Leiningerland/Eisenberg WM 2022: Hier gibt es Public Viewing – und dort nicht

Die Fußballweltmeisterschaft in Katar rückt näher, die Begeisterung der Fans fürs sonst so beliebte Public Viewing hält sich in
Die Fußballweltmeisterschaft in Katar rückt näher, die Begeisterung der Fans fürs sonst so beliebte Public Viewing hält sich in Grenzen.

Am Sonntag, 20. November, startet die Fußball WM 2022 in Katar. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern findet das Turnier nicht im Sommer statt. Hinzu kommen zahlreiche Kontroversen rund um das Turnier. Viele Veranstalter früherer Public Viewings sehen daher von einer Übertragung ab.

In Grünstadt wird es kein öffentliches Public Viewing der Fußball-WM in Katar geben. Zumindest wurde beim Ordnungsamt der Stadt bislang kein solches angemeldet. Das berichtet Joachim Meyer von der Pressestelle der Stadt. Er geht nicht davon aus, dass noch ein Antrag eingeht. „Das wäre jetzt zwei Wochen vor dem Turnier schon sehr knapp“, sagt er Anfang November mit Blick auf vergangene Übertragungen in der Öffentlichkeit, wie etwa auf dem Carrières-sur-Seine-Platz. Auch dem Stadtmarketing und dem Wirtschaftsforum seien keine Übertragungen bekannt.

Als Grund dafür sieht Meyer in erster Linie die für ein großes Fußballturnier ungewöhnliche Jahreszeit. „Das gehört in den Sommer.“ Auch in seiner Abteilung im Rathaus sei die Vorfreude eher Verhalten. „Es gab früher immer eine Tippgemeinschaft vor einem Turnier“, sagt Meyer. 2022 seien die Ergebnisse im Vorfeld bislang aber nicht diskutiert worden.

Kein WM-Fieber in Eisenberg

Auch das Ordnungsamt der Stadt Eisenberg hat von keinem geplanten Public Viewing gehört. Noch habe ein privater Veranstalter ein derartiges Event angekündigt. Mit Blick auf den Kalender werde die Zeit hierfür so langsam etwas knapp.

Im Café Rialto in Grünstadt können Fußball-Begeisterte Spiele auf dem Bildschirm verfolgen. Das teilt Inhaber Adrian Tabacki mit. Zumindest die Partien, die im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sind. Das sind 48 der 64 WM-Spiele, darunter alle mit deutscher Beteiligung.

Jahreszeit als Nachteil

Ein Boykott ob der kontroversen Hintergründe der WM schließt Tabacki aus. „Das Rialto ist unpolitisch“, sagt er. Ob alle Spiele oder nur die deutschen Partien gezeigt werden, sei noch offen. „Je nach Interesse.“

Zur WM 2018 in Russland hatte Tabacki einen Beamer angeschafft. Fans hätten im Freien sitzen und die Spiele auf einer Leinwand im Inneren des Cafés verfolgen können. Mit Blick auf die Jahreszeit wird das dieses Mal aber nicht mehr so gemacht. Es gebe aber Raucher, die dann von außen von einer größeren Übertragungsfläche im Inneren profitieren könnten.

Vorfreude gehemmt

Norbert Bölger, Vorsitzender des SV Obersülzen, glaubt nicht, dass sich die vereinseigene Kneipe, das Sülzer Tor, bei den WM-Spielen bis auf den letzten Platz füllen wird. „Das war bei vergangenen Turnieren anders“, erinnert er sich. Zuletzt bei der EM der Frauen im Sommer. Aber auch schon zuvor hätten sich viele Fans im Biergarten des SVO zum Public Viewing eingefunden. Diesmal spüre Bölger keine allzu große Vorfreude auf das Turnier.

Das liege einmal an der für ein Fußballturnier unüblichen Jahreszeit. Aber auch die Kontroversen rund um die WM 2022 würden die Begeisterung hemmen. „Da geht es nur um das Geld“, sagt Bölger. Den Fernseher im Sülzer Tor werde er aber einschalten, wenn sich doch jemand dort einfinden sollte. Umgekehrt würde er aber auch wieder ausgemacht werden, wenn die Anwesenden sich das mehrheitlich wünschen.

Bewusstsein für politische Lage

In Bockenheim wird der TSV in der Festhalle, der Emichsburg, ein Public Viewing veranstalten. Das bestätigt Fußballtrainer Nico Schäfer auf Anfrage. Es sei geplant, in der Vorrunde alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft, ab dem Achtelfinale dann alle Partien zu zeigen. Die kritische gesellschaftliche Lage im Gastgeberland Katar sei den Bockenheimern bewusst. „Wir stehen dem auch nicht positiv gegenüber“, sagt Schäfer. Doch man wolle an der Tradition des Public Viewing festhalten, wie bei vergangenen Turnieren auch. Eintritt soll nicht erhoben werden.

Kein öffentliches Public Viewing wird es in Battenberg geben. Die Gemeinde teilt im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Leiningerland mit, dass man wegen der „kalten Jahreszeit und dem doch sehr kritisch gesehenen Austragungsort“ auf gemeinschaftliches Schauen der WM-Spiele verzichten werde.

Katar in der Kritik

Schon die Vergabe der Fußball-WM nach Katar im Jahr 2010 war kontrovers. Für ihre Abstimmung für das Emirat sollen mehrere Funktionäre des Weltverbands FIFA finanzielle Gegenleistungen erhalten haben. Die FIFA-Ethikkomission will dafür aber keine stichhaltigen Beweise gefunden haben. Hinzu kommen außerdem Berichte von einer großen Anzahl von Arbeitern, die beim Bau der Arenen ums Leben gekommen sein sollen, sowie den schwierigen sozialen Verhältnissen im Land. Homosexuelle und Frauen haben dort kaum Rechte.

In Katar hingegen sind die Deutschland-Fans schon in Feierstimmung.
In Katar hingegen sind die Deutschland-Fans schon in Feierstimmung.
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