Grünstadt „Städtische Wohnungen in öffentlicher Hand lassen“

Mehr als ein Jahr lang hat die Grünstadter SPD an ihrem Wahlprogramm gefeilt. Jedes einzelne der rund 140 Parteimitglieder war zur Mitarbeit aufgerufen. Das sei ganz basisdemokratisch gewesen, betont Christoph Spies, seit zwei Jahren Ortsvereinsvorsitzender. Dass es ihn ebenso demokratisch auf den Spitzenplatz für die Stadtratswahl verschlagen hat, hat ihn nach eigenen Angaben gleichermaßen überrascht wie gefreut.

Dazu, ob daraus der künftige Fraktionsvorsitz resultieren wird, will sich Spies genauso wenig äußern wie zu einem künftigen Beigeordnetenamt. Posten, ist der 28-Jährige überzeugt, verteilt man erst nach dem Bürgervotum. Der Gesundheitsökonom, der nebenberuflich an seiner Masterarbeit schreibt, ist nicht einmal der Jüngste auf der Liste, deren Altersdurchschnitt bei knapp über 50 liegt. Das Geburtsdatum war gar kein Kriterium für ihn, ebenso wenig wie das Geschlecht. Mit fast 22 Prozent ist der Frauenanteil höher als der landesweite Schnitt in den Kommunalparlamenten. Wichtiger sei es gewesen, so Spies, eine Liste engagierter Menschen aus verschiedenen Berufen zusammenzustellen. So finden sich viele neue Gesichter, dagegen lediglich vier der aktuell neun Sozialdemokraten im Rat erneut auf der Liste. Zwar ist Spies auch stolz auf SPD-Erfolge der Vergangenheit – unter anderem dass das Kulturdenkmal Roter Turm nicht verkauft wurde oder auch die Diskussion um einen Lebensmittelmarkt auf dem Jean-Mann-Gelände, eine reine SPD-Initiative wie er betont – mehr aber treibt ihn die Zukunft der Stadt um. Ein angemessener Umgang mit dem demografischen Wandel beispielsweise. Dazu zählt er ein barrierefreies Grünstadt und eine regelmäßige Anpassung der Stadtbuslinien an den Bedarf mit eventuell weiteren oder verlegten Haltestellen sowie anderen oder zusätzlichen Routen. Für die jüngsten Verkehrsteilnehmer plant er ein überarbeitetes Schulwegekonzept, das immer wieder neu festlegt, wo sich die Schülerströme entlangbewegen, wo Überquerungshilfen gebraucht werden. Geht es nach den Sozialdemokraten, müssen die städtischen Wohnungen unbedingt im Besitz der öffentlichen Hand verbleiben und von dieser auch saniert werden. Jede weitere Investition der Stadt aber soll mit dem Ziel eines ausgeglichenen Haushalts genau überprüft werden. „Ist das unbedingt notwendig und was bringt uns das?“ Diese Frage müsse künftig häufiger gestellt werden. Gespart werden könne durch stärkere Zusammenarbeit der Stadtverwaltung mit den Verwaltungen umliegender Kommunen. „Kooperation statt Fusion“, erklärt Spies, der dabei nicht nur auf Grünstadt-Land schaut, funktioniere mit der SPD aber nur sozialverträglich, sprich: ohne dass eine einzige Stelle gestrichen wird. Nicht mehr sparen will die SPD im Sozial- und Kulturbereich. Transparent und nachhaltig soll die SPD-Politik sein, wie auch schon in der Vergangenheit: Als wegweisend nennt er die öffentliche Mitgliederversammlung, in der seine Partei die Bürger über die drei Allwetterbad-Alternativen informiert habe. Dass er kein Freund der letztlich von den Bürgern gewählten großen Sanierungslösung ist, verhehlt der Mitinitiator der Initiative für den Bürgerentscheid zur Reparatur des Bades nicht. Dem Bürgerwillen aber fühlt er sich uneingeschränkt verpflichtet. Dessen Folgen, die Entwicklung des Baus also und besonders die der Kosten, würden künftig permanent im Rat thematisiert. Dort, glaubt er, könne die SPD mit jeder anderen Partei gut zusammenarbeiten. Eine Politik der Toleranz und Chancengleichheit verspricht er denn auch den potenziellen Wählern. Letzteres bedeutet für Christoph Spies, angenehme wie unangenehme Anliegen aller Bürger gleichermaßen ernst zu nehmen. Seine Initiative nämlich, spielt er ein letztes Mal auf das Bad an, die war doch einfach nur nicht gewollt. (ktx)

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