Kaiserslautern Bäume für die Barbarossastadt

Trommeln für die Jazzbühne: Schlagwerker Michael Lakatos.
Trommeln für die Jazzbühne: Schlagwerker Michael Lakatos.

Die klimaneutrale Konzertreihe Jazzbühne geht bereits in die 15. Saison und hat sich längst als in Deutschland einzigartiges Angebot etabliert. Für die neue Spielzeit, die am kommenden Freitag in der Fruchthalle zusammen mit dem multikulturellen Bandprojekt Shaian startet, hat sich das Ensemble um den Schlagzeuger Michael Lakatos einige Neuerungen vorgenommen. Deshalb sprach RHEINPFALZ-Mitarbeiter Walter Falk mit dem Spiritus Rector dieses Trios.

Herr Lakatos, Ihre Erfolgsgeschichte geht jetzt schon in die 15. Saison. Wie man hört, haben Sie ein paar Neuerungen geplant. Welche?

Es wird zukünftig ein Konzert mehr geben. Also fünf statt wie bisher vier. Dabei wollen wir den NATO-Jazz in die Jazzbühne integrieren. Können Sie das genauer erklären? Wir versuchen die Reihe NATO-Jazz in die Jazzbühne zu integrieren. Starten werden wir damit am Freitag, 10. November, mit einem Benefizkonzert. Mit dabei sind dann die Jazz-Combo des Heeresmusikkorps’ Koblenz sowie die Formation The Ambassadors, ein zwölfköpfiges Jazz-Ensemble des auf dem Flugplatz Ramstein stationierten Stabsmusikkorps’ der US-Luftstreitkräfte in Europa. Gemeinsam mit der Jazzbühne werden wir einen Streifzug durch die Geschichte des Jazz, beginnend mit den Anfängen in den Südstaaten der USA über New Orleans und Chicago bis hin zum Latin, Cool und Fusion unternehmen. Das Ganze geschieht in Kooperation mit der NATO-Musikfestival-Stiftung, die bekanntlich früher die Konzerte im Betzenberg-Stadion veranstaltete. Auch in Zukunft wollen wir dann jeweils Partner der NATO einladen. Nächstes Jahr werden das wohl Musiker aus Luxemburg und Frankreich sein. Gibt es weitere Neuerungen? Unsere Klimaneutralität wollen wir dieses Jahr mit einem Kaiserslauterner Projekt kompensieren. Wir haben bisher, in den 14 Jahren unseres Bestehens, eine Waldfläche in der Größe von sechs Fußballfeldern auf der ganzen Welt angepflanzt, um das CO2, das Musiker und Konzertbesucher durch Verbrauch von Strom und die Anreise produzieren, zu kompensieren. Dazu sind wir eine Partnerschaft mit der Umweltorganisation Klima Prima eingegangen. Ganz gezielt wollten wir Wald anpflanzen, weil ökologische Kreisläufe davon betroffen sind. Dieses Jahr wollen wir was für die Region tun: In Zusammenarbeit mit dem BUND und dem Grünflächenamt der Stadt wollen wir in der Barbarossastadt Bäume anpflanzen. Für den Saisonstart habt Ihr unter dem Titel „Jazzbühne meets Diversity“ erstmals eine nicht-professionelle Band eingeladen. Ja, wir starten die Saison mit einem ganz besonderen Ereignis. Gäste am Freitag sind sowohl der preisgekrönte Filmemacher Solomon Tsehaye mit seinem ausgezeichneten Dokumentarfilm „Shaian – der Film“, als auch die Band Shaian selbst. Es war uns allen ein großes Anliegen, diese Musiker auf die Bühne zu holen. Wer sie schon mal live oder auf der CD genießen durfte, der war sofort berührt von dieser Musik. Shaian ist ein multikulturelles Bandprojekt aus Kaiserslautern und vereint Musiker aus Afghanistan, Eritrea, Iran, Syrien, Indonesien, Tunesien und Deutschland. Alle verbindet die Leidenschaft zur Musik. Zusammen mit Oud- und Dambue-Spielern, Bassisten, Rappern, Perkussionisten sowie Gitarristen und Sängern spielen sie ihre jeweiligen Lieblingslieder aus all ihren Heimatländern. Die Musiker sind Christen, Baha`i und Muslime und fühlen sich zuhause in ihrer Musik. Dabei bringen sie ihre eigene Kultur, ihre individuelle Spiel- und Interpretationsweise ein. Dadurch entsteht ein unverwechselbarer, multikultureller Sound. Nicht zuletzt hat dieses Projekt auch sozial-politisch einen großen Stellenwert. Längst sind sie „musikalische Botschafter“ von Rheinland-Pfalz und der Stadt Kaiserslautern, ausgezeichnet vom Integrationsbeirat. Am Tag der Deutschen Einheit gibt Shaian in der Landesvertretung von Rheinland-Pfalz in Berlin ein Konzert. Vorher jedoch stehen sie auf den Brettern der Jazzbühne in der Fruchthalle. Schirmherr des Konzerts wird Kultusminister Konrad Wolf sein. Vor dem Konzert wird noch ein Film gezeigt. Um was dreht es sich dabei? Der Film zeigt die Entstehungsgeschichte des Integrationsprojekts Shaian als bewegenden Kinofilm. „Shaian – ein Dokumentarfilm“ beginnt um 18.45 Uhr im großen Saal der Fruchthalle. Filmproduzent ist Solomon Tsehaye aus Eritrea, der bereits zwei international renommierte Preise errungen hat. Wegen dieser Auszeichnungen wurde er in Eritrea mit Gefängnis bestraft. Bei seiner Heimreise aus den USA, wo er den Preis bekommen hatte, wurde er am Flughafen verhaftet. Am 27. April hattet Ihr zum 60. Konzert den Lauter Sänger Stephan Flesch eingeladen (wir berichteten). „Kult trifft Kult“ kann man sagen. Was waren die Höhepunkte in all diesen Jahren? Lakatos: Höhepunkte? Das lässt sich schwierig beantworten. Jedes unserer Konzerte war ganz individuell, weil wir uns jedes Mal andere Gäste aus einem völlig fremden Genre einladen. So war jedes dieser Konzerte, das darf man wohl sagen, einmalig. Außerordentlich waren wohl die Begegnungen mit dem ungarischen Saxophon-Star Tony Lakatos oder mit dem Klezmer-Klarinettisten Helmut Eisel aus Saarbrücken. Seit sieben Jahren haben wir mittlerweile ein Stammpublikum von mindestens 200 Besuchern pro Konzert. Insgesamt hatten wir rund 100 Gastmusiker in alle den Jahren. Ich danke fürs Gespräch. Konzert Am Freitag, 29. September, 20 Uhr, Fruchthalle; Karten: Vorverkauf und Abendkasse.

x