Eisenberg Mireille Giel für ihre TSG-Chronik ausgezeichnet

Mireille Giel und Albert Herrmann mit dem Buch „Turn- und Sportgemeinde Eisenberg“.
Mireille Giel und Albert Herrmann mit dem Buch »Turn- und Sportgemeinde Eisenberg«.

Für ihr Buch „Turn- und Sportgemeinde Eisenberg“, in dem die Geschichte der TSG Eisenberg von 1878 bis 1951 zu lesen ist, wurde Mireille Giel, die Vorsitzende der TSG Eisenberg, vom Verein Pfälzische Sportgeschichte ausgezeichnet.

Wie alles begann: Beim Stöbern auf dem Dachboden des Hauses seiner Familie hatte Albert Herrmann, der zweite Vorsitzende der TSG Eisenberg, eine alte Chronik gefunden und zuvor schon vier Protokollbücher von Vorgängervereinen der TSG aus den Jahren 1878 bis 1933, die er dem Verein übergeben hatte. Allerdings waren diese Protokollbücher in Sütterlin verfasst, einer altdeutschen Schriftart, die heute die wenigsten noch verstehen können.

Mireille Giel, die Vorsitzende der TSG Eisenberg, hat sich über den Fund gefreut. „Fast ehrfürchtig und vor allem wissbegierig schlug ich am Anfang vorsichtig eines der Protokollbücher auf und versuchte zu lesen, was bei einzelnen Wörtern auch ganz gut funktionierte. Aber beim eigentlichen Text kam ich nicht weiter – welche Enttäuschung“, erinnert sie sich. „Glücklicherweise erinnerte ich mich an Herrmann Schäfer aus Steinborn, der Sütterlin lesen kann und der unentgeltlich und mit viel Geduld sowie Liebe zum Detail die Protokollbücher dann auch eines nach dem anderen in unsere heutige lateinische Schrift umschrieb“, erzählt Giel. Wie in der Transkription üblich, seien sowohl Rechtschreibung als auch Grammatik der damaligen Zeit beachtet worden. „Jedes Wort wurde in der Originalschreibweise belassen, selbst wenn es aus heutiger Sicht einen Schreib- oder Rechtschreibfehler aufweist“, erklärt sie.

Nächte lang durchgearbeitet

So sei letztlich die Idee einer modernen Chronik entstanden, die 2021 vorgstellt wurde und nun schon mehrere Auflagen hat. 550 Seiten umfasst das Werk. In mühevoller Kleinarbeit trug Giel aus alten Schriften, Zeitungsartikeln und vielen Protokollen die Vereinsgeschichte der TSG zusammen, rekonstruierte Wettkämpfe und trug akribisch Wissenswertes zu den damaligen Vereinsgruppen zusammen. Neben den Protokollbüchern enthält das Buch viele interessante Fakten, beispielsweise über die Vereinsfahne, statistische Erhebungen und diverse Recherchen, aber auch viele Zeitungsausschnitte sowie alte Fotos.

Da gab es etwa die Kunstkraftsportgruppe „Glassini“, die von 1934 bis 1979 aktiv war, Überliefertes vom „Turnerbund Jahn“, der ab 1919 als ATSV )Arbeiter-, Turn- und Sportverein) „Frei Heil“ Eisenberg neugegründet wurde sowie Wissenswertes vom „Freien Athletenclub Eiche“, den es von 1905 bis 1933 gab. Auch über den „Verein für Rasenspiele Eisenberg“ und die „DJK Deutsche Jugendkraft“, einer Abteilung der katholischen jungen Männer, finden sich Infos. Die „Freie Fußballvereinigung Eisenberg“ und die Radfahrervereine „Wanderlust“ und „Edelweiß – Solidarität“ und „Eistal“ findet man ebenfalls in der Chronik.

Frauen und Mädchen seien übrigens erst seit 1911 in Sportvereinen zugelassen gewesen, wie das aus den Überlieferungen hervorgehe. „Die Zeit von 1933 bis zum Zusammenschluss der Eisenberger Vereine zur „Turn- und Sportgemeinde Eisenberg“ im Jahr 1951 ist ein eigenes Kapitel in meinem Buch“, erzählt Giel, die häufig bis spät in die Nacht an dem Buch arbeitete. Durch ihre Arbeit habe sie den Vereinsmitgliedern und TSG-Freunden die Einsicht in diese alten Schätze gewähren wollen. „Wenn man bedenkt, in welchen politisch schwierigen Zeiten sich das Ganze abgespielt hat – es gab zwei Weltkriege in dieser Zeit - sehe ich die Chronik als meinen persönlichen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft“, sagt sie lächelnd.

Eigene Integration bezeugt

Es sei ihr wichtig gewesen, dass auch in Zukunft die Vereinsgeschichte lesbar und nachvollziehbar bleibt. In diesem Zusammenhang komme ihr ein Zitat von Altbundespräsident Roman Herzog in den Sinn, das ihre Beweggründe für ihre Recherchearbeit treffend wiedergebe: „Keine Gemeinschaft, keine Gesellschaft, auch kein Staat kann ohne Gedächtnis und ohne Erinnerung leben. Ohne Erinnerung zu leben, bedeutet ja, ohne Identität und damit ohne Orientierung zu leben.“

Giel will mit der Chronik auch ihre eigene Integration bezeugen und damit andere ermutigen, sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl einzusetzen. Sie sagt: „Was mich betrifft, gibt es Integration in zweierlei Hinsicht in der TSG: als Person mit Migrationshintergrund und als Frau in einer Männerdomäne.“

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