Grünstadt Schulen platzen aus allen Nähten

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750 zusätzliche Schüler im Jahr 2016: So lautet derzeit die Prognose der Schulaufsicht ADD in Neustadt für Ludwigshafen. Entsprechend viele zusätzliche Räume und Lehrer werden für die Mädchen und Jungen aus Syrien oder auch Afghanistan gebraucht, die wie alle anderen Kinder in Deutschland schulpflichtig sind. Viele Schulen platzen jedoch aus allen Nähten. „Wir haben nicht den Raum“, sagt Silke Lambrecht, Leiterin der Blies-Grundschule in West. Auch wenn die Grundschule demnächst aufgestockt werden soll, reicht der Platz nicht für alle Kinder, die hier künftig lernen sollen. „Höchstens die Hälfte kann ich unterbringen“, berichtet Lambrecht. Wie auch an den weiterführenden Schulen in Ludwigshafen lernen die Kinder in Intensivkursen Deutsch – an der Blies-Grundschule gibt es drei solcher Kurse mit jeweils zehn Stunden pro Woche. Zudem nehmen die Kinder am normalen Unterricht in den Klassen teil. „Das klappt gut“, fasst Ulf Boeckmann, Direktor des Carl-Bosch-Gymnasiums in Mitte, seine Erfahrungen mit der Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen zusammen. Seit den Herbstferien gibt es an seiner Schule einen Deutsch-Intensivkurs mit 20 Kindern, der zum Großteil von Flüchtlingen, aber auch von anderen Schülern besucht wird, die ohne Deutsch-Kenntnisse in die Chemiestadt gekommen sind. Daneben besuchen diese Schüler den normalen Unterricht. „Die Kinder lernen zum Teil sehr schnell“, berichtet Boeckmann. Er rechnet damit, dass einige schon zum neuen Schuljahr regulär am Unterricht teilnehmen werden. „Wir sind zuversichtlich, dass sie das schaffen.“ Für den Intensivunterricht gibt es am Bosch eine zusätzliche Lehrkraft. Weitere Flüchtlingskinder kann die Schule aber Boeckmann zufolge nicht mehr aufnehmen: „Mit 1300 Schülern sind wir an unserer Kapazitätsgrenze angekommen. Uns fehlen Räume.“ Alle sechs Gymnasien in der Stadt haben nach Angaben des Schulleiters bereits Deutsch-Intensivkurse eingerichtet – so, wie die sechs Realschulen Plus. Bei 730 Schülern insgesamt besuchen beispielsweise an der Anne-Frank-Realschule 40 Jugendliche die Sprachintensivkurse. „Das ist machbar und ohne Probleme zu händeln“, sagt dazu Schulleiter Dieter Baust. Die Lehrkräfte, die er zusätzlich beantragt habe, habe er auch bekommen, erklärt der Rektor. Auch die Integration der Schüler funktioniere dank Schulpaten recht gut. Aber die Realschule kommt wie das Carl-Bosch-Gymnasium und die Grundschule an der Blies bereits jetzt räumlich an ihre Grenzen. „Ein Teil der Schüler muss schon im Keller sitzen“, beklagt Baust. Er fordert daher eine gleichmäßigere Verteilung der neuen Schüler auf alle Schulformen. Das wünscht sich auch Oliver Hornickel, Rektor der Karolina-Burger-Realschule plus mit knapp 700 Schülern in Mundenheim. Seine drei Deutsch-Intensivkurse sind mit 63 Jugendlichen bereits überbelegt. Etwa die Hälfte seien Schüler mit Fluchthintergrund, die andere Hälfte stamme aus verschiedenen EU-Ländern. Hornickel macht darauf aufmerksam, dass Schulen wie die Karolina-Burger die Hauptlast bei der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund tragen. Denn 70 Prozent seiner Schützlinge stammen aus Einwandererfamilien und seien damit oft auch von vorneherein sozial benachteiligt. Trotzdem sagt er: „Im Großen und Ganzen läuft es gut, aber wir bewegen uns am Limit.“ Rund 1850 Flüchtlinge leben laut Verwaltung derzeit in Ludwigshafen, mehr als ein Drittel davon sind Kinder. Rund 400 davon sind im schulpflichtigen Alter. Zudem kommen täglich Jugendliche in der Stadt am Rhein an, die ohne ihre Eltern auf der mühsamen und lang andauernden Flucht sind. Über 100 haben Jugendamtsleiter Jürgen May und sein Team bereits in ihre Obhut genommen. Bis Ende Mai werden laut May voraussichtlich rund 150 unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Ludwigshafen leben.

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