Grünstadt Vom Ballett zum Gewichtheben

GRÜNSTADT. Der KSV Grünstadt schaffte ein kleines Sport-Wunder, als er sich beim letzten Wettkampf in Mutterstadt den Klassenverbleib in der Regionalliga sicherte. Das lag auch an ihrer jüngsten Gewichtheberin: Carolin Dauth erzielte eine neue persönliche Bestleistung. Auch bei den deutschen Meisterschaften in Pfungstadt konnte Dauth (Platz vier bei den Schülerinnen, wir berichteten) überzeugen. Wir besuchten die Schülerin.

In Sausenheim öffnet sich die Haustür bei Familie Dauth. Mit freundlichem Blick und herzlichem „Hallo“ empfängt die 14-jährige Carolin die Autorin dieser Zeilen. Im Flur duftet es lecker nach Marmorkuchen. „Meine Mutter hat heute morgen gebacken“, bestätigt Carolin. Dann muss sie schmunzeln und sieht dabei irgendwie süß aus. Trotzdem kauft man ihr auch in diesem Moment ihre Rolle als Gewichtheberin ab – dank ihrer selbstsicheren Ausstrahlung und der starken Statur. Gleichaltrige Freundinnen könnte sie ohne Mühe hochheben, das sieht man ihr an. „Meine Freunde finden es witzig, dass ich so stark bin“, sagt Dauth zufrieden. Witzig ja, aber nicht seltsam bewerten sie ihr Hobby, kennen doch die meisten Carolin nicht ohne den KSV. Seit knapp neun Jahren übt sie sich bereits im Gewichtheben. Beim letzten Liga-Wettkampf in Mutterstadt erreichte sie mit 54 Kilo im Reißen und 59 Kilo im Stoßen neue Bestleistungen und trug damit auch entscheidend zum Klassenverbleib ihrer Mannschaft bei. Bei den „Deutschen“ in Pfungstadt konnte sie diese Leistungen noch mal toppen: 56 Kilo im Reißen und 61 Kilo im Stoßen standen da zu Buche. Sichtbar ist Carolines Talent auch Zuhause in ihrem Zimmer: Auf einem Wandregal stehen zehn Pokale, an der Tür hängen Medaillen. „Ich glaube es sind neun, bin mir nicht sicher“, sagt Carolin. Dann muss sie erst einmal überlegen, woher sie die alle hat. Doch woher nimmt ein junges Mädchen die Leidenschaft für ausgerechnet diese Sportart? Carolin zuckt mit den Schultern. Sie sei auf der Suche nach einem zweiten Sport gewesen – neben Ballett. Bei einer „Sportler des Jahres“-Veranstaltung im Leininger-Gymnasium vor neun Jahren hatten sich verschiedene Vereine vorgestellt. Der KSV beeindruckte die damals Sechsjährige am meisten. „Auch wir dachten: Ballett und Gewichtheben ist doch eine ideale Kombination“, mischt sich Carolins Vater Andreas Dauth ein. Stolz habe er Freunden und Bekannten von den gegensätzlichen Hobbys seiner Tochter erzählt und sich über das Staunen gefreut. Das Ballett, nach immerhin zehn Jahren, hat Caroline aufgegeben. Als Ergänzung zum Krafttraining spielt sie jetzt Handball. Vormittags besucht sie das Leininger-Gymnasium. Ein straffer Terminplan also, sie kann nicht anders. „Ich brauche eben meinen Sport“, sagt sie. Ihr reiche es nicht aus, „nur“ stark zu sein. Beim Handballspielen trainiere sie ihre Ausdauer. „Außerdem ist Handball ein richtiger Mannschaftssport, was mir sehr gut gefällt. Beim KSV sind wir zwar auch eine Mannschaft, trotzdem ist man mehr auf sich allein gestellt“, erklärt die Schülerin. Neben ihrem Training beim KSV, das sie dreimal in der Woche hat, übt sie also an weiteren zwei Tagen in der Woche bei der SG Asselheim-Kindenheim Bälle werfen. Mit KSV-Trainer John Attilo bestand von Beginn an ein freundschaftliches Verhältnis. An ihm schätzt Dauth, dass er sie nie zwang, sich zu übernehmen: „Ihm ist es wichtig, dass wir keine Verletzungen riskieren.“ Übrigens, wenn am Wochenende mal Zeit bleibt, geht Carolin mit „ihren Mädels“ furchtbar gerne einer anderen, zweifelsohne zu unrecht nicht als Sportart anerkannten, Tätigkeit nach: dem Shoppen.

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