Grünstadt Kurioser Aussetzer führt zur Niederlage

Die 65 Zuschauer erlebten eine kuriose Szene, wie man sie selten bei Fußballbegegnungen sehen dürfte und die zum glücklichen, aber nicht unverdienten 2:1-Siegtreffer drei Minuten vor Schluss für den VfB Bodenheim im Spiel der Landesliga Ost gegen den VfR Grünstadt führte.

GRÜNSTADT. Was war passiert? Schiedsrichter Nicholas Schlindwein (Rheinzabern), der sehr umsichtig eine hart umkämpfte, aber eigentlich faire Partie leitete, pfiff nach einem leichten Tackling kurz vor der Mittellinie Freistoß für die Platzherren. Ein VfR-Akteur führte diesen aus, spielte das Leder auf den etwa zwei Meter entfernt stehenden Deniz Ali. Der fasste unnötig den Ball mit der Hand an, um diesen etwa einen Meter weiter zurechtzulegen. Der Unparteiische pfiff berechtigt Handspiel. Ein Bodenheimer Akteur passte das Leder exakt auf den sofort reagierenden Norman Loos, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und den viel umjubelten 2:1-Siegtreffer erzielte. Während die Rheinhessen jubelten, herrschte unter den wenigen Grünstadter Anhängern Fassungslosigkeit auf der Clubheim-Terrasse plötzlich war sekundenlang Stille, dann Kopfschütteln, Verärgerung und lautstarke Unmutsäußerungen. Währenddessen schienen die VfR-Spieler, allen voran „Unglücksrabe“ Ali, am liebsten im Erdboden zu versinken. Dennoch: Auch in den letzten drei Minuten erspielten sich die Gastgeber noch gute Chancen zum Ausgleich. Das wäre aber wohl doch des Guten zu viel gewesen. Dabei hätte der VfR viel früher „den Sack zumachen müssen“, denn was die Grün-Weißen an Chancen versiebten, war für ihre Fans fast eine Zumutung. Sofort nach Anpfiff war deutlich der Siegeswillen beim Team von Trainer Horst Schellenschläger zu erkennen. Der 19-jährige Florian Frank festigte neben Mannschaftskapitän Jochen Gillmann erstmals von Beginn an die Innenverteidigung, erfüllte seine Aufgabe gut. Er ersetzte Tobias Haffke, der wegen einer Leistenverletzung passen musste. Dadurch konnte Fabian Herchenhan als „Sechser“ mehr ins Mittelfeld rücken und Tim Klag unterstützen. Die Außenverteidigerpositionen wurden von Ali und Czekalla besetzt. Andreas Buch, Michael Feuerbach und Tobias Fath zeigten aus dem Mittelfeld heraus zunächst enormen Offensivdrang und setzten Akzente. Ganz vorne rackerte Dominik Brust, ohne zunächst das Glück auf seiner Seite zu haben. So waren es Fath (8./10.) und Brust (16.), die „Hundertprozentige“ versiebten. Es war zum Haare raufen. Als bei ihrer ersten Chance die Rheinhessen durch Nelson Kari-Kari überraschend in Führung gingen (35.), meinte der einstige Spielertrainer der VfR-Meistermannschaft von 1979, Bernhard Oberle, auf der Terrasse: „Durch die Nichtverwertung glasklarer Möglichkeiten wurde Bodenheim vom VfR aufgebaut.“ Und der Trainer der dritten Grünstadter Mannschaft, Ralph Lampert, stellte fest: „Das wird immer bestraft.“ Nach der Pause, als Czekalla im Strafraum von Gästeakteur Kari-Kari gelegt wurde, verwandelte Brust den Strafstoß souverän zum Ausgleich (57.). Dann erspielten sich die Pfälzer glasklare Möglichkeiten, als Gillmann aus kurzer Distanz nach einem Czekalla-Freistoß über den Querbalken schoss (65.) und ebenso Feuerbach aus aussichtsreicher Position den Ball verzog (69.). Dann war es wieder Fath, der einen Eckball von Ali direkt aus der Luft nahm und seinen vor der Linie stehenden Mitspieler förmlich „umschoss“. Der Ball hätte vermutlich das Netz zerrissen (80.). Das hätte die Führung sein müssen. Zwei Minuten danach zog Buch aus 16 Metern ab, Gästekeeper Mareck Dörr klärte sicher. Dann passierte der besagte Aussetzer von Deniz Ali, der die zweite Saisonniederlage der Rasenspieler letztlich besiegelte. VfR-Trainer Schellenschläger, der überraschenderweise in der Begegnung keine Auswechslung vornahm, war nach der Partie völlig bedient und sagte stinksauer: „Wir verlieren durch haarsträubende Schnitzer gegen einen Gegner, der zu schlagen war.“ Der Coach fügte an: „Zudem haben wir dieses Mal schon wieder einige tausendprozentige Chancen vergeben. Wenn das so weiter geht, gewinnen wir kein Spiel mehr. Jetzt kommen erst die dicken Brocken. Das Sommermärchen ist vorbei.“ (lau)

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