Kaiserslautern Seiltänze auf Saiten und Stimmbändern

Nummern mit Tiefgang: Maike Lindemann, Matthias Kurth.
Nummern mit Tiefgang: Maike Lindemann, Matthias Kurth.

Zwei niveauvolle „Liebesperlen“ am Sonntagabend im Kulturclub Salon Schmitt: Das Duo Plebeian Love präsentierte vor aufmerksamer Zuhörerschaft ihre eigene Jazzinterpretationen zu den Ränkespielen der Liebe. Intensives Gefühlskino, absolut hörenswert!

Kleine Lampions am Mikrofonständer reichen schon. Allein das weckt ein Gefühl, dass der Abend anders werden könnte. Den fluffigen Start macht die dicke Jazzgitarre und bringt wohlige Wärme in den „Klang-Salon“. Darüber legt sich die glasklare Stimme von Maike Lindemann. Im ersten Moment hört man im Gitarrenspiel die Anleihen an einen Tuck Andress (Tuck & Patti). Aber Matthias Kurth findet eigene Wege auf dem Griffbrett und zeigt einen souveränen Ausdruck auf hohem Niveau. Alle Texte sind auf Englisch, und die dazwischen geschobenen Ansagen helfen dem Zuhörer den Fokus des Songs zu finden oder besser zu hören. Die Sängerin hat einen beeindruckenden gestisch-mimischen Ausdruck, der die Emotion des Songs direkt vor die Stirn des Hörers platziert. Toll! In einem Moment lässig zurückhaltend, stehen sich im anderen Augenblick die Künstler von Angesicht zu Angesicht gegenüber, tasten sich musikalisch ab und befeuern sich gegenseitig. Und sie sind professionell, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, machen ihr Ding. Daran können auch der ratternde Kameraverschluss der Mehrfachaufnahmen und das darauf folgende Plopp des Weinkorkens nichts ändern. Und das Duo beweist eine Vielfalt, was sicher auch auf das gleichberechtigte Schreiben an Text und Musik zurückzuführen ist. „Nothing left“ eröffnet eine ganz andere Klangwelt mit orientalisch anmutenden Klängen, begleitet von Single Notes, Quintfolgen und verminderten Akkorden. Das alles erzeugt eine große Spannung; ein Seiltanz mit dunklen, balancierenden Basstönen. Der Gesang ist zunächst als fragile, zarte Intonation zu erleben, um dann im nächsten Moment mit den Gitarrentönen davon zu galoppieren. Vokalakrobatik vom Feinsten. Der Titel „Home“ ist ein wunderbar entspannter Smooth-Jazz mit interessanten Wendungen. Drei live gespielte Loopspuren dienen als Basis für das herrlich perlende Solo über das gesamte Griffbrett. Eine ähnliche Klangcollage zaubert die Sängerin im nächsten Song mit feenhaften Gesangsstimmen. Bezeichnenderweise braucht es den natürlichen Klang der Akustikgitarre zur Umschreibung der ersten besonderen Momente einer Liebe. Der zarte Gesang wird von schwebenden Flageoletttönen getragen, über einem nur scheinbar einfachen Zupfmuster. Das Duo Plebeian Love hat auf seinem aktuellen zweiten Album auch Wunschtitel der Sponsorengemeinde (crowd funding) interpretiert. So kam es zu dem faszinierenden Arrangement von „Across The Universe“ (Beatles) – gar mit kleinen Walzerausflügen. Der namengebende Ursprung des Duos versteckt sich in dem Jazzstandard „Cry Me A River“ und darf in keinem Programm fehlen. Er war vor Jahren das erste gemeinsame Cover-Stück der beiden damaligen Musikstudenten. Dazwischen wird mal eben ein neuer Song über unerfülltes Verknalltsein in den Raum geworfen. Welch ein prickelnder Spannungsbogen. Warum lächelt die Mona Lisa? Die musikalische Antwort: „Killed a man with a smile.“ Was für ein musikalischer „Tatort“, herrlich! Bob Marley goes Jazz, beatboxende Sängerin, eine Ballade zum Davonfliegen und ein alter Supremes-Titel („Set Me Free“) beenden den Abend; gekrönt von zwei Zugaben. Wiederhören unbedingt erwünscht!

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