Grünstadt Routinier vor Nervenkrimi

Erfahrener Mann im Grünstadter Trikot: Roland Walther.
Erfahrener Mann im Grünstadter Trikot: Roland Walther.

«GRÜNSTADT.»„Es ist schon ein komisches Gefühl, gegen den TuS Gerolsheim anzutreten“, sagt Roland Walther. Der 66-Jährige, der 21 Jahre lang für den TuS die Kugel warf und dann nach Unstimmigkeiten den Verein verließ, spielt seit dieser Runde für die KV Grünstadt in der Zweiten Bundesliga Mitte. Walther prophezeit für das Lokalderby ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der Startschuss für die Auswärtspartie fällt um 13 Uhr.

Dabei kommen die KVG-Herren, die mit den Kunststoff-Bahnen ihrer Gastgeber bestens vertraut sind, erstmals in den Genuss einer aufwendig modernisierten Anlage. „Die Gerolsheimer haben kürzlich 50.000 Euro investiert“, erzählt Walther. Der Umbau führt dazu, dass beim Spiel deutlich mehr Kegel fallen. „Wenn ich normalerweise 1020 Holz mache, werden es dort 1050 sein“, erläutert er den Unterschied. Und es scheint zu wirken: Die Erstliga-Absteiger aus Gerolsheim haben in dieser Saison bei allen Heimpartien mehr als 6000 Holz gemacht – ein starkes Ergebnis, das woanders nicht so leicht zu erzielen sei. Auswärts haben die Gerolsheimer hingegen bisher verloren. Der TuS sehe sich in der heutigen Begegnung als Favorit, glaubt Walther. Dabei sieht die Tabelle unerwarteterweise ganz anders aus. Grünstadt führt mit 10:0 Punkten die Tabelle an, der ehemalige Erstligist belegt mit 6:4 Punkten Platz vier. „Die Nerven werden eine besondere Rolle spielen, vor allem auch bei mir“, gibt Walther zu. „Ich kenne jeden einzelnen, der im Zuschauerraum sitzt. Und da wird vielleicht der eine oder andere darunter sein, der mir kein gutes Händchen wünscht.“ Gut möglich, schließlich waren dem Wechsel nach Grünstadt kleinere Unstimmigkeiten vorausgegangen. Dabei ging es vor allem darum, ob Walther seinen Stammplatz in der Ersten Mannschaft behalten würde. Nachdem er mitten in der Saison auf der Ersatzbank gelandet war, hatte er genug: „Das kann man mit mir nicht machen“, sagt der gebürtige Edenkobener, der in den Neunzigern für Mutterstadt in der Ersten Bundesliga an der Bahn stand und anschließend zusammen mit Jürgen Staab dafür gesorgt hatte, dass es die Gerolsheimer aus der Landesliga II bis in die Zweite Bundesliga schafften. „Wir befinden uns seit längerem in einem Umbruch und wollen verstärkt auf die Jüngeren setzen“, erklärt Staab, der seit der laufenden Saison Sportwart beim TuS Gerolsheim ist. „Aber soweit ich weiß, hatte Roland vorher kommuniziert, dass er künftig in der Zweiten Mannschaft antreten wolle.“ Dennoch: Zwar hätten laut Staab viele im Verein Walthers Wechsel nicht nachvollziehen können – Unfrieden gäbe es jetzt aber nicht. Walther jedenfalls absolvierte den Rest der Runde in der TuS-Reserve und verabschiedete sich anschließend aus dem Verein – allerdings nicht, bevor er noch den Titel Deutscher Meister der Senioren eingeheimst hatte. „Das hat sich dann wie ein Lauffeuer herumgesprochen, und ich bekam etliche Angebote“, erzählt er. Unter anderem habe der Erstligist Monsheim angefragt und der SKC Mehlingen. Doch den KVG-Vorsitzenden Ralf Buch kennt Walther schon sehr lange. Ende der Neunziger gehörte der Grünstadter zum Kader der frisch in die Zweite Bundesliga aufgestiegenen Gerolsheimer. „Beim diesjährigen Sparda-Cup hat er mich gefragt, ob ich nicht seine Erste verstärken wolle.“ Als erfahrener Routinier unter den „jungen Wilden“ mit ihrem großen Potenzial und ihrer lockeren Art – das habe ihn gereizt. Von ihm nähmen sie eher ein paar Tipps an als von ihren bisherigen Kollegen, „und vielleicht kann ich auch mithelfen, dass noch ein paar Jüngere zur Mannschaft stoßen“. Roland Walther fühlt sich wohl in seinem neuen Verein. „Ich bin super aufgenommen worden“, so der Rentner, der erst mit 24 zu seinem Sport gefunden hat und an der Bahn seine heutige Frau Sylvia kennenlernte. Bis vor drei Jahren hat er als Schreiner gearbeitet, was ihm eine gut trainierte Muskulatur beschert habe. „Außerdem jogge ich, gehe Radfahren und schwimmen.“ Darüber hinaus ist er regelmäßig beim Kegeltraining. „Ich kann zwar nichts mehr lernen, aber mein Niveau halten.“ DIE NÄCHSTEN SPIELE Herren, Zweite Bundesliga: TuS Gerolsheim I – KVG I, heute, 13 Uhr; Landesliga I: Fortuna Rodalben II – KVG II, morgen, Sonntag, 9 Uhr; Landesliga II Ost: KVG III – KVG IV, heute, 10 Uhr; Damen, Regionalliga: KVG I – Fort/VK Zweibrücken, morgen, 11 Uhr; SKC Monsheim II – KVG II, morgen, 16 Uhr.

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