Obrigheim Rheinpfalz-Sommertour: Was die Mühlheimer Schlosskirche besonders macht

Organist Mike Heppes wird bei der Sommertour am Dienstag das Klangspektrum der Stumm-Orgel vorführen.
Organist Mike Heppes wird bei der Sommertour am Dienstag das Klangspektrum der Stumm-Orgel vorführen.

Die Schlosskirche im Obrigheimer Ortsteil Mühlheim an der Eis gilt als historisches Schmuckstück der Pfalz. Eine Besonderheit ist die wertvolle Stumm-Orgel aus dem Jahr 1738. Bei einer Führung am Dienstag, 15. August, gibt es aber noch mehr zu entdecken.

Besonders stolz ist Presbyter Karlheinz Christ auf das Aushängeschild der protestantischen Kirche, die bereits in historischen Dokumenten von 1141 als „Basilika in Mulnheym“ erwähnt wird: Die prachtvolle Orgel, die einst von Orgelbauer Johann Michael Stumm aus Rhaunen-Sulzbach (Hunsrück) gefertigt wurde. Sie prägt durch opulente Verzierungen am Orgelprospekt das Kirchenbild.

Vor gut drei Jahren sei das Instrument aufwendig von Schimmel gereinigt worden, um den einzigartigen Klang zu erhalten, berichtet der 71-Jährige. Dafür habe es auseinandergebaut und nach der Instandsetzung wieder zusammengesetzt werden müssen. Damit sich die Teilnehmer der Sommertour nicht nur optisch von der Orgel überzeugen können, hat Christ den Organisten Mike Heppes eingeladen: „Er wird für uns ein paar Lieder spielen.“

Zudem ist die Mühlheimerin Stefanie Andres-Hummel bei der Sommertour zugegen: Sie leitet die Führung mit ihrer Expertise rund um das Kirchengebäude. Die Historie des alten Gotteshauses sei beeindruckend, versichert Christ.

Historisches Schmuckstück im Leiningerland

1343 wurde die damalige Pfarrkirche St. Matthäus dem Womser Zisterzienserinnenkloster Nonnenmünster zugeordnet. 1496 fand die Kirche samt zwei Nebenaltären im Landkapitel (Neu-)Leiningen des Synodalberichts Erwähnung. 1560 erfolgte die Umbenennung zur lutherischen Pfarrkirche. 1620 dann der Ausbau zur Schlosskirche durch die Grafenlinie Leiningen-Heidesheim.

Etwa 68 Jahre später zerstörte ein Feuer das Dach des Kirchenschiffs. Erst 1720 wurde der Anbau wieder hergestellt und im barocken Stil erweitert. Besonders interessant: Obwohl zwischen der Errichtung des Kirchenturms und des Schiffs etwa 400 Jahre liegen, ähneln sich die beim Bau verwendeten Findlingskalksteine derart, dass sich mit bloßem Auge auch heute kaum die unterschiedliche Entstehungszeit vermuten ließe.

Anfang des 14. Jahrhunderts seien außerdem die gotischen Fresken im Kirchenchor entstanden, berichtet Karlheinz Christ. Allerdings wurden die Wandmalereien, die im Chorgewölbe die vier Evangelistensymbole, an der Südwand Szenen aus dem Leben Jesu und an der Nordseite die Katharinenlegende zeigen, erst im Jahr 1920 entdeckt. Um sie zu erhalten, habe die Kirchengemeinde sie in der Vergangenheit mehrmals restaurieren lassen.

Blick vom Grafenstuhl in den Kirchenraum

Christ hebt weitere künstlerische Schmankerl hervor: Zum Beispiel prächtige Stuckarbeiten samt einer funktionstüchtigen Deckenuhr mit Wappeninitialen des Grafen Christian Carl Reinhart zu Leiningen-Heidesheim und seiner Gattin. Sie waren die Urgroßeltern der preußischen Königin Luise. Auch die Abendmahlkelche bringen Geschichte mit sich: Sie stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und kamen noch bis zum Beginn der Pandemie regelmäßig beim Abendmahl in der Schlosskirche zum Einsatz.

Karlheinz Christ freut sich bereits auf die Sommertour in Mühlheim und hofft auf viele Interessierte. „Aus dem Grafenstuhl, einem damals der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Raum, können die Teilnehmer dann mal einen Blick in den Kirchenraum werfen und sich auch die Orgel genauer anschauen“, verspricht er.

Anmeldung

Treffpunkt ist die Schlosskirche in Mühlheim an der Eis, Hauptstraße 22, am Dienstag, 15. August, 15.30 Uhr. Karlheinz Christ weist darauf hin, dass nicht im Ortskern geparkt werden kann. Parkmöglichkeiten befinden sich am Ortsausgang Richtung Obrigheim auf der linken Seite. Die Kirche kann zu Fuß (etwa 200 Meter) erreicht werden. Anmeldungen per E-Mail bis Sonntag, 13. August, 10 Uhr, ansommertour-gru@rheinpfalz.de. Im Betreff „Schlosskirche“ und in der E-Mail die eigenen Kontaktdaten angeben. Die Plätze werden verlost. Wer teilnehmen kann, wird benachrichtigt.

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