Grünstadt „Neuer Bürgerstolz entstanden“

Aufbau für den Rheinland-Pfalz-Tag: Beim „Treffpunkt Rheinland-Pfalz“ am Weckerlingplatz präsentiert sich die Landesregierung mi
Aufbau für den Rheinland-Pfalz-Tag: Beim »Treffpunkt Rheinland-Pfalz« am Weckerlingplatz präsentiert sich die Landesregierung mit einem Bühnenprogramm sowie Informationsständen und Mitmachangeboten.

«WORMS.» Mehr als 300.000 Besucher werden beim Rheinland-Pfalz-Tag bis Sonntag in der Nibelungenstadt erwartet. Über 340.000 Quadratmeter erstreckt sich das Festgelände in der Innenstadt. Oberbürgermeister Michael Kissel (SPD) spricht im Interview mit Frank Geller über den organisatorischen Aufwand, die Sicherheitsvorkehrungen und das Worms-Gefühl.

Herr Kissel, Worms war 1986 schon einmal Gastgeber des Rheinland-Pfalz-Tages. Wie haben Sie das Landesfest seinerzeit erlebt?

1986 war ich Mitarbeiter der Stadt und damals im erweiterten Organisationsteam in recht bescheidener Funktion als Helfer für Hand- und Spanndienste dabei. (lacht) So, wie das heute auch fast 400 Mitarbeiter der Stadt an verschiedenen Stellen und mit unterschiedlichen Aufgaben zu einem großen Teil ehrenamtlich tun. Sie sind auf dem Festgelände als Gästeführer unterwegs – erkennbar an den Poloshirts und Jacken – und stehen den Gästen zur Verfügung, wenn sie Fragen haben oder Hinweise brauchen. Auf dieses Engagement meiner Mitarbeiter bin ich besonders stolz. Und die Begeisterung wirkt ansteckend. Wenn Sie die Organisation heute mit der vor 32 Jahren vergleichen – was hat sich verändert? Nahezu alles! Mein Büroleiter Karl-Heinz Winkler, dem die Gesamtleitung im Organisationsstab obliegt, hat sich mal die Akten von damals aus dem Archiv kommen lassen. Das waren 1986 gerade mal drei Leitz-Ordner. Heute würden die Papiere, die es nur in digitaler Form gibt, mehrere Aktenschränke füllen. Soweit ich mich erinnere, fand das Fest damals in einem relativ überschaubaren Bereich statt. Das ist mit den Dimensionen in diesem Jahr überhaupt nicht vergleichbar. Auch nicht mit dem organisatorischen Aufwand. 16 Arbeitskreise haben sich mehr als ein Jahr lang in verdichteter Taktfolge bis in die letzten Tage hinein mit der Vorbereitung des Festes beschäftigt und sich eng mit der Staatskanzlei in Mainz abgestimmt. Da geht es um viele Tausend Fragen, die zu klären sind. Der Hauptpart ist natürlich das Thema Sicherheit. Wie kam es zu der Idee, sich erneut um die Ausrichtung zu bewerben? Als Wormser Oberbürgermeister war ich regelmäßig bei den Rheinland-Pfalz-Tagen und war der Meinung, es ist an der Zeit, dass sich Worms wieder mal bewirbt und auch präsentiert. Wir möchten deutlich machen, wie sehr sich die Stadt in den letzten 15 bis 20 Jahren zum Positiven verändert hat. Worms befindet sich im Aufwind und hat nicht nur einen quantitativen Zuwachs bei den Einwohnerzahlen in Richtung 90.000. Die Stadt hat sich selbst den Grauschleier der schlechten Laune heruntergezogen. Das vielfältige kulturelle Angebot – Stichwort Nibelungen-Festspiele, das Festival Jazz and Joy, das Spectaculum oder die Kulturnacht –, aber auch die wirtschaftliche Entwicklung und die Präsentation der innerstädtischen Plätze, Straßen und der Fußgängerzone haben sich verbessert. Daraus ist ein neuer Bürgerstolz entstanden. Das wollen wir zeigen, auch mit Blick auf die touristischen Potenziale der Stadt. Wie wird sich Worms den Gästen in diesen drei Tagen präsentieren? Wir haben eine große Festmeile, die vom Hauptbahnhof bis zum Rheinufer reicht. Und wir bespielen die gesamte Innenstadt mit 13 Bühnen und 32 Aktionsflächen mit unterschiedlichen Themen. Dazu kommt noch die Informationsmeile der Landkreise und Städte. Die Wohlfahrtsverbände, die Sozialverbände und die 13 Stadtteile präsentieren sich. Es gibt Informationen zu den Themen Energie und Klimaschutz. Etwas Besonderes wird die Sportmeile sein. Auf mehr als einem Kilometer Länge präsentieren sich über 30 Wormser Sportvereine mit ihrem Angebot. Ebenso anziehend wird das Weindorf der Wormser Winzer sein. Da wird es für die Besucher auch viele Genuss- und Mitmachaktionen geben. 