, wenn Huguet und Pauline Ngoc die Chansons „Que reste-t-il de nos amours“ von Charles Trenet und „Je ne peux plus dire je t’aime“ von Jacques Higelin gemeinsam singen. Nach diesem Strudel der Gefühle braucht man wieder Luft zum Durchatmen. Da sind die ausgezeichneten Einführungstexte von Ina Bartenschlager über Aznavour, Jacques Brel und Francis Cabrel genau richtig. Mit großer Einfühlungsgabe erläutert sie dem Hörer Charakter, Eigenarten und Lebenssituation der Künstler. Großartig auch die begleitende Band mit den groovenden Wolfgang Janischowski am Bass und Michael Lakatos am Schlagzeug, mit dem Meister blitzschneller Soundbrüche und ungewohnter Registerwechsel am Akkordeon, Vincenco Carduccio, sowie dem Zauberer der Melodie, Guido Allgaier, mit seinen harfenähnlichen, schwebenden Tönen auf der Gitarre. In „Indifference“ und „Oblivion“ haben Allgaier und Carduccio die Gelegenheit, sich solistisch profilieren zu können. Für Freunde des französischen Chansons ein durchaus gelungenes Album, das unvergessliche Konzertabende im Cotton Club in Erinnerung bringt. |fk

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