Kaiserslautern Broadway-Feeling im Musikcafé

Das Musikcafé des Fördervereins der Freunde des Pfalztheaters stand am Sonntag im aus allen Nähten platzenden Foyer unter keinem guten Stern: Ein wegen Erkrankung entschuldigter Solist und ein kurzfristiger Einspringer als Pianist – der Alptraum eines jeden Veranstalters. Es spricht aber für die hohe Professionalität von Bariton Daniel Böhm und Peter Breunig am Klavier, dass der nostalgische programmatische Rückblick dennoch zu einem ungetrübten Hörgenuss wurde.

Mit der Partie des Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ begann 2003 der lyrische Bariton seine Karriere beim Pfalztheater – nach Erfolgen bei der Deutschen Oper am Rhein, am Regensburger Theater und Gastengagements am Mannheimer Nationaltheater und Staatstheater Wiesbaden. Mittlerweile gehört er zu den stilistisch stimmlich vielseitigsten und offensten Interpreten und ist mit seiner sehr „spielfreudigen“ Art eine Allzweckwaffe für die Gattungen Oper, Operette, Musical und Filmmelodie. Entsprechend breitgefächert war auch sein nostalgischer programmatischer Rückblick mit dem Titel „Das waren Zeiten – Träume, Wünsche, Erinnerungen“, zu dem er Ausschnitte aus dem Genre der Berliner (Paul Lincke), und Wiener Operette (Carl Millöcker etwa) sowie Musicalausschnitte präsentierte, bei denen er echtes Broadway-Feeling vermittelte. Filmmelodien von Theo Mackeben oder Peter Kreuder aus den 30er und 40er Jahren komplettierten sein vorgestelltes Repertoire. Was Böhm auch immer anpackt, gelingt ihm mit seiner enormen stimmlichen Variabilität und sonoren Expressivität. Stets trifft er den Tonfall und den Kern der Aussage. Im gemütlichen Plauderton führte er locker durchs Programm und verglich verschiedene Rollen und Figuren der ausgewählten Bühnenwerke. Dabei baute er agogisch durch raffiniert angelegte Steigerungen große melodische Spannungsbögen auf. Am wirkungsvollsten vielleicht bei Kálmáns Operettenbeispiel „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“, das das Publikum aus der Reserve lockte. Mit seismographischem Gespür folgte ihm der seit 2001 als Solorepetitor hier engagierte Pianist Peter Breunig: Der bestätigte sich einmal mehr als Garant für solche musikalischen Höhenflüge auf den Flügeln des Gesangs. Mit spielerischer Präzision, Übersicht und wachem Ohr am Pulsschlag der Stimmführung Böhms war dieser Pianist der Wegbereiter des außerordentlichen Konzerterfolgs.

x