Grünstadt In der ländlichen Männerwelt durchgesetzt

Sie waren Schriftstellerinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Kommunalpolitikerinnen oder engagierten sich in sozialen Bereichen. Die Rede ist von 36 bemerkenswerten Frauen aus der Region, deren Portraits im Azurit Seniorenzentrum Zehnthof derzeit ausgestellt sind. Eröffnet wurde die Ausstellung „Frauenspuren in der Westpfalz“, die bereits in anderen Orten zu sehen war, am Freitag.

Die Idee zu dem Projekt der Gleichstellungsbeauftragten der beteiligten Kreise Donnersberg, Kaiserslautern und Kusel sei 2012 entstanden, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte des Donnersbergkreises, Ute Grüner. Historische Schriften, wie es sie bislang gebe, seien oft von Männern verfasst und schenkten Frauen, gerade in ländlichen Regionen, eher wenig Beachtung. Mit einigen Sätzen stellte Grüner die Frauen der Ausstellung vor, die alle bereits verstorben sind – beispielsweise die Frauenärztin Edeltraud Sießl aus Kirchheimbolanden, die Dichterin Susanne Faschon aus Jakobsweiler oder Hedwig Schardt aus Kirchheimbolanden, die erste Frau im dortigen Kreistag. Besonders interessant für die anwesenden Eisenberger Bürger war die von Hermann Schäfer verfasste Biografie der 1894 in Eisenberg geborenen Metzgers- und Gastwirtstochter Charlotte Pfützner, die ein großes soziales Engagement an den Tag legte. Sie habe sich, so Grüner, beispielsweise der damaligen ersten ausländischen Gastarbeiter angenommen. Was der Nachwelt von ihr blieb, sind zahlreiche Heimatgedichte, die die rührige Frau in hiesiger Mundart schrieb. Im Wechsel lasen Grüner und die Vorsitzende des Kreisseniorenbeirats, Ingrid Schlabach, kurze Gedichte wie: „Unser Palz“, die „Grumbeer“ oder „De Latwerg“ vor, was den Gästen offensichtlich gefiel. Werner Puhlmann sang mit „Wahre Freundschaft“ einen von vier Texten Pfützners, die er vertont hat. Eigens von den anwesenden Heimbewohnern einstudiert erklang das „Eisenberger Lied“. Noch nicht abgeschlossen sei die Spurensuche, sagte Ute Grüner und rief Bürger dazu auf, sich zu melden, wenn sie weitere interessante Vorschläge zu Frauenleben in der Region machen und darüber berichten können. Stadtbürgermeister Adolf Kauth und der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Eisenberg Reinhard Wohnsiedler bezeichneten die Ausstellung als einen tollen Anlass, eine ehemalige Eisenbergerin zu würdigen und Geschichte weiterzutragen. Der Hausleiter des Seniorenzentrums, Hendrik Meinen, der mit seinem Team für die Bewirtung sorgte, lud die Bevölkerung zum Anschauen der Ausstellung von montags bis sonntags in die Räume im Zehnthof ein. Im Anschluss an den offiziellen Teil wartete Kaffeehausmusik mit der Sängerin Petra Lauer sowie Kaffee und Kuchen auf alle Bewohner und Besucher. (eha)

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