900 Polizisten sollen das weiträumig abgesperrte Festgelände schützen. Hinzu kommen Sicherheitsdienste, Feuerwehr, THW, Sanitäts- und Rettungsdienste. Kann man das Fest als Besucher unbeschwert genießen? Gerade mit den umfassenden Sicherheitsvorkehrungen wollen wir dafür sorgen, dass die Menschen das Fest angstfrei und in größtmöglicher Sicherheit genießen können. Das erfordert allerdings einen ungeheuren Aufwand. Die gesamte Innenstadt wird über diese drei Tage hermetisch abgesperrt. Auch eine der beiden Rheinbrücken und die B 9 entlang des Festplatzes am Rhein, wo die große RPR-Bühne stehen wird, werden während der Veranstaltungszeiten komplett gesperrt. Das bedeutet, dass wir einen großräumigen Umleitungsverkehr auch für die Industrie- und Gewerbeunternehmen in unserem Norden organisieren mussten. Wir haben das frühzeitig mit allen Betroffenen kommuniziert, natürlich auch mit den Bewohnern der Innenstadt. Wie tief muss Worms ins Stadtsäckel greifen, um das Fest auszurichten? Alleine für die Sicherheitsmaßnahmen haben wir einen Aufwand von fast einer halben Million Euro. Hinzu kommen Kosten für Marketing, Programm, technische Infrastruktur, Reinigung und touristische Projekte, die sich auf rund 660.000 Euro belaufen. Im Moment sieht es so aus, dass wir trotz Spenden und Sponsoringmitteln von etwas über einer halben Million Euro ein Defizit von knapp einer Million Euro haben werden. Inwiefern kann Worms trotzdem vom Rheinland-Pfalz-Tag profitieren? Wir erwarten 300.000 Besucher und mehr. Das kann in Richtung 400.000 gehen, darauf sind wir eingerichtet. Wir hoffen, dass das Fest auch nachhaltige Effekte hat, was die touristische und kulturpolitische Ausrichtung anbelangt. Neben der Außenwerbung für die Stadt erfahren wir schon jetzt eine identitätsstiftende Wirkung nach innen, eine Stärkung des Worms-Gefühls in der Bevölkerung. Das Fest ist eine großartige Gemeinschaftsleistung. Das ist für mich der wichtigste Aspekt. Haben Sie bei der Spiele-App „Schaz“ schon erfolgreich Punkte gesammelt? Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, das auszuprobieren. Das von Studenten und Dozenten zusammen mit der städtischen Kultur- und Veranstaltungsgesellschaft entwickelte Projekt ist eine Besonderheit des Festes, mit der wir landesweit geworben haben. Wir wollen das als neues Marketinginstrument auch weiter für die touristische Werbung nutzen. Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten an diesen drei Tagen? Klammer auf – wenn’s vorbei ist – Klammer zu. (lacht) Als erstes freue ich mich auf die Worms-Bühne, weil es gelungen ist, 35 Wormser Musiker zu einer Allstarband zusammenzubringen. Das wird garantiert ein Höhepunkt. Ebenso bin ich auf die Sportmeile und die speziellen Wormser Angebote gespannt. Und natürlich freue ich mich auf den Umzug, weil sich da Rheinland-Pfalz komplett präsentieren wird. Und nach dem Rheinland-Pfalz-Tag wird dann gleich weiter gefeiert? Dann stehen unmittelbar die Feierlichkeiten zum tausendjährigen Weihejubiläum des Doms am 9. Juni an. Danach blicken wir schon in Richtung der Nibelungen-Festspiele, fast unmittelbar daran schließt sich Jazz and Joy an. Und schon eine Woche später beginnt bereits das Backfischfest. In Worms wird es nicht langweilig. Im Netz www.rlp-tag.de und www.worms2018.de —Schatzsuche: https://schaz-suche.de | Interview: Frank Geller

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