Kaiserslautern Burg-Retter gefunden

Die Burg Hohenecken bröselt. In den vergangenen 100 Jahren hat der Nordpalas ein komplettes Stockwerk verloren. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, der Förderverein Burg Hohenecken und die Stadt greifen nun ein: Sie investieren knapp 56.000 Euro in den Schutz des Gemäuers.

Der Aufstieg zur Burg hat es in sich. Steil windet sich der schmale Pfad nach oben. Bis zuletzt verdecken die Bäume den Blick auf die Ruine, deren ältester Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt. Doch anstelle von Raubrittern und Burgfräuleins sammelten sich gestern die Anwohner von Hohenecken auf dem weitläufigen Areal. Ein bisschen aufgeregt, vor allem aber zufrieden. Die Arbeit der vergangenen Jahre trägt Früchte: „Das Dringendste ist jetzt der Nordpalas“, sagt Klaus Meckler und blickt auf die verfallene Mauerkrone. Innerhalb der vergangenen 100 Jahre hat der Nordpalas ein komplettes Stockwerk verloren, sagt Meckler und zeigt zum Vergleich alte Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Mittlerweile ist auch das letzte noch erhaltene romanische Doppelfenster vom Verfall bedroht. Abhilfe soll nun eine Schutzkrone schaffen, die auf die noch erhaltene Mauer gesetzt wird – nach historischem Vorbild. Passende Steine dafür hat sich der Verein bereits gesichert, erzählt Meckler. Als in Hohenecken ein Sandsteingebäude abgerissen wurde, griffen die Vereinsmitglieder zu und brachten die Steine auf die Burg. Nun fehlt noch die passende Spezialfirma, die die Schutzkrone bauen kann. Denn um das alte Mauerwerk historisch korrekt aufzustocken, sind spezielle Techniken nötig, über die nicht mehr jeder Maurerbetrieb verfügt, wie Meckler sagt. Finanziert wird das Projekt von drei Seiten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt sich mit 20.000 Euro. Die Spendengelder der Stiftung werden zu 40 Prozent von den Mitgliedern, zu 60 Prozent von der Lotterie Glückspirale getragen, erläutern Roswitha Chéret von der Stiftung und Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz. „Die Ruine ist ein touristischer Anziehungspunkt und ein überregionales Ziel“, ist Chéret sicher. Doch auch das vielfältige Engagement des Fördervereins habe die Stiftung überzeugt zu helfen. Der Verein selbst beteiligt sich mit rund 16.000 Euro sowie ehrenamtlicher Arbeit an der Restaurierung, berichtet Meckler. Der finanzielle Grundstock dafür stammt aus dem Sommerfest und dem Benefizkonzert 2013. Den dritten Anteil – ebenfalls 20.000 Euro – übernimmt die Stadt Kaiserslautern, berichtet Oberbürgermeister Klaus Weichel, der als städtischer „Hausherr“ der Burg fungiert. Die Bauherrenrechte indes hat die Stadt an den Förderverein übertragen. So kümmert sich der Verein nicht nur darum, dass der Auftrag für die Mauer ausgeschrieben wird, sondern wird auch die Gelder verwalten. Für Weichel ist der Nordpalas jedoch nicht die letzte Aufgabe, die es anzupacken gilt. Die Sanierung des Halsgrabens und der Burgbrücke seien Ziele, die nicht aus den Augen verloren werden sollten. „Zuerst wollen wir das erhalten, was da ist, dann die Burg erlebbar machen“, gibt Meckler einen Ausblick in die Zukunft. Ein Burggraben und die Burgbrücke sollen die Burg zu einem touristischen Höhepunkt machen. Die Arbeit an der Ruine indes hört nicht auf – genauso wie die Ideen der Vereinsmitglieder. Aktuell setzen sie sich dafür ein, eine Fahne über der Burg wehen zu lassen. Die Fahne haben sie schon, der Rest – wie die notwendige Genehmigung und das Anbringen – gestalte sich allerdings noch etwas kompliziert, berichtet Meckler. Noch ein weiteres Projekt harrt derzeit der Realisierung: Der Verein hat von der Stadt vier Hektar Land auf dem Schlossberg gepachtet, auf dem in Zukunft Ziegen weiden sollen. Sie sollen den Blick auf die Burg dauerhaft freihalten – so wie es vor vielen hundert Jahren einmal war. Bisher blieb der erhoffte Zuschuss vom Mainzer Umweltministerium für das ökologische Beweidungsprojekt zwar aus, die Hoffnung haben Meckler und seine Vereinsmitglieder aber nicht aufgegeben. Rund 500 Arbeitsstunden haben sie in diesem Jahr bereits in die Burg investiert. „Das ist eine Riesenleistung für so einen kleinen Verein“, sagt Meckler. Rund 75 Mitglieder sind es zurzeit. Sie haben sich um die Wasserführung des Schlossbergbrunnens gekümmert, einen Wildbienenpfad geplant und eine Streuobstwiese angelegt. Stilecht nach historischem Vorbild wächst dort der „Hergottsapfel“ – eine Apfelsorte, die im Jahr 1536 erstmals erwähnt wurde. Überhaupt waren die Themen historischer Erhalt und Essen gestern eng verbunden – zu den Blätterteigschnecken, die der Verein anbot, hielt Meckler noch einen Vortrag zur Geschichte des Blätterteigs – die Tempelritter sollen ihn von den Kreuzzügen mitgebracht haben.

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