Kaiserslautern Bastelnd in den Herbst

Wenn es darum geht, jemandem eine Freude zu machen, ist die Bereitschaft zu basteln auch bei Jugendlichen groß, wie ein Besuch im Juz Weilerbach zeigt. Der 14-jährige Miroslav hält der gleichaltrigen Jasmin eine orange angemalte Eichel unter die Nase. „Zu viel Farbe?“, will er wissen. Sie lacht. „Ein bisschen“, ist ihre Einschätzung. Auch die Finger der Jugendlichen, die im Juz dabei sind, herbstliche Präsente anzufertigen, werden immer bunter. Gemeindediakon Roland Ziehmer und Jugendbeauftragte Natascha Schäfer stehen bereit, um zu helfen. Jasmin und Miroslav, eigentlich keine großen Bastler, wie sie lächelnd zugeben, haben die Angelegenheit im Griff. Daheim, so sagen sie, basteln sie nicht, aber gemeinsam mit Freunden und um jemandem eine Freude zu machen, seien sie gerne dabei. Die zwölfjährige Phoenix ist dagegen Profi. „Ich mache das gerne“, sagt sie. Das Fensterbild zur Dekoration des Gemeindesaals, das sie hier gestaltet hat, ist ein echter Hingucker geworden. Jetzt heißt es, Mitbringsel für 50 Senioren zu kreieren, die zum Seniorennachmittag der evangelischen Gemeinde erwartet werden. Doris Kress vom Presbyterium sei mit dafür verantwortlich, dass daraus eine generationenübergreifende Veranstaltung geworden sei, berichtet Ziehmer. Dort bekommen die jungen Leute, deren eigene Großeltern oft weit weg leben, Kontakt zu Senioren. Diese wiederum freuen sich darüber, mit Jugendlichen zu tun zu haben. Entsprechend positiv seien die Rückmeldungen. „Die Jugendlichen sind auch immer gerne bereit, was für die Treffen zu machen“, freut sich Schäfer. Etwas mit den eigenen Händen erschaffen, sogar Holzmöbel, das ist einer der zahlreichen Programmpunkte des Juz. Eine Lernbörse, Spielenachmittage, Billardturniere, gemeinsames Kochen und Essen, aber auch einfach mal zur Ruhe kommen können, all das sind Dinge, die in den Weilerbacher Räumen möglich sind. „Es ist toll, wie uns der Ortsbürgermeister in der Kinder-und Jugendarbeit unterstützt“, sind sich Schäfer und Ziehmer einig. Etwa zehn bis 15 Jugendliche unterschiedlichster Nationalitäten kommen täglich ins Juz. Es ist ein niedrigschwellige Angebot, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auch in Stelzenberg kann jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat in den Mehrgenerationentreff kommen, wer gerade Lust und Zeit hat. Kreaktiv heißt der Treff, den Beate Gentemann dort seit rund zweieinhalb Jahren anbietet. „Das hat in Stelzenberg gefehlt, sowas Kreatives“, ist sie überzeugt. Und die zehn bis zwölf regelmäßigen Besucherinnen, die mit ihr gemeinsam basteln und handarbeiten, bestätigen diese Einschätzung. In den ersten beiden Stunden nach der zweimonatigen Sommerpause füllt sich der Tisch im Glasanbau denn auch. Nicht der Herbst ist hier aber Thema, sondern schon Weihnachten. Sterne in der Quilling-Technik, bei der mit Papierstreifen gearbeitet wird, möchte Gentemann mit den Frauen herstellen. Denn die Gruppe nimmt wieder am Weihnachtsmarkt der Gemeinde zu Beginn der Adventszeit teil, dort möchten die Kreativen allerhand verkaufen. Der Erlös des Marktes fließt dann wieder in die Materialien fürs nächste Jahr. Während Brigitte Weick erst einmal für alle eine Tasse Kaffee zubereitet, packt Gentemann ihre Taschen und Körbe aus, legt Papiere, Kämme, Nadeln und Schablonen sowie fertige Sterne zur Ansicht auf den Tisch. Dann geht es los. Jeder entscheidet sich für eine Form und beginnt, die Papierstreifen um die Kämme zu wickeln und mit Bastelkleber zu fixieren. So entstehen nach und nach die Einzelelemente, aus denen später die Sterne zusammengesetzt werden. Für Gentemann ist das eine entspannende Arbeit. „Das mache ich vor dem Fernseher“, berichtet sie. Christine Wenning greift dann allerdings doch lieber zu ihrem mitgebrachten Strickzeug, die Sterne sind ihr zu diffizil. Außerdem hat sie Strickaufträge: „Im Moment wollen alle Kollegen Socken“, sagt die Erzieherin lachend. Silvia Gundacker tüftelt hingegen schon gleich selbst mit den Materialien, noch bevor Gentemann Tipps gibt, wie es am besten geht. So ganz ihre Technik ist das Quilling aber auch nicht. „Ich nähe lieber, das gibt gleich ein Stück“, sagt die 56-Jährige, die zum Treff kommt, weil sie gerne unter Leuten ist. Das Gesellige kommt auf jeden Fall im Stelzenberger Glasanbau an diesem Tag nicht zu kurz. Beim Wickeln, Kleben, Falten und Stricken plaudern die Frauen miteinander. Da freut sich eine Gartenbesitzerin über den einsetzenden Regen, worüber die Fahrradfahrerin nicht glücklich ist. Mögliche freie Arbeitsstellen sind ebenso ein Thema wie kommunalpolitische Entscheidungen. Und über all den Gesprächen sind die zwei Stunden schnell vorüber. Ein paar Sterne sind fertig geworden, zum Verkaufen reicht es aber noch nicht. Da müssen die „Kreaktiven“ aus Stelzenberg nochmal in Produktion gehen.

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