Grünstadt Wieder Lust auf die Last

GRÜNSTADT. „Mit meiner früheren Leistung hätte ich in der Bundesliga starten können“ sinniert einer, der im Namen der TSG Haßloch Deutscher Gewichtheber-Meister der Masters geworden ist, in der Mastersliga für den KSV Grünstadt an die Hantel geht und in Vollmersweiler bei Kandel wohnt.

Peter Kirchenbauer brachte einst 125 Kilogramm im Reißen und 160 Kilogramm im Stoßen hoch, das hätte respektable 120 Kilopunkte eingebracht. Jüngst in Ladenburg holte der 67-Jährige mit 140 Kilogramm im Zweikampf (62+78) in der Klasse bis 77 Kilogramm Körpergewicht den Titel der Kategorie Sieben, das entspricht altersmäßig 65 bis 70 Jahre. „Nachdem ich mich über 35 Jahre ausgeruht habe, hat es jetzt geklappt“ witzelt der drahtige Mann. Er verweist damit darauf, dass er erst im Frühjahr 2014 wieder mit dem Wettkampfsport weitermachte, nachdem er sich als Dreißigjähriger davon verabschiedet hatte. „Berufs- und verletzungsbedingt“, wie er sagt. Mit 15 hatte ihn bei der Karlsruher Athletengesellschaft die Lust an der Last gepackt. 1965 war er in Viernheim nordbadischer Jugend-Meister geworden. Der Lohn des neuen Kirchenbauer-Coups: Der Leiter der Haus und Grund Verwaltung GmbH Südpfalz vertritt Deutschland vom 14. bis 18. Juni bei der Europameisterschaft der über 35-Jährigen (Masters) im walisischen Bangor. Es wird sein zweiter internationaler Auftritt sein. Im September vorigen Jahres nahm er an der Masters-Weltmeisterschaft in Kopenhagen teil. Dabei war der von neuerlichem Ehrgeiz gepackte Peter Kirchenbauer Zehnter in der Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm geworden – nach dem dritten Platz bei seiner ersten deutschen Master-Meisterschaft in derselben Gewichtskategorie. Um 2015 eine gute Titelchance zu haben, hungerte er ein paar Kilogramm ab – „im Alter gar nicht einfach, wenn man auch noch Leistung bringen soll“. Doch auch diese Anstrengung zahlte sich aus. Ebenso seine taktische Erwägung, immer genau so viel zu heben wie der Hauptkonkurrent und dann dank des etwas geringeren Körpergewichts zu gewinnen. „Einen guten Platz“ will Kirchenbauer auch in Wales erreichen, „und damit versuchen, für Deutschland einiges zur Nationenwertung beizutragen“. Für die TSG Haßloch startet er, „weil gewichthebermäßig in der Südpfalz nichts los ist“. In der Mastersliga des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber vertritt Kirchenbauer mit Markus Hübner, Gerhard Röhring und Rudolf Knodel den KSV Grünstadt. Für den Kraftsport-Verein startet er, „weil es in Haßloch keine Mannschaft in der Seniorenklasse gibt“. Er trainiert jedoch, und zwar dreimal wöchentlich, daheim. Das heißt, in der anderen Hälfte des Doppelhauses in der Hauptstraße von Vollmersweiler. Dort hat Sohn Markus (43, wie dessen Freund Mehmet Scholl ehemals Fußball-Jugendnationalspieler) ein privates Studio für Krafttraining eingerichtet. Zum Gewichtheben zurückgebracht habe ihn übrigens Enkel David (neun Jahre): „Opa, zeig mal, was du früher gemacht hast.“ Oma Brigitte hält mit ihrer Meinung über die wiedergefundene „alte Liebe“ ihres Mannes nicht zurück: „Also, ich bewundere ihn dafür.“ Die 65-Jährige weiß, wovon sie spricht, wenn über sportliche Anstrengungen geredet wird. Brigitte Kirchenbauer war einmal Rheinland-Pfalz-Meisterin im Sportschießen mit der Luftpistole. (wk)

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