Leiningerland Leininger Nachlese: Sessel ist nicht gleich Sessel

Es geht um diese Sessel hier, nicht um die aus der Filmwelt.
Es geht um diese Sessel hier, nicht um die aus der Filmwelt.

Manchmal muss man sich schon wundern, wie vermeintlich eindeutige Nachrichten vollkommen falsch in der Welt ankommen. Am 28. November hat die RHEINPFALZ über den baldigen Rückbau des Europa-Kinos in der Jakobstraße berichtet. Dort war im Juni 2015 der letzte Film gelaufen. Bevor die Abrissbirne zuschlägt, gilt es, zu retten und zweitzuverwerten, was möglich ist. Unter anderem muss das Mobiliar raus – aber bitte nicht aus der Filmwelt, dem neuen Grünstadter Kino!

Das scheint allerdings nicht überall so klar angekommen zu sein: Zur großen Verwunderung von Oliver Lebert, der mit Alexander Cyron zwölf Jahre lang das Europa-Kino geleitet hat und am 2. Juli 2015 die Filmwelt Grünstadt auf dem Didiergelände eröffnete, erreichten ihn seit Ende November zahlreiche Anfragen von Menschen, die ihm die Sitze aus den sechs Kinosälen abkaufen wollten. Bereits am Montag waren bei ihm zehn E-Mails aufgelaufen. Der Förderverein einer Freiwilligen Feuerwehr aus der Region habe sich beispielsweise nach den Maßen, der Befestigungsmöglichkeit und dem Preis erkundigt. „Auch sollte ich doch ein paar Fotos zur Veranschaulichung schicken“, berichtet der 51-Jährige kopfschüttelnd.

Filmwelt nur vorübergehend zu

Er habe dem Verein – wie den anderen E-Mail-Schreibern – erklärt, dass man hier offensichtlich falsch informiert sei. Die Filmwelt sei, ebenso wie das Restaurant Didier’s, „lediglich aufgrund der Beschlüsse von Bund und Ländern zur Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus vorübergehend geschlossen“. Er wies die Verfasser der elektronischen Briefe auch darauf hin, was gemeint sein könnte: nämlich Sessel aus dem alten Europa-Kino, das einem neuen Bauprojekt weichen soll.

Tatsächlich verhält es sich so, dass Jochen Schumacher, der neue Eigentümer des alten Gebäudes, in dem vor 109 Jahren die ersten Einakter auf Leinwand gezeigt wurden, die Sitzgelegenheiten aus den Sälen „Europa“ und „Studio“ an den Mann oder die Frau bringen will. Ob die roten und grauen Bezüge der viel benutzten und nun schon etwas verstaubten Sitze aber bei Tageslicht noch so gut aussehen, wie es im Halbdunkel den Anschein macht?

Diese Sessel werden noch gebraucht

Die modernen, schicken Sessel in der Filmwelt müssten sich dagegen nicht im Schummerlicht verstecken, sollen aber noch viele weitere Jahre bleiben, wo sie sind. Auch wenn eine ältere Dame anderer Ansicht war. Wie Lebert berichtet, stand sie am Montag mit ihrem Enkel vor dem Lichtspielhaus im Von-Ketteler-Ring. „Sie sagte, sie interessiere sich besonders für die Recliner und Daybeds in den beiden neuen Deluxe-Sälen“, erzählt er. Vielleicht hätten ihr auch die breiten VIP-Sessel mit verstellbarer Rückenlehne, Fußhocker und Servicetischchen gefallen oder die Pärchen-Sofas aus der letzten Reihe.

All das wird aber noch gebraucht, denn es soll wieder zum Einsatz kommen, wenn die Kinos aufmachen können. Zum Glück!

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