Grünstadt Mittfünfziger zum Headbangen animiert

Mit großer Geste: Sänger Pouya Nemati von der Deep-Purple-Tributeband Black Night beim Auftritt auf dem Nackterhof.
Mit großer Geste: Sänger Pouya Nemati von der Deep-Purple-Tributeband Black Night beim Auftritt auf dem Nackterhof.

Nachdem die Besucher von Rock im Hof am Freitag schon Musik von Bryan Adams, Jethro Tull und Led Zeppelin genießen durften, wurden ihnen am Samstag Stücke von Santana, Deep Purple und The Doors präsentiert. Je später es wurde, desto mehr füllte sich das Festivalgelände auf dem Nackterhof. Zur Zugabe von Niagara, die den Auftakt übernahmen, waren rund 300 Musikfans anwesend. Bei Black Night bebte dann der Hof.

Die Mannheimer Gruppe Niagara, die sich vor knapp 40 Jahren formierte und zunächst eigene Stücke spielte, hat es sich um die Jahrtausendwende zur Aufgabe gemacht, Carlos Santanas Lebenswerk zu ehren. „Eigentlich war es nur ein von unserem damaligen Gitarristen angeregtes Projekt“, erinnert sich der Schlagzeuger Peter Bouché. Der 57-Jährige ist neben dem Sänger Gerd Schönherr das letzte verbliebene Gründungsmitglied. „Die anderen sind aber auch schon zehn bis 20 Jahre dabei“, so Bouché. Die sieben semiprofessionellen Musiker sind um den Originalsound und authentische Interpretationen der Latin-Rock-Songs von Santana bemüht. Dabei sind sie mit Spaß bei der Sache. Voller Leidenschaft agiert auch die aus Kaiserslautern stammende Deep-Purple-Tributeband Black Night, die ihr Debüt auf dem Nackterhof feiert. Ob Jürgen Walzer an der Gitarre, der Herr über die Tasten Wolfgang Dobner, Bassist Claus Urbanczyck oder der die Sticks schwingende Uwe Stahl – die Spielfreude der Musiker ist offensichtlich. Ganz besonders engagiert gibt sich Sänger Pouya Nemati. Der Mann beweist Kondition, hüpft wie ein Flummi immer wieder im nebeligen Rampenlicht auf und ab (ganz extrem bei dem Klassiker „Perfect Strangers“), wobei er auch noch singt. Er verbreitet gute Laune, reißt mit, doch er trifft recht oft nicht den Ton. Vielleicht kann er sich selbst nicht richtig hören bei der undifferenzierten, bassbetonten Abmischung. Vermutlich ist aber eher die extreme Belastung der Stimmbänder schuld, der im Lauf der Zeit Tribut gezahlt werden muss. Ein Indiz dafür: Nemati klingt schon beim Soundcheck heiser. Ihm fällt das auch selbst auf, bittet mitten im Konzert, die Nebelmaschine auszuschalten, weil er keine Luft mehr bekomme. Dennoch lässt er keine Gelegenheit aus, den typischen Urschrei von Ian Gillan zu kopieren, und beginnt damit gleich beim Auftakt mit „Highway Star“. Bei „Child In Time“, diesem unter die Haut gehenden Protestsong gegen den Vietnamkrieg, gelingt es dem Black-Night-Frontmann nicht, dem Publikum einen Schauer über den Rücken zu jagen. Das macht zum Teil der ausgezeichnete Gitarrist wett, der in Ritchie-Blackmore-Manier über die Saiten fegt. Immer wieder belegt Walzer, dass er sein Instrument hervorragend beherrscht, ob mit markanten Riffs oder rasanten Soli. Insgesamt sind die Mitglieder des Quintetts Meister auf ihrem Gebiet. Sie liefern steinharten, handwerklich sauberen Rock ab. Der Sound ist annähernd echt, dank Marshall-Verstärkern und Hammond-Orgel, auf der Dobner fantastische Läufe erzeugt. Schön auch die Frage-Antwort-Spielchen von Keyboarder und Gitarrist oder Gitarrist und Sänger. Bass und Drums bilden zuverlässig das rhythmische Fundament, das manchen Mittfünfziger auf dem Festivalgelände zum Headbangen animiert. „Ich fühle mich wie 16!“, schwärmt ein Besucher. Ausleben kann er dieses Gefühl – außer beim Ausflug in die neuere Ära der Deep-Purple-Geschichte mit „Ted The Mechanic“ – unter anderem bei „Hush“, „Strange Kind Of Woman“, der wunderschönen Ballade „When A Blind Man Cries“ und bei dem legendären Song „Smoke On The Water“, auf den in der Setlist verzichtet wurde, um ihn als krönende Zugabe zu bringen.

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