Kaiserslautern Deutungshoheit per Knochenflöte

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Bis es so weit ist, wird zwar noch einiges Wasser den Rhein hinunter fließen, aber ein Schiff wird kommen – mit Musikern an Bord. Am 16. Juli, 20 Uhr, will der Harfenist Rüdiger Oppermann an der Speyerer Rheinpromenade sein Musikprojekt „Rheingold“ aufführen, das im Vorjahr schon in Worms und Landau zu erleben war.

Im Kopf des gebürtigen Bad Kreuznachers und Wahlelsässers hat ein Projekt über den Rhein schon lange herumgespukt, wie er sagt. Mit den Wormser Nibelungen-Festspielen 2015 sei das Vorhaben konkret geworden. Zwei Stunden lang soll „Rheingold“ das Thema umsetzen: horizontal – geografisch auf der ganzen Länge des Flusses – und vertikal, auf einer musikalischen Zeitreise von der Steinzeit an, nachgebaute Eiszeit-Instrumente wie Knochenflöten, Schwirrhölzer und Mundbogen eingeschlossen. Das Musikspektrum soll darüber hinaus den Gesang der Hildegard von Bingen ebenso einschließen wie den Jazz. Der rheinhessische Mundartautor Volker Gallé soll die einzelnen Stationen durch seine Texte miteinander verbinden. Das Speyerer Konzert soll eines von 15 sein, die Oppermann von 8. bis 25. Juli zwischen Basel und Xanten plant. Die Musiker spielen auf einer auf dem am Rheinufer ankernden Schiff befestigten Bühne. Die Zuschauer sitzen am Ufer. Die einzige Aufführung an Land ist am 15. Juli in der Ludwigshafener Lukaskirche geplant. So weit, so klar. Ungleich verschwurbelter kommt dagegen der offizielle PR-Text daher. Da wird unter anderem von Musikern geraunt, die vor dem Thema „Rheingold“ zurückschreckten, weil es von Richard Wagner, Romantik und deutschtümelndem Germanenkult in der Nazi-Zeit besetzt sei. Im Ringen um „Deutungshoheit“ über „unseren Fluss“ ist von Oppermann selbst als „furchtlosem Recken“ die Rede. Gerade so, als hätte es etwa den „Ring“ im Ludwigshafener Pfalzbau nie gegeben. Speyer jedenfalls sollte schon einmal Schauplatz für Monumentales sein: Das Opernspektakel „Der Ring am Rande des Rheins” mit Wagners Hauptwerk „Der Ring des Nibelungen” in einem eigens dafür zu errichtenden Theater am Speyerer Altrhein war für 2008 angekündigt, wegen mangelnden Kartenvorverkaufs jedoch auf 2009 verschoben und schließlich ganz abgeblasen worden. Wer weiß, wozu’s gut war – immerhin wollte Dirigent und Produzent Wilhelm Keitel damals passend zum Weltenfeuer am Ende der „Götterdämmerung” das Theater „kontrolliert abfackeln” lassen. Dergleichen steht bei Oppermanns „Rheingold“ nicht zu befürchten – auch nicht bei schlechtem Wetter. Dann nämlich spielt die Musik in der Speyerer Stadthalle. Nils erklärt Vorverkauf Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 und der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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