Kaiserslautern „Durchbruch“ zum Ausklang geschafft

Ausgerechnet zum Ausklang hat die Veranstaltungsreihe mit Passionsmusiken in der Lutherkirche ihren „Durchbruch“ geschafft, hat sich am Freitag eine gebührende Resonanz und Akzeptanz mit zahlreichen Konzertbesuchern erarbeitet.

Diese Passionsmusiken setzten sich, angeregt durch die Initiative von Studierenden der Saarbrücker Musikhochschule, mutig mit neuen interpretatorischen Ideen – vor allem hinsichtlich Besetzung und Bearbeitung – auseinander. So bei der Solokantate „Ich will den Kreuzstab gerne tragen“ von Johann Sebastian Bach, als der begleitende Orchesterpart in einer Fassung für Kirchenorgel (mit Simon Graeber) als Melodieträger und harmonische Füllung gleichzeitig sowie Cembalo (Dorothea Riedl) als Continuoinstrument erklang. Ohnehin bildete das Oeuvre von Bach den zentralen programmatischen Mittelpunkt: Zu der komplett aufgeführten Solokantate mit Rezitativen und Arien kamen noch weitere Arien aus der Matthäus-Passion als Ergänzung hinzu. Diese aufführungspraktische Lösung mit der Verteilung von Orchester und Basso Continuo auf zwei dialogisch verbundene Tasteninstrumente bewährte sich an diesem Abend vorzüglich und könnte vom klanglichen wie interpretatorischen Resultat durchaus als empfehlens- und nachahmenswert gelten. Vor allem, wenn – wie hier – so akribisch und harmonisch aufeinander bezogen agiert wird. Beide Instrumentalisten überzeugten durch genaues Zusammenspiel, spieltechnische Solidität und kammermusikalische Transparenz gleichermaßen. Und setzten ohnehin bei dieser neuen Veranstaltungsreihe insgesamt Maßstäbe bei einer Synthese aus stil- und werkgerechter Aufführungspraxis sowie kreativer Auseinandersetzung. Solistisch konnte sich Dorothea Riedl an der Orgel auch bei einem selten zu hörenden Choralvorspiel über „Du, o schönes Weltgebäude“ von Ethel Smyth (1858-1944) nachdrücklich für weitere konzertante und liturgische Aufgaben dieser Art nachdrücklich empfehlen – wenn auch noch manchmal Bruchteile der vollen spieltechnischen Präzision fehlten. Dagegen erwies sich Simon Graeber bei der Passacaglia über einem weiteren Kirchenchoral als Cantus Firmus („Wer nur den lieben Gott lässt walten“) von Johann Nepomuk David als der inzwischen vielfach bewährte Organist, der alle Finessen der virtuosen und figurativen Ausgestaltung gestochen klar und in minuziöser Präzision herausarbeitet. Zurück zu den Rezitativen und Arien von Bach, die den dritten Interpreten des sehr ansprechenden Konzertes einsetzten: Jan Kunold studierte zwischen 1994 und 1999 ebenfalls an der Musikhochschule des Saarlandes. Er sang inzwischen bereits am Mozarteum Salzburg und im Opernchor des Saarländischen Staatstheaters. Zusätzlich blickt er auf eine rege Konzerttätigkeit zurück, die ihn bis nach England führte. Neben den stimmlichen Vorzügen einer sehr ausgeglichen klingenden und angenehm sonor timbrierten Stimmgebung interpretiert Kunold spürbar von den textlichen und davon abgeleiteten melodischen Phrasierungs- und Spannungsbögen her. Auffallend war hier der große gestalterische Atem breit ausschwingender Kantilenen, die von solider Atemführung- und stütze profitieren. So konnte er mühelos die gesangstechnische Spannung halten. Geschmeidige Melismen (Kunstvolle Ausgestaltung von Textsilben) wiesen ihn als einen erfahrenen Kenner des barocken Pathos aus. Bei den Rezitativen gelang ihm eine gute Textverständlichkeit durch eindringlich und scharf pointierte Deklamation. Einziger Wermutstropfen war gelegentlich das Absinken der Intonation nach längeren Phrasen. Dagegen meisterte er mit Bravour selbst die gefürchteten Intervallsprünge von unten in den Diskant und konnte seine Leistung so krönen.

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