Grünstadt Leininger Nachlese

Etwas mau kam sie ja daher, die im Vorfeld so gehypte Fußball-WM-Eröffnungszeremonie, die da am Donnerstagabend im Stadion von Sao Paulo über die Bühne ging. Das Stadion nur halbvoll, die Akteure gestresst und alles irgendwie schon mal da gewesen. Hoffnung keimte mal kurz auf, als sich die überdimensionale Kugel auf der Spielfeldmitte öffnete und ZDF-Kommentator Béla Rethy eine große Überraschung ankündigte. Möglicherweise ein Samba tanzender FIFA-Boss Sepp Blatter im goldenen WM-Pokal-Bodypainting? Das wäre zumindest lustig gewesen. Aber nö. Wenig überraschend befand sich im Inneren der Kugel Jennifer Lopez, die angeblich irgendetwas geträllert haben soll. So genau wusste man das nicht. Der Sound. Eh egal, am Ende ging es ja auch um den Fußball, das Eröffnungsspiel, Brasilien gegen Kroatien. Der ganze Zinnober fesselte weltweit Millionen vor den TV-Bildschirmen – oder vor Großleinwänden auf Public-Viewing-Fanmeilen. Auch in Grünstadt hatte man ja dieser Tage ein solches „Public Viewing“ auf dem Carrières-sur-Seine-Platz angekündigt, wie wir mehrfach berichtet haben. Zunächst hatten wir uns nichts dabei gedacht, dann aber erreichten einige Briefe die Redaktion. Ob wir nicht wüssten, dass im Angloamerikanischen der Begriff „Public Viewing“ gemeinhin die öffentliche Aufbahrung von Verstorbenen bezeichne, so der Tenor. Schockschwerenot. Hatten wir Fiji’s-Lounge-Betreiber Florim Mustafaj etwa falsch verstanden? Plante dieser am Ende gar kein feierliches Rudel-Fußballgucken, sondern verfolgte er ganz andere, ja, gar makabre Pläne? Das ließ uns keine Ruhe, und so schickten wir unseren ebenso jungen wie mutigen Mitarbeiter Christian Schäffling auf den Platz. Sein Bericht (siehe oben auf dieser Seite) ließ uns durchatmen: alles ok, alles in Ordnung. Es geht in den nächsten vier Wochen auf dem CSS-Platz tatsächlich nur um König Fußball. Leichen wurden jedenfalls keine aufgebahrt. Das einzige, das am Donnerstag dank eines japanischen Schiedsrichters zu Grabe getragen wurde, war die sportliche Fairness. „Erschd mol gud gess’, gschafft is glei“, diese Haltung schreibt man ja den Pfälzern zu. Und sie ist ja auch gar nicht negativ zu sehen, zeigt sie doch, wie wir Pfälzer ranklotzen können. Bedingung hierfür wiederum: etwas Gutes auf dem Teller. Dass es das im Leiningerland nicht nur in Restaurants, sondern auch am heimischen Herd gibt, beweisen begabte Hobbyköche im Fernsehen: Kürzlich gewann Ude Biedinger aus Bockenheim die „Küchenschlacht“ im ZDF, überzeugte mit ihren Gerichten Sterneköche wie Johann Lafer, Cornelia Poletto und Alfons Schuhbeck. Mit „Omas Frikadellen“ und anderen Leckereien ließ sie ihre fünf Mitbewerber hinter sich. Gestern Abend war Tobias Ueberschaer beim „Perfekten Dinner“ auf Vox an der Reihe. Zwar fiel die Entscheidung darüber, wie der Neuleininger abgeschnitten hat, erst nach Redaktionsschluss. Aber auch Ueberschaer hat sicher Ehre für unsere Region eingelegt.

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