Betze-Geflüster Die 8000 Kilometer lange Brücke ins Stadion: Lars Boe bleibt „seinem FCK“ verbunden
Vor drei Jahren ist Boe, der in den USA geboren und in Wallhalben aufgewachsen ist, ausgewandert, zunächst mit Freunden nach Hawaii, dann ist er für den Job weitergezogen, wollte zur Army, wohnt und arbeitet jetzt in North Carolina, ist Fallschirmjäger und in Fort Bragg stationiert. Doch seine Wurzeln liegen in Deutschland, genauer gesagt in der Pfalz, und das hat er nie vergessen, im Gegenteil. Lars Boe denkt auch in der Kaserne ständig an seine pfälzischen Freunde und an den Verein, an den er sein Herz verloren hat.
Um Kontakt zu halten, hat er jetzt eine Serie mit Videos auf YouTube gestartet, genauer gesagt bringt er sich gerade alles schrittweise bei beziehungsweise lässt sich von Freunden helfen und beraten. In Sachen Internet sei er ein „Höhlenmensch“, erklärt er in einem seiner ersten Videos auf YouTube, mit dem er seinen Freunden ein Stück seiner neuen Heimat näherbringen will. Er sitzt im Kajak auf einem See in South Carolina, wo er gerade ein paar Tage ausspannt, trinkt ein Feierabendbier und plaudert drauflos, während die Wellen an die Kajakwand schwappen. Er nimmt seine Freunde mit nach Myrtle Beach an der Ostküste, stellt seine Frau Sylvia vor, mit der er seit September vergangenen Jahres verheiratet ist, erzählt ihnen vom Footballsonntag in den USA, der sowas sei wie der Bundesligasamstag in Deutschland.
FCK-Special
Von Film zu Film werden seine Berichte professioneller. Und mit Video Nummer vier landet er schließlich da, wo er sich am wohlsten fühlt: bei seinem FCK, dem Verein, über den er alles weiß, von Fritz Walter, den er sehr verehrt, bis zum aktuellen Spieltag.
Fußball hat schon immer eine große Rolle in seinem Leben gespielt, erinnert ihn an die Zeit in der Pfalz, wo er von klein auf gegen den Ball getreten hat. Zunächst beim VfL Wallhalben, später beim FV Kindsbach, bei Germania Hütschenhausen, er trainierte die B- und C-Jugend des FV Kindsbach, war zwei Jahre lang Spielertrainer beim FC Mittelbrunn, ging zurück zum VfL Wallhalben und wurde dort zum Vorsitzenden gewählt. Und dann war da dieser Verein, der ihn immer begleitet hat, der ihn bis heute fasziniert, der große FCK. „Ich habe viel Zeit mit meinen Freunden im Stadion verbracht, bin auf Auswärtsspiele gefahren, hatte eine Dauerkarte in Block 8.2“, schwärmt er in seinem FCK-Spezial auf seinem YouTube-Kanal „Über den Großen Teich“. Er hat inzwischen einen Selfie-Stick, zeigt damit die Wand in seinem Büro, das dekoriert ist mit jeder Menge FCK-Utensilien.
Kaffee aus der FCK-Tasse
Es ist 10 Uhr morgens, und Lars Boe trinkt Kaffee – aus einer FCK-Tasse. Im Hintergrund hängt eine FCK-Fahne, die ihm seine Frau geschenkt hat. Worüber er sich riesig gefreut hat, wie er erzählt. Er lässt den Stick über sein erstes Trikot streifen, das er 2019 nach Hawaii geschickt bekam, erzählt ehrfurchtsvoll davon, wie sein Freund, mit dem er auswanderte, vorab sein Zimmer als Willkommensgruß mit FCK-Schals dekoriert hatte. Strahlend hält er ein Fritz-Walter-Sondereditionstrikot in die Kamera und erzählt davon, dass ihm das seine Kollegen von der Polizeiinspektion Kusel als Abschiedsgeschenk überreicht haben. Dann hält er ein Oki-Trikot von 1994 in die Kamera, das er heute noch mit Stolz trägt, wenn er sonntags mit seiner Hobbytruppe kicken geht. „Es ist das einzige, das noch passt. Weil hier die Waschmaschinen anders funktionieren und die Trikots kleiner machen“, erklärt er und grinst verschmitzt.
Lars Boe liebt den Verein, es macht ihm nichts aus, dass er damit so ziemlich allein dasteht in seiner Umgebung, denn er fühlt sich fest verbunden mit der FCK-Familie, auch wenn er aus der Ferne einige Verrenkungen machen muss, um dabei sein zu können, wenn sie ihre Festtage feiert. Wenn der FCK um 14 Uhr spielt, steht er um 7.45 Uhr auf. „Ich freue mich am Wochenende auf die Spiele. Das ist ein Stück Heimat. Und wenn der FCK gewinnt, ist es umso schöner“, erzählt er.
Fernbeziehung
Dass es nicht ganz leicht ist, überhaupt zu sehen, wie sein Verein spielt, trübt seine Gefühle nicht. „Magenta Sport kann ich in den USA nicht abonnieren.“ Deswegen freut er sich, wenn der SWR überträgt. Dann schaut er den SWR über YouTube. Sonst hört der 33-Jährige oft Fanradio, verfolgt die Spiele über den Liveticker. Freunde schicken ihm Videos von den Toren oder aus dem Stadion. „Sie versuchen mich dabeizuhaben“, erzählt er gerührt und es klingt, als würde er dann zumindest in Gedanken mit ihnen in der Westkurve stehen und den FCK anfeuern, 8000 Kilometer entfernt, über dem Großen Teich.